Gaimersheim
"Nicht scheu machen lassen"

Kommunalpolitikerinnen setzen sich bei Podiumsdiskussion in Gaimersheim für Frauen ein

12.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:42 Uhr

Gaimersheim (DK) Die Landtagsfraktion der Freien Wähler mit der Eichstätter Landtagsabgeordneten Eva Gottstein hatte in der Woche des Internationalen Frauentags zu einem Vortrag mit anschließender Podiumsdiskussion nach Gaimersheim eingeladen. Das Motto war "Frauen und Politik".

"Ich wollte mich nicht nur von Männern regieren lassen!" Mit diesen Worten begrüßte Sabine Jarisch, Markträtin in Kipfenberg, die Besucher. Deshalb engagiere sie sich in der Kommunalpolitik. Dass Frauen einen Platz in politischen Gremien einnehmen, sei keine Seltenheit mehr. Doch wie schwer es sei, von Männern gehört zu werden, kann nicht nur die Markträtin aus ihrer Erfahrung berichten.

Frauen in der Politik - immer noch sei das weibliche Geschlecht in den Parlamenten und Parteien der Republik deutlich unterrepräsentiert. Dies verdeutlichte die Landtagsabgeordnete Eva Gottstein in ihrem Vortrag "Parität in der Politik". Die deutsche Volksvertretung werde nach wie vor von Männern dominiert. Als "Männerparlamente" bezeichnete Gottstein die Gremien auf allen Ebenen. So sei der Frauenanteil im Bundestag mit der jüngsten Wahl sogar gesunken, von 37 Prozent auf nur noch knapp über 30 Prozent. Auch auf Länderebene gebe es kein besseres Bild: 28,3 Prozent, die magere Ausbeute an weiblichen Abgeordneten in Bayern.

Deutliche Unterschiede, so zeigte Gottstein auf, gebe es vor allem innerhalb der Fraktionen. Bestimmte Parteien treten ihr zufolge mit nur 20 Prozent weiblicher Abgeordneter oder noch weniger an. Genau 100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts kaum vorstellbar. Auch auf kommunaler Ebene spiegele sich dieses Bild wider. Nur sechs Prozent der bayerischen Landräte und acht Prozent der Bürgermeister seien weiblich. In den Stadträten liege die Frauenquote bei knapp 32 Prozent. In den Kreisräten seien es 23 Prozent, in den Gemeinderäten nur 17,9 Prozent Frauen. "Als Volksvertretungen müssen Parlamente ein Spiegelbild der Gesellschaft sein. Deshalb brauchen wir für die Frauen, die mehr als 50 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen, eine adäquate Anzahl an Frauen in den Parlamenten." Da gebe es Nachholbedarf.

Zur Podiumsdiskussion berichteten die Kommunalpolitikerinnen. "Alle Menschen sind gleich, manche sind gleicher." Mit diesem an George Orwell angelehnten Zitat eröffnete Theresa Asbach-Beringer als Moderatorin die Runde. Die Ungleichheit werde in der Politik deutlich, sagte Gottstein. Auch im Berufsleben, ergänzte Else Greßmann, Leiterin des Amts für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten Ingolstadt. Die Moderatorin wollte wissen, wie das Verhältnis der Geschlechter im Stadt- oder Gemeinderat sei. "Ideen von Frauen werden oft nicht ernst genommen. Doch man darf sich nicht scheu machen lassen", so Greßmann. Das sei auch eine Frage des Mutes, so der Konsens.

Dies war zugleich die Antwort auf die nächste Frage, weshalb Frauen selten in Vorständen zu finden sind. Speziell in der Politik sei fehlender Mut sicherlich nicht förderlich, so Gottstein. Aber auch der fehlende Wille, führende Aufgaben zu übernehmen, verhindere oftmals den Sprung auf der Karriereleiter. Weiter wurde die Frage diskutiert, ob sich Karriere und Kinder vereinbaren lassen. Dies wurde von allen Teilnehmerinnen als schwierig angesehen, vor allem wegen der Kinderbetreuung. Daran müsse die Politik arbeiten, so das Fazit.

Die Frage der Gleichberechtigung von Mann und Frau sei ein wesentlicher Punkt für die Zukunft der Gesellschaft. In diesem Zusammenhang beschäftigten sich aktuell unzählige Menschen mit häuslicher und sexualisierter Gewalt. "Die #MeToo-Debatte ist wichtig", bestätigte Petra Flauger, Vorsitzende der Kreisvereinigung der Freien Wähler Ingolstadt. Sabine Biberger, zweite Bürgermeisterin der Marktgemeinde Kipfenberg, stimmte zu.

Zwei abschließende Äußerungen aus dem Publikum verdeutlichten, dass es wichtig sei, Mädchen bereits im Kindesalter Mut zu machen und Hilfestellung zu geben, um sie für künftige Aufgaben in männerdominierten Bereichen zu stärken.