Gaimersheim
Die Arbeit schmackhaft machen

Beim IT-Dienstleister Prosis bekommen die Beschäftigten kostenlos frisch zubereitetes Essen

30.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:21 Uhr

Prosis-Geschäftsführer Ivan Wyberal lässt es sich im »Tomatoes« schmecken - Foto: Schmidl

Gaimersheim (DK) Ivan Wyberal, Geschäftsführer des Gaimersheimer IT-Dienstleisters Prosis, geht neue Wege. Er bietet seinen gut 180 Mitarbeitern abwechslungsreiches, frisch zubereitetes und gesundes Essen – und zwar vollkommen kostenlos.

Es ist eine gängige Meinung über Beschäftigte in der IT-Branche: Sie haben, stets am Computer sitzend, Bewegungsmangel, ernähren sich meist ungesund, indem sie Fast Food, Chips und Cola in sich reinstopfen, und schlagen sich oft die Nächte vor dem Bildschirm um die Ohren.

Es geht aber auch ganz anders, wie Wyberal zeigt. In dem neuen Prosis-Gebäude am Gaimersheimer Carl-Benz-Ring werden im lichtdurchfluteten Untergeschoss die Mitarbeiter mit verschiedenen, täglich wechselnden Gerichten verwöhnt. Stets frisch zubereitet, aus hochwertigen und regionalen Produkten, gerne auch saisonal, auf jeden Fall aber immer auch mit einem vegetarischen, wenn möglich sogar veganen Essen. „Wir könnten mit unserer High-End-Küche aus dem Gastrobereich auch ein Restaurant betreiben“, sagt Wyberal stolz über die intern „Tomatoes“ genannte „Kantine“, in der die Mitarbeiter ihr Menü an der Essensausgabe selbst abholen oder sich auch am Tisch bedienen lassen können. Für die Bestellung des Mittagessens wurde bei Prosis im Übrigen sogar eine eigene Software entwickelt.

„Von 7.30 bis 17 Uhr ist immer etwas da“, sagen Wyberal und seine beiden Managementkollegen Veronika Müller und Klaus Schnappauf. Sie verweisen damit darauf, dass es nicht nur Mittagessen, sondern auch Frühstück, am Nachmittag Kaffee und Kuchen sowie permanent frisches Obst gibt – alles genauso kostenlos wie Kaffee und verschiedene Tees, die zusätzlich in den einzelnen Stockwerken den Mitarbeitern zur Verfügung stehen, sowie die Softdrinks in den Automaten vor dem „Tomatoes“.

Zu dem „Rundum-sorglos-Paket“, das es nun seit genau einem Monat gibt, kommt laut Wyberal noch hinzu, dass die Beschäftigten auch auf Duschen und dort bereitgestellte Handtücher zurückgreifen können.

Der Erfolg hat sich schnell eingestellt. Zunehmend mehr Mitarbeiter kommen joggend oder Rad fahrend mit nüchternem Magen an ihren Arbeitsplatz. Dort angekommen, haben sie nicht nur etwas für ihre Fitness getan, sie verringern damit auch die Parkplatzprobleme rund um den Firmensitz. Und wenn sie dann nach dem Duschen gemeinsam in der Firma frühstücken, hat Wyberal schon weitere Ziele erreicht: die Kommunikation untereinander, die ihm äußerst wichtig ist, und die Stärkung des Gemeinschaftsgefühls als Philosophie auf dem „Segelschiff Prosis“.

Dass der kurze Ratsch die Arbeitseffektivität sinken lassen könnte, befürchtet Wyberal im Übrigen nicht. Erstens spricht er von einer „Vertrauensarbeitszeit“, die es bei dem IT-Dienstleister gebe, und zweitens ist er überzeugt, dass durch die Gespräche auch neue Ideen entstehen, die der Firma weiterhelfen können.

Als Samariter sieht sich Wyberal daher nicht. Auch wenn er für das kostenlose Essensangebot – ohne die einmaligen Kosten für die Anschaffung der Küche und ohne die Gehälter für Küchen- und Servicepersonal („alles eigene Leute, keine Caterer“) – mit jährlichen Ausgaben von „unter 500 000 Euro“ rechnet. Er vertritt vielmehr die Auffassung, dass man als Dienstleister wie Prosis „nicht nur Dienstleister am Kunden, sondern auch am Mitarbeiter“ sein müsse. Außerdem hofft er ganz eigennützig, dass das Angebot dazu beiträgt, Mitarbeiter an das wachsende Unternehmen zu binden beziehungsweise dorthin zu locken. Denn Prosis habe „bis zu 30 offene Stellen“, so Wyberal, Müller und Schnappauf. Diese versuchen sie zwar auch ganz konventionell wie über die Teilnahme an der Jobmesse „Contact“ am Mittwoch, 13. Mai, in der Saturn-Arena zu besetzen. Ganz oben im Anforderungsprofil möglicher Kandidaten steht bei Prosis aber nicht unbedingt nur das Fachwissen. Vielmehr halten die drei Manager „Individuen, die von der Ideologie her zu uns passen und viel Offenheit für Neues zeigen“ für besonders wichtig.