Gaimersheim
Glyphosat und Varroamittel im Blickpunkt

120 Teilnehmer beim zweiten Imkergespräch für die Region in Gaimersheim

07.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:06 Uhr

Viele Informationen rund um das Thema Bienen hat es beim zweiten Imkergespräch für die Region in Gaimersheim gegeben. ‹ŒArch - foto: Richter

Gaimersheim (sgu) Die Zustimmung des Bundeslandwirtschaftsministers zur Verlängerung des Totalherbizids Glyphosat bestimmte ebenso das zweite Imkergespräch für die Region in Gaimersheim wie die neuen Möglichkeiten, die Varroamilbe zu minimieren.

Die Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dremel (CSU) führte als Gastgeberin durch den Abend und moderierte die sehr sachliche und kontroverse Diskussionsrunde.

Dominik Fehringer, Wildlebensraumberater für Oberbayern, angesiedelt beim Landwirtschaftsamt Pfaffenhofen, hielt den ersten Fachvortrag des Abends. Er referierte über die Möglichkeiten, wie durch staatliche Fördermittel, zum Beispiel das Kulturlandschaftsprogramm, oder durch mehr Eigeninitiative von Landwirten, Imkern, Jägern oder auch durch die Gemeinden in der Feldflur wieder mehr Lebensräume geschaffen werden können. Sein Credo: zuerst etwas für die ohnehin stark bedrohten Insekten und Blütenbestäuber und somit auch für die Bienen tun. Es müssten mehr unbehandelte Streifen für ihre Nahrung und ihren Lebensraum geboten werden. Dann hätten auch die vielen anderen Tiere, ob Feldlerche, Rebhuhn oder auch der Feldhase, wieder bessere Überlebenschancen.

Stefan Berg vom Institut für Bienenkunde und Imkerei aus Veitshöchheim stellte die aktuellen und neuen Möglichkeiten zur Verdrängung der Varroamilbe vor. Er mahnte eine gewissenhafte Anwendung der natürlichen Mittel wie Ameisen-, Oxal- oder Milchsäuren an und empfahl eine schonende Behandlung. Auch sollen naturnahe Maßnahmen wie das Ausbrechen der Drohnenbrut weiter genutzt werden, anstatt sich ausschließlich auf neue Behandlungsmittel zu verlassen. Walter Haefeker, Präsident der europäischen Berufsimker, ergänzte in der Diskussion, dass zwar neue Varroabehandlungsmittel zugelassen seien, es aber für Imker gelten müsse, Rückstände im Honig zu vermeiden.

Nicole Höcherl, ebenfalls vom Institut für Bienenkunde, berichtete abschließend über das neu eingerichtete Frühwarnsystem "Bee Warned". Es soll das Ausbreiten der in Südeuropa bereits eingewanderten invasiven Arten, zu denen der Kleine Beutenkäfer und die räuberisch lebende Asiatische Hornisse zählen, verhindern. Dabei sei die Mithilfe der Imker besonders gefordert, und so warb Höcherl noch um Imkereien aus der Region, die bei diesem Monitoring mitarbeiten wollen.

Einen breiten Diskussionsraum nahm am Ende der Veranstaltung die weit verbreitete Anwendung verschiedener Pflanzenvernichtungsmittel in der Landwirtschaft und auch im Privatbereich ein. Vor allem die Art und Weise, wie die Wiederzulassung des Totalherbizids Glyphosat bei der EU zustande kam, empörte sehr viele Imker. Arno Bruder, Imkerei-Fachberater für Oberbayern, sprach sogar von einem groben Foul. Mehrere engagierte Imker baten daher die Politik im Bund und in Bayern, den Einsatz dieses Mittels massiv zu begrenzen.

Schorer-Dremel, Bienenpolitische Sprecherin der CSU-Landtagsfraktion und Mitglied im Landwirtschaftsausschuss des Landtags, versprach, die Anliegen der Imker mit nach München zu nehmen. "Die negative Auswirkung des Totalherbizids Glyphosat auf die Artenvielfalt ist bekannt", erklärte die Abgeordnete. "Deswegen haben wir den Gebrauch von Glyphosat auf kommunalen Flächen bereits drastisch reduziert und ein Verbot im Privat- und Kleingartenbereich sowie in der Vorerntebehandlung beschlossen." Die Abgeordnete hätte eine Wiederzulassung für nur drei Jahre in Kombination mit einer nationalen Ausstiegsstrategie bevorzugt. Schorer-Dremel warnte jedoch davor, die Landwirtschaft an den Pranger zu stellen: "Wir müssen uns gemeinsam überlegen, wie wir eine ertragreiche Landwirtschaft ermöglichen, die schonend für Natur und Umwelt ist."

Nach drei Stunden intensiven Gesprächs bedankte sich Schorer-Dremel für die guten Beiträge und offene Aussprache und versprach, im nächsten Herbst die Imker erneut einzuladen.