Gaimersheim
Keine Filialschließung, keine Kündigung

Raiffeisenbank-Vorstände sprechen im Interview über die geplante Fusion und deren Auswirkungen

21.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:16 Uhr

Die Vorstände der Raiffeisenbanken Gaimersheim-Buxheim und Donaumooser Land (von links): Bernhard Meier, Peter Pollich, Bernhard Hackner und Andreas Schwinghammer. - Foto: Schmidl

Gaimersheim (DK) Die Raiffeisenbanken Gaimersheim-Buxheim und Donaumooser Land haben einen Kooperationsvertrag unterschrieben mit dem Ziel, spätestens 2021 zu fusionieren (wir berichteten). Im Gespräch mit unserer Zeitung äußern sich die Vorstände der Raiffeisenbank Gaimersheim-Buxheim, Peter Pollich und Bernhard Hackner, sowie der Raiffeisenbank Donaumooser Land, Andreas Schwinghammer und Bernhard Meier, über die Gründe und die gemeinsamen Zukunftspläne der beiden Genossenschaftsbanken.

Meine Herren, wie ist es denn zu der Kooperation, die letztlich in der Fusion enden soll, gekommen?

Andreas Schwinghammer: Wir kennen uns über den Kreisverband schon seit vielen Jahren und tauschen uns immer wieder aus, zum Beispiel bei der Lehrlingsausbildung.

Bernhard Hackner: Auch unsere Vorgänger hatten schon regen Kontakt und Austausch miteinander.

 

Aber hat es letztlich einen konkreten Knackpunkt gegeben, dass es jetzt in Richtung Fusion läuft?

Hackner: Wie bei allen Banken. Der Knackpunkt ist das derzeitige allgemeine Bankenumfeld: Regulatorik, Digitalisierung, Niedrigzinsphase, Kosten- und Ertragsstrukturen. Das sind schon Punkte, an denen wir uns die Frage gestellt haben, ob wir ewig warten wollen, bis es vielleicht schlechter wird, oder ob wir uns mit einer frühzeitigen Weichenstellung aufeinander abstimmen und damit die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit der Banken sichern wollen.

Peter Pollich: Wir haben ungefähr die gleiche Größe und von der Struktur her vergleichbare Geschäftsgebiete. Darum sind viele Gespräche zwischen uns geführt worden anstatt mit anderen. Wir verstehen uns gut und stehen vor den gleichen Herausforderungen für die Zukunft: dem demografischen Wandel zu begegnen, Mitarbeiternachwuchs zu finden und so weiter. Es gab nicht den großen Knall, aber wir wollen eben gemeinsam versuchen, anstehende Aufgaben zu bewältigen. Es ist einfach die Fortentwicklung vieler Gespräche.

 

Geht es also letztlich um Kostenersparnis?

Pollich: Ja, denn man muss - um nur ein Beispiel zu nennen - nur noch eine Bilanz erstellen.

Bernhard Meier: Zusammenfassend kann man sicher sagen, dass unsere beiden Banken wirtschaftlich stark aufgestellt sind und wir uns nun darauf vorbereiten, was uns voraussichtlich erwartet. Wir denken, dass wir künftige Herausforderungen besser gestalten können, wenn wir uns zusammentun. Es ist nun einmal so, es geht um Kosten, Kosten, Kosten.

Schwinghammer: Beim derzeitigen Umfeld geht die Zinsspanne bei den Banken immer weiter herunter. Wir müssen also die Kosten auch so weit herunterbringen, dass wir mit unseren Einnahmen unsere Kosten so weit bestreiten können, dass am Schluss noch ein wenig Geld übrig bleibt. Davon müssen wir unter anderem Eigenkapital bilden, was uns auch wieder die Regulatorik vorschreibt, damit wir Rücklagen bilden und Vorsorge treffen können, falls es mal schlechter läuft und die Erträge schlechter sind.

Hackner: Und außerdem wollen unsere Mitglieder ja auch noch ein wenig Dividende.

 

Gibt es schon konkrete Überlegungen zum künftigen Hauptsitz der Bank?

Pollich: Für die Entscheidung über den Standort wollen wir uns noch Zeit nehmen.

Meier: Auch das Raumkonzept - was ist wo am besten unterzubringen - ist noch offen.

Pollich: Wir wollen nicht übereilt in die Fusion gehen. Um möglicherweise falsche Entscheidungen zu vermeiden, haben wir ja gerade den Vorlauf über den Weg der Kooperation eingeplant, wo wir uns in technischer Hinsicht abstimmen wollen.

Schwinghammer: Wir haben eine gute Blaupause. Die Raiffeisenbank Donaumooser Land ist vor 15 Jahren entstanden aus der Fusion von drei Genossenschaftsbanken: Hohenried/Karlskron, Weichering und Karlshuld. Auch diese drei Banken haben viele Jahre vorher schon eine Kooperation miteinander gepflegt und haben versucht, einen gewissen Gleichklang hinzubringen. Das hat später die Fusion deutlich vereinfacht.

 

Welche Bank hat denn künftig das Sagen?

Meier: Es wird eine Fusion auf Augenhöhe. Darin sind wir uns alle einig. Im rechtlichen Sinn gibt es sicher eine übernehmende und eine abgebende Bank. Aber ansonsten wird objektiv das Beste aus jeder Bank herausgesogen und weiterentwickelt. Das haben wir auch unseren Mitarbeitern gesagt.

 

Welchen Vorteil werden letztlich die Kunden haben?

Hackner: Einer der größten Vorteile ist, dass wir auch stark wachsende Firmenkunden mit ebenso wachsenden Kreditanforderungen weiterhin bedienen und sie zufriedenstellen können.

Pollich: Allen unseren Kunden bleibt außerdem eine leistungsfähige Regionalbank vor Ort erhalten. Mit kurzen Wegen und mit Ansprechpartnern, die man kennt.

Schwinghammer: Und die Bank bleibt trotz der Fusion überschaubar.

 

Heißt das, dass auch alle Filialen bestehen bleiben?

Hackner: Ja. Wir überschneiden uns in keinem Ort unserer Geschäftsgebiete mit Filialen. Fusionsbedingte Schließungen sind nicht geplant.

Meier: Wenn, dann kommt eine Schließung mit und ohne Fusion, und sie ist rein marktbedingt. Wir können das nicht ausschließen, aber sollte irgendwann eine Filiale geschlossen werden, dann liegt das an der zu geringen Kundenfrequenz.

Schwinghammer: Wir haben uns ja auch in der Vergangenheit ständig angepasst. Die Servicezeiten haben sich wegen der zunehmenden Digitalisierung sicher verringert, die Beratungszeiten allerdings nicht. Diese Entwicklung ist aber nichts Neues.

Hackner: Die Frequenz in den Filialen ist in den vergangenen Jahren immer geringer geworden. Nach einer Verbandserhebung kommt der durchschnittliche Kunde noch einmal im Jahr in die Filiale. In der "Online-Filiale" ist er dagegen 500-mal im Jahr. Da sieht man, wo der Trend hingeht. Auch die Telefonfrequenz steigt deutlich an.

 

Wird es also nach außen hin keine großen Veränderungen geben?

Hackner: Veränderungen wird es im Service geben und im Hintergrund. Da sehen wir unsere Potenziale.

Meier: Wir legen auch Wert darauf, dass die Fusion keine Kündigungen nach sich zieht. Aber wir werden versuchen, diese Potenziale, die sich daraus ergeben, über natürliche Fluktuation zu heben.

Hackner: Altersbedingt werden in den nächsten Jahren einige Mitarbeiter in den Ruhestand gehen, deren Stellen wir nicht mehr ersetzen werden.

Meier: Es muss sich aber keiner unserer Mitarbeiter Gedanken machen, dass er durch die Fusion seinen Job verliert.

 

Das Gespräch führte Norbert Schmidl.