Geisenfeld
Eine Gitarre und ein Mikro

Mehr braucht ein Künstler nicht: Am morgigen Mittwochabend ist beim Kurfürst in Geisenfeld die nächste Offene Bühne

26.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:43 Uhr

Richard James Winter (links) hat sich die Offene Bühne einfallen lassen und organisiert sie am morgigen Mittwochabend zum fünften Mal. Künftig übernimmt diese Aufgabe Michael Bretz (rechts), der am grundsätzlichen Konzept jedoch nicht viel verändern möchte - Fotos: Wilma Bretz

Geisenfeld (DK) Zum fünften Mal organisiert Richard James Winter morgen Abend um 19 Uhr die Offene Bühne in der Kneipe „Zum Kurfürst“ am Geisenfelder Stadtplatz. Es wird sein letztes Mal sein. Der 49-jährige Geisenfelder und Erfinder dieses besonderen Künstlertreffs verabschiedet sich zwar nicht komplett, zieht sich aber in die zweite Reihe zurück. Aus diesem Anlass haben wir mit Winter gesprochen.

 

Was benötigt ein guter Musiker, um zeigen zu können, was er drauf hat?

Richard James Winter: Eine Gitarre, ein Mikro und einen Verstärker – notfalls nicht mal den. Dazu möglichst viel Talent und den Mut, sich vor Leuten hinzustellen und einfach drauflos zu spielen.

 

Und genau das ermöglichen Sie den Künstlern aus Geisenfeld und der Region mit der Offenen Bühne beim Kurfürst?

Winter: So war zumindest der Plan. Das Konzept ist nicht neu. Es gibt eine „Open Stage“ in Ingolstadt – und in größeren Städten sowieso. Besonders ist es halt schon, so etwas in einem eher kleinen Ort wie in Geisenfeld zu versuchen.

 

Aber es hat geklappt. Wann habt ihr damit begonnen und wie ist es bislang gelaufen?

Winter: Im Frühjahr vergangenen Jahres haben wir losgelegt. Der Kurfürst ist dafür eine geradezu optimale Kneipe, um so etwas zu versuchen. Sie ist klein, es haben rund 50 Leute Platz. Es gibt keine Bühne und alles ist familiär. Eigentlich optimal.

 

Wie oft findet das statt und wie laufen die Abende ab?

Winter: Der Plan war, alle sechs Wochen eine Offene Bühne anzubieten. Und das hat ganz gut geklappt. Mal waren es nur drei Künstler, mal sechs oder sieben. Ein idealer Rahmen. Und der Besuch war auch meistens gut. Nur einmal war das Wetter zu schön. Da war es schon etwas leer. Aber damit muss man im Sommer auch mal rechnen.

 

Jetzt findet am Mittwochabend ab 19 Uhr beim Kurfürst die fünfte Auflage statt. Es ist gleichzeitig Ihre letzte als Organisator. Haben Sie keine Lust mehr?

Winter: Ich habe es jetzt fünfmal gemacht und es war immer schön. Aber es sind nicht nur Abende, sondern es gibt auch viel im Umfeld zu organisieren. Ich orientiere mich gerade beruflich wieder neu. Ich baue meine Gitarren nur noch nebenbei und konzentriere mich mehr aufs Webdesign. Dazu kommen private Veränderungen. Ich finde, es schadet gar nichts, wenn sich jetzt jemand anderes stärker darum kümmert.

 

Sie ziehen sich deswegen ja nicht völlig zurück? Es ist schließlich „Ihr Kind“.

Winter: Garantiert nicht. Ich will möglichst oft dabei sein. Und es macht ja auch riesigen Spaß. Aber es ist ab sofort kein Muss mehr. Das macht es zwangloser und bestimmt nicht weniger schön.

 

Woher kommen denn die Musiker, die sich in den bisherigen vier Auflagen zum „Stamm“ entwickelt haben?

Winter: Die meisten davon sind tatsächlich aus Geisenfeld oder der direkten Umgebung. Ich habe immer eröffnet. Dann haben in der Gegend durchaus bekannte Musiker wie Biba Bauch oder Martin Proll gespielt. Michael Bretz natürlich auch. Und „Max“ war immer mal wieder da. Claude Rominger. Aber auch der Hirschinger aus Ingolstadt und Alexander Espinosa. Die Sängerinnen Lisa Müller und Pia Schlegge wollten, dass ich sie an der Gitarre begleite. Habe ich gemacht. War super.

 

Spielen alle umsonst oder gibt es Gage für die Künstler?

Winter: Gage gibt es keine. Die Offene Bühne hat eine andere Intention. Es geht darum, den Musikern ein Forum zu geben. Eine Möglichkeit, ihre Songs zu spielen und auf die Bühne zu gehen. Unter die Menschen. Um Feedback zu bekommen. Und um Live-Erfahrungen zu sammeln. Ach ja, und jeder bekommt ein Freigetränk. Ganz umsonst spielen wir also auch nicht.

 

Kann jeder kommen? Muss man sich anmelden? Oder gilt das nur für Halbprofis, die sich in der Szene schon auskennen?

Winter: Gar nicht. Eine Anmeldung wäre schön. Zumindest wenn es ein Künstler sicher weiß, dass er kommt.

 

Und wie viel Können wird erwartet? Kann auch ein Anfänger vorbeischauen?

Winter: Unbedingt sogar. Genau das war meine Intention, als ich damit begonnen habe. Am liebsten wäre es mir, wenn wir den einen oder anderen renommierten Künstler hätten und diese im Wechsel mit absoluten Anfängern spielen und singen lassen könnten.

 

Also wenn ein junger Kerl im Keller gerne Gitarre spielt und einen Lovesong für seine Liebste komponiert hat . . .

Winter: . . .dann ist die Offene Bühne genau der Ort, wo er ihn zum ersten Mal vor Publikum spielen sollte. Genau solche Leute würde ich mir wünschen. Weil wie gesagt: Ein Musiker braucht nichts außer einer Gitarre und einem Mikro, um sein Können zu zeigen.

 

Dürfen denn auch Rohrbacher, Pfaffenhofener oder Vohburger vorbeikommen?

Winter: Auf jeden Fall. Wir sind keineswegs auf Geisenfeld beschränkt. Die Abwechslung soll genau unser Trumpf sein. Es sind schon Ingolstädter bei uns gewesen. Und wegen mir können die Musiker von überall her kommen. Es sollten nur nicht zu viele werden.

 

Über wen würdet ihr euch besonders freuen, wenn er mal vorbeischauen würde?

Winter: Klasse wäre, wenn Dackel Hirmer mal Zeit für uns hätte. Das wäre fantastisch. Ansonsten wäre es schön, in diesem kleinen Rahmen bleiben zu können, weil wir unbedingt beim Kurfürst bleiben wollen. Das ist uns wichtig. Ansonsten sind wir – wie der Name schon sagt – für alles offen. Wenn einer mag, auch sehr gerne für Dichter und Denker. Ralf Possinger hat zum Beispiel mal seine Texte bei uns vorgetragen. Das war wirklich witzig und eine tolle Abwechslung.

 

Das Interview führte

Patrick Ermert.