Gaimersheim
Fast wie fliegen

Der Gaimersheimer Thomas Topp ist ein begeisterter Snowkiter Er ist oft mit Skiern und Schirm unterwegs

20.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:46 Uhr

Foto: DK

Gaimersheim (DK) Die Bilder sind berauschend: Strahlend blauer Himmel, glitzernder Schnee und zwei Snowkiter, die mit ihren bunten Schirmen auf einem freien Feld bei Gaimersheim hin- und herkreuzen. Das ruft Assoziationen von Freiheit, Leichtigkeit, Adrenalin und guter Laune hervor. Wenn das Wetter so ideal ist wie zurzeit, versucht Thomas Topp, möglichst jeden Tag hier draußen zu sein.

"Man braucht nicht viel zum Snowkiten", erzählt der 34-jährige und ergänzt: "Schnee. Davon gerne viel. Und Wind ist natürlich wichtig. Aber man kann auch schon mit relativ wenig starten. Kite-Schirm, Bar und Trapez sind nötig." Der Gaimersheimer hat normale Ski- oder Snowboard-Klamotten an, Skischuhe und natürlich einen Helm." Normalerweise fährt Topp auf einem Snowboard - weil der Schnee aber an manchen Stellen noch nicht durchgängig dick liegt, hat er sich heute lieber Skier untergeschnallt.

Der Angestellte, der im "normalen Leben" bei Audi Werkzeuge konstruiert, kitet seit sechs Jahren. Früher war er Windsurfer, hat dann aber neue Herausforderungen gesucht und wollte vor allem auch einen Sport, den er regelmäßiger ausüben kann. "Beim Kiten kann man sich mit dem entsprechenden Schirm den Windverhältnissen anpassen und auch schnell nach der Arbeit noch los zu einer kleinen After Work Session", sagt Topp.

Und das fast das ganze Jahr über: im Sommer auf dem Wasser, ansonsten mit einem Board auf Asphalt und im Winter auf Schnee. Wann und wo er am liebsten mit dem Schirm unterwegs ist? "Zu allen Jahreszeiten! Beim Untergrund habe ich eigentlich keinen Favoriten, alle haben Vor- und Nachteile", sagt der Gaimersheimer. Aber dann zögert er doch kurz und fügt hinzu: "Vielleicht ist es doch das Wasser. Und da am liebsten mit einem Hydrofoil-Board, mit dem man aus dem See abhebt. Das ist dann fast wie fliegen."

Heute ist Thomas Topp mit seinem Freund Alexander Isl aus Lippertshofen auf dem Feld. Der ist durch ihn zum Kiten gekommen. Er hat Topp immer wieder fliegen gesehen und ist irgendwann einfach hingegangen um zu fragen, wie man das lernen kann. "Gestartet habe ich mit einem speziellen Trainingskite, um erst mal ein Gefühl für den Wind zu bekommen", berichtet Isl. Dann wurden die Schirme langsam immer größer und teurer." Ein richtig guter Schirm kostet rund 2500 Euro. Die beiden Freunde überlegen: Den 15er oder den 21er? Je mehr Wind, desto kleiner der Schirm. Es stellt sich heraus, dass heute der 15er genau richtig ist - denn es weht ganz schön, vor allem in der Senke.

"Toll ist es, die Naturgewalt zu spüren, und die Freiheit zu haben, dass ich hinfahren kann, wo ich will. Und was mit ebenfalls kitegeschädigten Freunden zu unternehmen", erzählt Thomas Topp lachend. Cool sei es auch, Freestyle zu springen und sich oben in der Luft zu drehen. Da sei man schnell mal fünf Meter hoch.

Die Geschwindigkeit ist dem 34-Jährigen nicht wichtig. Die Hauptsache sei, dass er sich sicher fühle beim Kiten. So ganz ungefährlich scheint das Ganze nicht: Man merkt, wie viel Kraft der Wind hat, wenn er den Schirm packt. Aber Topp schüttelt den Kopf. "Es ist sehr sicher, wenn man weiß, was man macht. Aber man muss sich auskennen. Der Schirm kennt keine Gnade!" Klar gebe es Sicherheitssysteme, damit man sich notfalls ausklinken kann - "aber Training und Gefühl für den Wind sind ganz wichtig". Stehe der Kite ganz unten im Wind in der sogenannten Power- oder Druckzone, gebe es schnell kein Halten mehr.

Die Spaziergänger, die am Feld vorbeikommen, beobachten die Sportler sichtlich fasziniert. Die Schirme am blauen Himmel und ihre Lage im Wind begeistern schon beim Hinschauen. Drei Geschwisterkinder, die den Kiter aus der Ferne zuschauen, sind schwer beeindruckt. Ihre spontanen Kommentare wie: "Wow, das ist ja krass!", "Hey, das möchte ich auch mal ausprobieren!" und "Das ist voll cool! Und wenn die so hoch springen, fühlt sich das bestimmt fast wie fliegen an!" münden in eine Diskussion, wie schwer es wohl ist, das Snowkiten zu lernen.

"Das ist sehr unterschiedlich", sagt Thomas Topp. "Manche tun sich leicht und haben gleich den Dreh raus, anderen fällt es schwerer. Grundsätzlich kann man sagen, dass jemand im Vorteil ist, wenn er schon Snowboarden, Ski fahren oder Surfen kann." Das klingt gut, denn Skifahren können die drei Kinder anscheinend schon. Ein paar Jahre werden sie aber wohl noch warten müssen, bis sie das Kiten mal ausprobieren können. Das Zuschauen macht aber jetzt schon Spaß.

Seit Jahresbeginn haben sich Thomas Topp und seine Kite-Freunde im Verein Kiteboarding Ingolstadt organisiert. Montags trainieren sie in der Sporthalle in Gaimersheim. Der Verein besitzt auch eigenes Material und bietet die Möglichkeit von Vergünstigungen in diversen Kite-Shops. Kontakt über facebook.