Gerolfing
Einsatz am Knackpunkt

Jede Minute zählt: Wasserwacht und Feuerwehr üben gemeinsam Eisrettung auf dem Schafirrsee

22.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:46 Uhr

Rettung per Schlitten: Wer sich einem im Eis Eingebrochenen nähert, muss sein Gewicht verteilen. Die Wasserwacht hat dazu spezielles Gerät, es können aber auch Leitern oder Bretter eingesetzt werden. - Foto: Hauser

Gerolfing (DK) Einsatzkräfte der Feuerwehr Gerolfing und der Wasserwachten aus Ingolstadt und Pfaffenhofen haben am Sonntagnachmittag auf dem Schafirrsee bei Gerolfing die Rettung eines Menschen geübt, der ins Eis eingebrochen ist. Dazu wurden mehrere Löcher ins rund zehn Zentimeter dicke Eis gesägt.

Mitglieder der Wasserwacht stürzten sich in Schutzanzügen in das zwei Grad kalte Wasser, um sich anschließend von den Kollegen "retten" zu lassen. Dabei kamen verschiedene Methoden zum Einsatz. Viele Eisläufer, Eishockeyspieler und Spaziergänger, die an dem sonnigen Nachmittag auf dem Eis unterwegs waren, beobachteten das Geschehen genau. Die Menschen für die Gefahren brüchigen Eises zu sensibilisieren, sei durchaus auch ein Ziel der öffentlichkeitswirksamen Aktion, erklärte Alexander Wecker, Einsatzleiter des Wasserrettungsdienstes in Ingolstadt.

Bricht jemand ein und landet im kalten Wasser, kommt es auf Minuten an. "Natürlich will jeder sofort aus dem kalten Eisloch raus", sagt Wecker. Wenn es aber nicht schnell gelingt, aus dem Wasser zu klettern, ist es besser, sich ruhig zu verhalten und Energie zu sparen. Wer sich nach rund einer Minute nicht selbst retten konnte, dem rät Wecker: "Festhalten und ganz laut um Hilfe rufen." Denn wer in Panik aufgeregt zappelt, verbraucht zu viel Energie, Zucker und Sauerstoff. Schon nach wenigen Minuten werden Arme und Beine dann steif, es droht die Bewusstlosigkeit. Wer dann absinkt, gerät schnell unter das Eis. Schnorchler und Taucher übten deswegen gestern auch die Bergung Versunkener.

Auch wenn es schnell gehen muss: Wer einem Eingebrochenen zu Hilfe eilt, muss vorsichtig sein, warnt Wecker. "Man muss unbedingt zuallererst auf den Eigenschutz achten." Auf dünnem Eis zu einem Eingebrochenen zu rennen, ist gefährlich. Man sollte ihm aus einiger Entfernung einen Rettungsring zuwerfen oder einen langen Ast reichen, an dem er sich aus dem Loch ziehen kann. Wichtig für die Retter ist, das Gewicht auf der Eisfläche möglichst breit zu verteilen. Sind mehrere Leute zur Stelle, können sie sich flach auf das Eis legen und eine Menschenkette bilden, um so in Richtung des Eingebrochenen zu rutschen.

Für die professionellen Hilfskräfte ist es ebenfalls oberste Priorität, sich nicht selbst in Gefahr zu bringen. "Auch sie müssen die Auflagefläche vergrößern", sagt Wecker. Die Wasserwacht verfügt über spezielle Eisrettungsschlitten, die an Luftmatratzen erinnern. Auf ihnen schiebt sich der Retter auf das Eisloch zu und packt den Verunglückten. Die Kollegen an Land ziehen Schlitten, Retter und den Eingebrochenen dann Richtung Ufer. Die Gerolfinger Feuerwehr nutzte bei der Rettungsübung gestern Leitern. Sie wurden über das Eis auf das Loch zugeschoben, ein gesicherter Feuerwehrmann robbte dann auf den Eingebrochenen zu und zerrte ihn aus dem Wasser.

"Die Zusammenarbeit und gemeinsame Übung mit den Ortsfeuerwehren ist sehr wichtig", erklärte Wecker. Sie verfügen über die nötige Ortskenntnis und können im Falle eines Falles den sogenannten Erstzugriff leisten, während etwa die Schnelleinsatzgruppe der Wasserwacht aus Ingolstadt heraneilt.