Gaimersheim
Die Ideenschmiede im Turm

Tadeusz Lacny war der erste Mieter im einst auffälligsten Bauwerk des Gewerbegebiets

01.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:51 Uhr

Tadeusz Lacny ist mit seinem Unternehmen nicht nur für andere Firmen aus dem Automobilsektor tätig. Er entwickelt auch eigene Produkte, für die er, wie für diesen Kleiderbügel, auch schon Patente angemeldet hat - Foto: Schmidl

Gaimersheim (DK) „Ordnung und Ästhetik“ sind Tadeusz Lacny nach eigener Aussage wichtig. Diese privaten Vorlieben sind für ihn auch bei seiner täglichen Arbeit als Dienstleister für die Automobilbranche zwischen Technik und Design nicht gerade abträglich.

Lacny war mit seinem Unternehmen Lacny Automotive-Engineering vor gut 15 Jahren der erste Mieter in dem runden Turm an der Dieselstraße, der damals noch als markantester Punkt des Gaimersheimer Gewerbegebiets auffiel. Der 53-Jährige, der im schlesischen Teschen geboren ist, fühlt sich aber schon länger „in Bayern heimisch“. In der Produktionsvorbereitung bei Audi, dann in Ingenieurbüros in München und schließlich als freiberuflicher Konstrukteur tätig, kam für ihn dann jedoch „ein Punkt, an dem es zu viel wurde“, und er fing im Dezember 1999 mit drei Mitarbeitern sein eigenes Unternehmen an. Aufträge für Autobauer, aber auch für Zulieferer ließen die Mitarbeiterzahl bis 2008 auf über 30 steigen. Doch dann kam die Krise in der Automobilbranche, und die erfasste auch Lacnys Unternehmen. Die Mitarbeiterzahl sank auf nur noch sechs, hat sich aber bis heute wieder auf 20 erholt.

Lacny hat aus der Entwicklung gelernt. „Ich bin vorsichtiger geworden bei der Annahme von Projekten,“ sagt er. Aber seine Leidenschaft gegenüber Fahrzeugen ist dennoch ungebrochen. „Das Auto war immer mein Hobby,“ so Lacny. Er könne Motoren zerlegen und wieder zusammenbauen, was sich seiner Überzeugung nach auch positiv auf seine virtuelle Arbeit auswirke. Denn das ist es, was er und seine Mitarbeiter machen. „Wir geben nur elektronische Daten ab.“ Das Unternehmen produziere „nichts, was man in die Hand nehmen kann“.

Die Kernkompetenz von Lacny Automotive-Engineering liegt dabei beim Interieur von Fahrzeugen: Sitze, Schalter, Cockpit und so weiter machen dem Geschäftsführer zufolge rund 90 Prozent der Beschäftigung aus, den Rest die Karosserie. So macht sich Lacny etwa beim Cockpit elektronisch auf die Suche nach der besten Anordnung der Instrumente, dessen ideale Befestigung und Verbauung, die noch dazu auch möglichst leicht und günstig sein sollen. „Die Designer haben erst einmal das Sagen“, stellt Lacny fest. „Aber bei allem, was hinter dem Cockpit liegt, haben wir die Freiheit.“

Der Ingenieur und der Designer sollten deshalb dieselbe Sprache sprechen, so Lacny, der „Respekt vor dem Weitblick der Designer“ hat und deren „kreative Spinnereien“ bewundert – und ihnen manchmal auch nacheifert.

Nicht nur, dass Lacny und seine Mitarbeiter auch in der Technik – so weit dies möglich ist – manchmal „spinnen“ nach dem Motto „Je innovativer, desto besser“. Nein, auch abseits des Tagesgeschäfts präsentiert sich das Team im Turm als Ideenschmiede. Denn, so Lacny ein wenig stolz, er habe schon Patente angemeldet.

Eines davon ist ein spezieller Kleiderbügel, der an der Halterung der Kopfstützen von Autositzlehnen angebracht werden kann. Solche gibt es zwar zuhauf, aber nicht in der Ausprägung, wie Lacny sie hat. Seine Version kann zum einen problemlos befestigt und wieder entfernt werden, indem man zwei spiralförmige Stangen um die Kopfstützenhalterung herumwindet. Das daran aufgehängte Sakko kann also problemlos auf dem Kleiderbügel vom Auto etwa mit ins Hotelzimmer genommen werden. Zum anderen ist der Kleiderbügel und alles, was dazu gehört, auf ein minimales Packmaß zu zerlegen, also leicht mitzunehmen.

Gerade bei diesen geistigen Ausflügen zu Projekten, deren Richtung noch nicht vorgegeben ist, hat Lacny festgestellt: „Am schwierigsten ist es, etwas ganz Einfaches zu entwickeln.“ Wie schwierig sein nächstes für eine Patentanmeldung vorgesehenes Objekt zu realisieren ist, darüber hüllt sich Lacny (noch) in Schweigen. Aber: „Es ist schon fast fertig.“