Gaimersheim
Hoch auf dem bunten Wagen

Johann Maier ist seit 1978 beim Faschingsumzug aktiv mit den Männerschützen oder dem Gremium der Gaimersheimer Vereine

04.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:14 Uhr

26 Jahre liegen zwischen diesen beiden Aufnahmen: Auf dem linken Bild von 1990 ist Johann Maier auf dem Gremiumswagen beim Faschingsumzug zu sehen, auf dem rechten Foto von 2016 auf dem Wagen der Männerschützen, bei dem er allerdings nur noch sporadisch mitgeholfen hat, vor allem bei Vorgesprächen zur Themenfindung. - Fotos: Maier

Gaimersheim (DK) Engel Aloisius war sein Schicksal. Zumindest was die Faschingszeit betrifft. Denn seit Johann Maier 1978 beim Faschingsumzug in Gaimersheim eben diesen Münchner im Himmel auf einem Wagen der Männerschützen verkörperte, ist er jedes Jahr bei dem Umzug miteingebunden.

Dabei kannte Maier als gebürtiger Österreicher aus dem Waldviertel den Aloisius gar nicht, wie er sagt. Aber als er damals gefragt worden sei, ob er sich dafür zur Verfügung stelle, habe er sofort zugesagt. Damit war - auf die närrische Zeit bezogen - "meine Lebensgeschichte" vorgezeichnet, so der 64-Jährige.

Denn bereits im folgenden Jahr wurde er Mitglied bei den Männerschützen, die sich seit dem Wiederaufleben des Umzugs 1978 stets mit einem Wagen daran beteiligten und an dem Maier viele Jahre mitbaute. Und seit 1987 ist er beim Gremium der Gaimersheimer Vereine, das den Umzug - neben Volksfest und Weihnachtsmarkt - veranstaltet.

Inzwischen "das noch lebende Mitglied mit den meisten Mitgliedsjahren", ist Maier als Kassier und Geschäftsführer des Gremiums die treibende Kraft hinter dem Faschingsumzug. So kauft er jedes Jahr für über 3000 Euro (die je zur Hälfte die Gemeinde und das Gremium aufbringen) Süßigkeiten. Diese werden dann auf die Fußgruppen und auf die stets rund 30 Faschingswagen verteilt, von wo aus sie wiederum unter die Menschen am Straßenrand gebracht werden. Heuer gibt es übrigens vom Gremium aus erstmals keine Guadl mehr, sondern 750 Kilogramm Schokoriegel und zusätzlich noch Gummibärchen.

Doch der gelernte Koch und Konditor organisiert beispielsweise unter den Vereinen auch den Verkauf der Faschingszeichen, die für je einen Euro als "Eintritt" zum Umzug verkauft werden. Dabei hat Maier nach all den Jahren noch ein Ziel vor Augen: alle 7000 vorhandenen Zeichen an den Mann zu bringen und nicht "nur" etwa 6000.

Weil Maier außerdem zusammen mit dem Gremiumsvorsitzenden Günther Bernhardt auch mit Sicherheitsaspekten wie dem Abschluss von Versicherungen oder der Bereitstellung von Sanitätern befasst ist, weiß er aber auch, dass der bürokratische Aufwand für die Organisation eines Faschingsumzugs gegenüber früher enorm gestiegen ist. "Der Unterschied ist größer als der zwischen Tag und Nacht. Das sind Lichtjahre", sagt Maier zu den heute zahlreichen Auflagen. "Früher sind halt ein ortsansässiger Arzt und ein Sani hinter dem Zug hermarschiert." Und noch einmal ist Maier gefragt: Wenn die einzelnen Teilnehmer des Faschingsumzugs am Marktplatz ankommen, stellt er die Wagen und Fußgruppen dort vor.

Für Bernhardt ist Maier wegen all seiner Tätigkeiten deshalb "der Garant, dass der Faschingsumzug auch weiter besteht". Dass Maier dadurch selbst nicht mehr zum Wagenbauen kommt, sieht er mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Denn dabei entstünden die besten Sprüche für das Wagenthema. So wie 1984, als der heutige Eichstätter Landrat Anton Knapp und der jetzige Zweite Bürgermeister von Gaimersheim, Günther Bernhardt, um den freiwerdenden Chefsessel im Rathaus der Marktgemeinde wetteiferten (den später Knapp erreichte) und die Männerschützen mit ihrem als Pferd gestalteten Wagen "das Zugpferd von Gaimersheim" thematisierten. Oder als der marode Zustand des Trimm-Dich-Pfads aufgegriffen wurde. "Am Trimm-Dich-Pfad schaut's aus, o Graus, da machen wir 'nen Zoo daraus" lautete der Spruch und alle auf dem Wagen waren als Tiere verkleidet.

Doch immerhin hat Maier bisher stets den Wagen der Männerschützen beschriftet. Und er hat zu Hause noch viele Sachen von Umzügen, "von denen ich mich bisher nicht trennen konnte". Beispielsweise eine Golden Gate Bridge, mit der die Schaubeckkreuzung überbrückt werden sollte. "Mein Speicher ist zu zwei Dritteln mit Vereinssachen voll", sagt Maier. Außerdem ein Raum im Keller. Und die Ordner mit Unterlagen aus acht Ehrenämtern füllen zudem sein Büro.

Doch momentan hat Maier keine Zeit, um in Erinnerungen zu schwelgen. Schließlich steht an diesem Sonntag um 14 Uhr der diesjährige Umzug vor der Tür. Und wie seit Jahren hat der 64-Jährige dafür zwar schon viel im Vorfeld getan. Aber bis am Montag früh um 6 Uhr die Sperrung im Ortszentrum wieder aufgehoben wird und die Mitarbeiter des Bauhofs alles wieder sauber gemacht haben, ist trotzdem noch viel zu tun.