Gaimersheim
"Unsere Werte stehen im Vordergrund"

Bezirksbäuerin Christine Singer sprach beim Landfrauentag in Gaimersheim zum BBV-Jahresthema "Vielfalt Leben"

11.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:13 Uhr

Foto: Norbert Schmidl

Gaimersheim (DK) "Vielfalt Leben" - so lautet das Jahresthema des Bayerischen Bauernverbands (BBV). Beim gestrigen Landfrauentag in Gaimersheim wurde deutlich, dass das schon lange geplante Thema durch die Flüchtlingsproblematik noch an Bedeutung und Aktualität gewonnen hat.

Unsere Gesellschaft werde immer vielfältiger, das bedeute aber auch, dass wir ständig gefordert seien, Entscheidungen zu treffen, so Kreisbäuerin Christa Weber: "Vielfalt erfordert Eigenverantwortung." Es sei aber gleichzeitig nötig, Akzeptanz und Toleranz an den Tag zu legen und beim Zusammenleben aufeinander zu hören.

Auch die Bezirksbäuerin und stellvertretende Landesbäuerin Christine Singer aus Murnau griff in ihrem Festvortrag das Jahresthema auf. "Wir sind die Vielfalt der Frauen auf dem Land," sagte sie. Während die Bäuerinnen "früher in festen Strukturen verankert" gewesen seien, "gehen sie heute das Leben anders an". Singer rief die Anwesenden zu einem gesunden Maß an Selbstbewusstsein auf, obwohl oder gerade weil sie feststellen musste, "wir fühlen uns alle nicht mehr ganz wohl" - spätestens seit der Silvesternacht in Köln. Sie fügte aber auch sofort an: "Wir waren und sind Freiheit gewohnt." Wir müssten deshalb "mitteilen, dass unsere Werte im Vordergrund stehen".

Für die Bezirksbäuerin beinhaltet "Vielfalt Leben" ein Füllhorn von Optionen, vor allem aber Freiheit, und zwar auch die Freiheit, aus verschiedenen Möglichkeiten wählen zu können, ob beim Auto- oder beim Lebensmittelkauf. Natürlich müssten dann täglich Entscheidungen getroffen werden. Die Qual der Wahl, gab Singer zu, könne sogar "manchmal auch nervig" sein. Anders als früher könnten heute etwa auch Bäuerinnen entscheiden, ob sie solche sein wollten: "Bäuerin sein im 21. Jahrhundert ist nicht mehr Schicksal, sondern bewusste Wahl."

Die Vielfalt erfordere auch, sein eigenes Profil zu schärfen. Beispielsweise bei der täglichen "Entscheidung vor dem Kleiderschrank" und der entsprechenden Kleiderwahl müsse man sich sagen, "so bin ich und so muss man mich nehmen". Daraus folge auch, dass man "aus Überzeugung leben" müsse, denn "nur wer weiß, was ihm wichtig ist, kann authentisch sein". Wer Dialekt spreche, sei nicht schlechter als andere, so Singers Beispiel dafür. Dennoch sei es natürlich immer wieder nötig, einen Konsens zu suchen oder Kompromisse zu schließen - das dann aber mit dem nötigen Selbstbewusstsein bei gleichzeitiger Toleranz gegenüber anderen.

Auch die Mitgestaltung und die Übernahme von Verantwortung gehören für die Bezirksbäuerin zur "Vielfalt Leben". So rief sie die Landfrauen dazu auf, gerade beim Kauf der Lebensmittel "nicht nur auf billig zu schauen", sondern auch die Produkte wertzuschätzen. Und beim Kleidungskauf könne man sich ja "auf das beschränken, was wir wirklich brauchen", anstatt etwa Billig-T-Shirts zu kaufen, die unter schlimmen Bedingungen gefertigt wurden. Denn auch durch bewussten Einkauf könne man Dinge verändern. Schließlich lag Singer die Verbindung von Altem und Neuem am Herzen, unter anderem auch im Ortsbild. Sie sprach sich dafür aus, "Traditionen zu erhalten, sie aber anzupassen".

Insgesamt, so das Fazit der Bezirksbäuerin, bedeute für sie "Vielfalt Leben" trotz der täglichen Herausforderungen aber vor allem auch Hoffnung.