Friedrichshofen
Anbindung des Klinikums gescheitert

02.10.2013 | Stand 02.12.2020, 23:36 Uhr

Gut 150 Zuhörer füllten bei der Bürgerversammlung den Pfarrsaal von St. Christoph in Friedrichshofen. OB Alfred Lehmann erklärte, dass leider nur der Sanka über den geplanten Feldweg fahren darf - Foto: Strisch

Friedrichshofen (DK) Die Bürgerversammlung für Friedrichshofen-Hollerstauden bot den verkehrsgeplagten Besuchern gleich eine überraschende Mitteilung: Die vom Stadtrat beschlossene Anbindung des Klinikums von Westen her lässt sich so nicht umsetzen. Die Landwirte haben ihr Veto eingelegt.

Damit ist der ganze schöne Stadtratsbeschluss erst einmal futsch. Das musste OB Alfred Lehmann bei der Bürgerversammlung bekennen: „Ich wäre heute Abend lieber mit Lösungen gekommen, als mit der Mitteilung, dass es schlecht aussieht.“ Mit einer Trasse von der Ochsenmühlstraße zum Klinikumsparkplatz sollte das Krankenhaus von Westen her besser erschlossen werden. Ein ausgebauter Feldweg wäre die provisorische Lösung gewesen, bis irgendwann einmal (in ein paar Jahren vielleicht erst) das ganze Neubaugebiet Friedrichshofen-West komplett mit einem neuen Straßensystem erschlossen ist. Auf dem Provisorium könnten Besucher, Mitarbeiter und auch Krankenwagen beziehungsweise Notärzte schnell und einfach den Klinikumsparkplatz ansteuern. Der Hintergrund ist klar: Wer diesen Weg nimmt, muss sich nicht mehr durch den verkehrsgeplagten Ort quetschen und entlastet die Friedrichshofener.

Doch die schöne Idee ist vorerst vom Tisch. Sie kommt „aus rechtlichen Gründen“ nicht über die Planungen hinaus, weil der Feldweg nicht einfach so zur Straße umgewidmet werden darf. Zum Ausbau bräuchte es weitere Grundstücke oder – beziehungsweise zusätzlich – die Duldung der Eigentümer, also der Landwirte, meistens Gerolfinger. Die spielen aber nicht mit, sagte Lehmann. „Wenn die heute erklären, sie machen es, dann sichere ich zu, wir asphaltieren heuer noch.“

Die Worte des OB blieben nicht unkommentiert. Johann Estelmann, Vorsitzender der Gerolfinger Jagdgenossenschaft, sprach als Vertreter der Landwirte: „Das kann man so nicht stehen lassen, dass uns der Schwarze Peter zugeschoben wird.“ Es habe nur „vage Verhandlungen“ gegeben, also nie ernsthafte Bemühungen der Stadt. Und die Tolerierung des Verkehrs komme für die Landwirte auch nicht infrage. Es läuft für sie nach dem Motto: Lass’ da mal was sein! Estelmann verwies auf kritische Punkte: Wer sei denn verantwortlich für die Reinigung, wenn die Landmaschinen Schmutz hinterlassen? Wer übernimmt die Verantwortung, wenn durch eine verschmutzte Fahrbahn oder eine eingesetzte Maschine ein Sanka oder ein Privatfahrzeug behindert oder sogar beschädigt werde?

OB Lehmann stellt daraufhin wieder klar: Die Landwirte wollten definitiv nicht verkaufen. Aber sie hätten natürlich auch das Recht dazu. Niemand könne sie zwingen.

Deshalb musste die Stadtverwaltung zurück ans Reißbrett und kam letztlich mit einer Variante an, die in abgespeckter Version möglich ist. Das heißt: Kein öffentlicher Verkehr, sondern nur Sankas und der Notarzt können rechtlich auf dem Feldweg fahren. Statt der vom Stadtrat beschlossenen Trasse (siehe Grafik) wird tatsächlich jene Variante umgesetzt, die schon einmal als der Favorit galt. Sie führt etwas südlicher von der Ochsenmühlstraße auf dem fast direkten Weg zum Notfallzentrum des Klinikums.

„Wir verfolgen aber die andere Variante weiter“, kündigte die Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle an. Um „die Rechtssicherheit“, also mehr Handhabe gegen die Bauern, zu bekommen, ist dazu der politisch lange Weg über einen Flächennutzungsplan und einen Bebauungsplan für die nächste Ausbaustufe des gewaltigen Neubaugebiets westlich des Stadtteils nötig.

Den alle Verkehrsprobleme auf einmal lösenden Schlag werde es aber ohnehin nie geben. Die Stadtbaurätin warb bei den Bürgern um Verständnis: „Sie müssen es sich alles in zeitlicher Abfolge vorstellen.“ Die Bauabschnitte werden erst nach und nach ausgewiesen und besiedelt. Entsprechend kommen die entlastenden Straßen.

Die Friedrichshofener zeigten sich aber weiter ungeduldig. Sie hatten (wie die Landwirte auch) eine ganz andere Lösung für die Anbindung des Klinikums ins Auge gefasst: die Kriegsstraße, die nördlich des Golfplatzes verläuft und bereits asphaltiert ist. Von dort wäre es nur ein kleiner Abstecher zum Krankenhausparkplatz. „Wir haben einen alternativen Vorschlag gemacht“, bekräftigte Johann Estelmann, dass diese Variante doch der Favorit aller sein müsse.

Doch auch hier, so sagte OB Lehmann, gebe es bisher keine Bereitschaft des betreffenden Bauern, die Fläche zu verkaufen. Estelmann warf ein: Der Eigentümer wolle aber eventuell Grundstücke tauschen.