Gaimersheim
Druck ohne Druck

Wie die Familie Ledin sich im Printsektor einen Markt gesichert und die Freude an ihrer Arbeit behalten hat

18.10.2012 | Stand 03.12.2020, 0:56 Uhr

Werbeplakate für Großmärkte sind eine Spezialität der Firma Ledin, bei der häufig auch der Siebdruck zur Anwendung kommt, mit dem das Unternehmen vor 18 Jahren in den Printsektor eingestiegen ist (oben). Inzwischen gehören aber längst auch andere Techniken wie der Digitaldruck (unten rechts) zum Repertoire. Unten links Juniorchef Tayfun Ledin vorm Haupteingang der Gaimersheimer Firma - Fotos: Heimerl

Gaimersheim (DK) Der Printmarkt ist hart umkämpft. Wer hier bestehen will, muss hohe Qualität zu günstigen Preisen liefern. Besser noch, wenn er sich zudem so spezialisiert, dass er sich in einer Nische entfalten kann. Der Gaimersheimer Druckerei Ledin ist das offenbar bestens gelungen.

Die Geschichte der Ledin-Unternehmensgruppe mit Hauptsitz an der Straße Neuhartshöfe im „alten“ Gaimersheimer Gewerbegebiet ist in zweifacher Hinsicht bemerkenswert: Einmal hat es hier ein Firmengründer verstanden, sich über die im Raum Ingolstadt ansässigen Großunternehmen einen Stamm von A-Kunden zu sichern, die ihm zugleich einen bundesweiten Markt erschlossen haben. Und zum anderen wird hier ein Beispiel für die mustergültige Integration eines Zuwanderers und seiner Familie gegeben, denn Seniorchef Ali Ledin stammt aus der Türkei.

Siebdruck ist eine Technik, die wegen ihrer hohen Gestaltungsmöglichkeiten auch in Künstlerkreisen stets viele Anhänger gefunden hat. Kommerziell genutzt, empfiehlt sie sich vor allem für Werbebeschriftungen, also auch für große Flächen oder solche, die nicht flach, sondern gewölbt und deshalb kaum mit anderen Verfahren zu bearbeiten sind.

Ali Ledin, Anfang der 70er Jahre nach Deutschland gekommen, hat diese Technik von der Pike auf gelernt; er ist Siebdruckmeister und hat sich 1994 mit seinen profunden Kenntnissen auf diesem Gebiet in einem Gewerbebau an der Ochsenmühlstraße in Friedrichshofen selbstständig gemacht. Mit der Zeit kamen andere Verfahren (Digital- und Offsetdruck) hinzu, und schließlich wurde das Unternehmen in mehrere Sparten aufgeteilt, die heute, teils rechtlich selbstständig, mit inzwischen insgesamt 70 Mitarbeitern von der Visitenkarte bis zum 40 Meter breiten Werbetransparent so ziemlich alles drucken bzw. bedrucken können, was der Kunde wünscht.

Hinzu kam mit der Zeit auch eine Abteilung für Werbetechnik, so dass Ledins Team längst nicht nur die Beschriftung großer Tafeln oder Planen erledigt, sondern gleich auch noch den Bau und die Montage ganzer Leuchtkästen und Leuchtbänder, wie sie bei Großmärkten üblich sind.

Von großem Vorteil war für Ledin, dass sein Betrieb in der Boomregion Ingolstadt gleich mehrere große Unternehmen als Kunden gewinnen konnte, die weit ins Land wirken: Edeka Südbayern, die Media-Saturn-Gruppe und Audi sind Partner, mit denen man gut wachsen kann. Heute wird in Deutschland keine Edeka-, MediaMarkt- oder Saturnfiliale mehr eröffnet, ohne dass die Beschriftung und Leuchtreklamen von Ledin stammen. Und auch auf dem kulturellen Sektor fanden sich Auftraggeber: Das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn hat Beschriftungen von Ledin gestalten lassen, ebenso das Haus der Bayerischen Geschichte in Augsburg.

Mit einem zweiten, eigenständigen Betrieb in der Türkei (200 Mitarbeiter) hat die Unternehmensgruppe seit einigen Jahren auch den enormen wirtschaftlichen Auftrieb in den Ballungszentren in Ali Ledins alter Heimat aufgenommen: Filialisten wie Ikea, Deichmann, C & A, Bauhaus und Rossmann stampfen dort zurzeit einen Markt nach dem anderen aus dem Boden, ebenso die schon genannten deutschen Elektromärkte. „Wir halten das Know-how hier in Deutschland und setzen es in der Türkei ein, um den dortigen Boom mitzunehmen“, verrät Tayfun Ledin, der als Sohn des Firmengründers inzwischen die Geschäfte führt. Nach einer Bankenlehre ist der 26-Jährige vor einigen Jahren in den Betrieb eingestiegen, den er ebenso wie seine Schwester Meltem von Kindesbeinen an kennt. Die gesamte Familie hat inzwischen die deutsche Staatsbürgerschaft.

Das große Geschäftsfeld in Deutschland und der Türkei zu beackern, ist den Ledins genug. Weiteres Wachstum werde es nur im sehr überschaubaren Rahmen geben, sagt Tayfun Ledin. Wenn man in dieser Branche auf die ganz großen Aufträge auf internationaler Ebene scharf sei, müsse man auch mit einem mörderischen Preisdruck leben, betont der Juniorchef. Das möchte er sich und seinen überwiegend seit vielen Jahren im Betrieb beschäftigten Mitarbeitern ersparen. Lieber nimmt er die volle Bandbreite des Inlandsgeschäftes mit: „Kein Kunde ist uns zu klein.“ Und: „Wenn man seinen Job liebt, dann kümmert man sich auch um Kleinigkeiten.“ Bislang ist dieses Rezept offenbar gut aufgegangen.