Gaimersheim
Ein Plädoyer für die Honigbiene

Erstes Imkergespräch für die Region 10 High-Tech-Bienenstock in Münchsmünster

25.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:00 Uhr

Die Referenten des Imkergesprächs für die Region 10 in Gaimersheim: Rüdiger Recknagel, Audi-Stiftung für Umwelt, Jürgen Tautz, Universität Würzburg, Stefan Berg, Bienenfachzentrum Veitshöchheim, Regina Eberhart, bayerisches Landwirtschaftsministerium, Ferdinand Bugany, Imkerkreisverband Ingolstadt, Arno Bruder, Fachberater für Imkerei des Bezirks Oberbayern, und die Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dremel (von links). - Foto: Schmidl

Gaimersheim (DK) "Die Honigbiene geht uns alle an." Auf diesen einfachen Nenner brachte Ferdinand Bugany vom Imkerkreisverband Ingolstadt die Gründe für das erste Imkergespräch für die Region 10, zu dem die vier CSU-Stimmkreisabgeordneten der Region geladen hatten.

Tanja Schorer-Dremel, die Eichstätter Abgeordnete, die bei der CSU im Bayerischen Landtag für das Thema Bienen zuständig ist und den Abend im voll besetzten Ledl-Saal in Gaimersheim moderierte, betonte aber gleich, dass dies "keine politische, sondern eine fachliche Veranstaltung" sei. Und daran hielten sich auch die Referenten, die einen thematischen Bogen über aktuelle Probleme und Entwicklungen über Fördermittel für die Imker bis hin zu neuesten Entwicklungen spannten.

Stefan Berg vom Bienenfachzentrum Veitshöchheim verwies auf die Folgen des Klimawandels auch für Imker. Die Felder seien jetzt, Ende November, teilweise am Blühen mit der Konsequenz, dass Bienen jetzt eine Brut anlegen würden. "Das wollen wir aber gar nicht", betonte Berg. Denn sie sollten jetzt brutfrei sein, damit die Entmilbung vorgenommen werden könne. Der Klimawandel und auch die Agrarrevolution führten dazu, dass sich Land- und Forstwirtschaft derzeit neu aufstellten, weshalb Kommunikation unter den Betroffenen wichtiger denn je sei.

"Viele Imker - viele Bienen - flächendeckende Bestäubung", das sei das Ziel des Freistaats, so Regina Eberhart vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Sie informierte über Fördermittel für die Imker. Ein Zuhörer monierte im Anschluss an Eberharts Vortrag jedoch, dass den Imkern die Zuschüsse für Behandlungsmittel gestrichen worden seien. Schorer-Dremel versprach zu versuchen, "dass auch weiter kleine Imker gefördert werden".

Arno Bruder, Fachberater für Imkerei des Bezirks Oberbayern, schlug in eine etwas andere Kerbe. Er meinte, die Imker bräuchten "nicht ein paar Euro Fördermittel, sondern geeignete Rahmenbedingungen". Er forderte mehr Wertschätzung und Anerkennung für die Leistung der Imker seitens der Öffentlichkeit, aber auch von staatlicher Seite. Angesichts von zu geringer Blütenvielfalt, beispielsweise wegen riesiger Maisfelder, stellte er fest: "Heute gibt es oft in Städten bessere Bedingungen für Bienen als auf dem Land." Bruder rief auch nach einer qualifizierten Ausbildung für Imker - einer Art "Bienenführerschein" - und auch für Referenten. Weil er zudem der Überzeugung ist, dass bei den Verbrauchern Regionalität gefragt ist, riet er gerade den kleineren Honigproduzenten, für eine größere Reichweite und ebenso zur Kosteneinsparung Vermarktungskooperativen zu gründen.

Rüdiger Recknagel, Leiter der Audi-Stiftung für Umwelt, und Bienenforscher Jürgen Tautz von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, stellten dann das Projekt "HOneyBee Online Studies" (HOBOS) vor. Laut Recknagel ist am Audi-Standort Münchsmünster in einem speziell entwickelten Holzhaus ein "High-Tech-Bienenstock" mit der Bezeichnung "Smart HOBOS" aufgestellt, an dem mit einem Roboter das Leben dieser "faszinierenden Lebewesen" intensiv beobachtet und erforscht wird.

Tautz machte noch einmal die große Bedeutung von Bienen deutlich. "Ein Drittel unserer Lebensmittel hängt direkt von der Honigbiene ab", so der Referent, ein zusätzlicher großer Teil indirekt. Der Biene müsste deshalb größte Aufmerksamkeit zuteil werden. Und hier bezeichnete Tautz die Veranstaltung am Donnerstagabend doch als "eine politische, aber keine parteipolitische". Denn es müsse auch für künftige Generationen ein menschenwürdiges Dasein gewährleistet sein, etwa durch nachhaltiges Handeln und eine bio-basierte Wirtschaft.

Zudem hoffte Tautz auf "Imker und Schule als Partner". Da die Biene in nahezu jedem Fach in den Unterricht eingebracht werden könne, sei "die Honigbiene ein Superstar für den Schulunterricht". Mit dem "Smart HOBOS" in Münchsmünster, laut Tautz "weltweit einmalig", sei die Region 10 sogar dafür geeignet, zu einer Modellregion zu werden.