Gerolfing
Ein Sieg für die Völkerverständigung

Fußballspiel zwischen Deutschen und Chinesen ist der Höhepunkt des Besuchs einer Delegation aus Foshan

26.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:37 Uhr

Foto: Johannes Hauser

Gerolfing (DK) Auf dem Fußballplatz gab es zwar eine Niederlage, aber am Ende waren alle Sieger - und es gab strahlende Gesichter. Ein Spiel zwischen einer Jugendmannschaft aus Foshan und aus Gerolfing war am Samstag der Höhepunkt des Besuchs einer chinesischen Delegation in Ingolstadt.

Einträchtig sitzen sie am Mittag an einem langen Tisch im Sportheim des FC Gerolfing. Sie essen und feiern gemeinsam - nur mit der Verständigung will es unter den Jugendspielern nicht so recht klappen. "Wir können nicht Chinesisch, und unsere Gäste sprechen nur wenig Englisch", bedauert Andreas Gensberger (15) von der B-Jugend des Fußballclubs. Aber mit Händen und Füßen geht es schon. "Fußballer verstehen sich auch ohne große Worte", meint Haoran Li, der die Middle School in Foshan besucht.

Wenige Minuten vor dem gemeinsamen Mittagessen haben die Schüler aus Ingolstadts jüngster Partnerstadt die Gerolfinger auf dem Sportplatz mit 3:1 besiegt. "Es war ein superfaires Spiel", findet Schiedsrichter Hubert Meisinger nach dem Abpfiff der einstündigen Begegnung vor rund 150 begeisterten Zuschauern. FC-Jugendtrainer Stefan Göppel zollt den Gegnern vollen Respekt: "Die Chinesen haben verdient gewonnen."

Sieg hin oder her: Was am Ende des ereignisreichen Tags zählt, ist die Völkerverständigung. Bürgermeister Sepp Mißlbeck zeigt sich überzeugt davon, dass hier eine "aus dem Herzen kommende Freundschaft entstanden ist". Belege dafür gibt es genug an diesem sonnigen Samstag: Deutsche und Chinesen sitzen fröhlich zusammen, es wird sich zugeprostet, auch Umarmungen fehlen nicht. Und es werden viele Geschenke ausgetauscht: Wimpel, Trikots und Bierkrüge.

"Das Fußballspiel und das Mittagessen sind die Höhepunkte unseres Aufenthalts in Ingolstadt", sagt Haoran Li. Der 14-Jährige ist zum ersten Mal in Deutschland. "Die Menschen hier sind sehr freundlich. Wir fühlen uns wohl", betont er. Und das, obwohl die zwei Länder "sehr unterschiedlich sind". Auch Zhixun Liang zeigt sich begeistert: "Ingolstadt und ganz Deutschland sind sehr schön. Die Luftqualität ist hier besser als in China, und es gibt nicht so viel Verkehr." Der 15-Jährige wohnt mitten in der Sieben-Millionen-Einwohner-Stadt Foshan.

Von dort ist die 20-köpfige Delegation aus Fußballern und Politikern am Donnerstag aufgebrochen. Besonders am Samstag ist das Programm dicht gedrängt. Bereits am Morgen empfangen Bürgermeister Sepp Mißlbeck und Stadträte die Gruppe um Canrong Deng im historischen Sitzungssaal des Alten Rathauses. Mißlbeck betont: "Die ältere Generation hat den Vertrag zur Städtepartnerschaft zwischen Ingolstadt und Foshan unterschrieben; jetzt muss die Jugend die Freundschaft leben." Nach seinen Worten wünscht sich die Stadt Ingolstadt nicht nur in sportlicher Hinsicht eine Partnerschaft mit Foshan, sondern auch in "allen anderen Lebensbereichen".

Vom Rathaus ging es direkt zum Gerolfinger Sportplatz. Dort empfingen die Blaskapelle Kolpingia, FC-Vorsitzender Harry Steger, Stadtrat Christian Lange und weitere Ehrengäste die Delegation aus Fernost. Internationale Stimmung kam auf, als die Nationalhymnen Deutschlands und Chinas gespielt wurden. Das Fußballspiel und Mittagessen (es gab Rinderbraten mit Knödel) folgten. Und einige Reden. "Wir werden den Schul- und Jugendaustausch zwischen beiden Städten vorantreiben", versprach Kulturreferent Gabriel Engert.

Delegationsleiter Canrong Deng bezeichnete den viertägigen Besuch der Chinesen als "sehr wichtig in unserem Leben". Die Gastfreundschaft habe ihn stark beeindruckt, sagte der stellvertretende Generalsekretär der Stadtregierung von Foshan. Er nahm einen kräftigen Schluck aus dem Bierkrug. "Das bayerische Bier ist besser als das chinesische", räumte Deng auf DK-Anfrage ein. Und wie schmeckte die bayerische Küche? "Gut", meinte der Schüler Haoran Li. Gewöhnungsbedürftig sei allerdings das Essen mit Gabel und Messer statt mit Stäbchen gewesen. Und große Augen machte er, als der Nachwuchs des Trachtenvereins Gerolfing auftrat.