Friedrichshofen
Zum Glück nicht Schulzendorf

Friedrichshofener feierten ihr 180. Gründungsjubiläum und tauchten ein in die Geschichte des Ortes

09.09.2012 | Stand 03.12.2020, 1:05 Uhr

Sie sorgte mit bayerischer Blasmusik und heiteren Gstanzeln für Stimmung unter den Gästen in der Volksschulaula in Friedrichshofen: die Ruaßkuchlmusi aus Möckenlohe - Foto: Brandl

Friedrichshofen (DK) „180 Jahre – ist das ein Zeitraum“ Diese rhetorische Frage stellte am Samstagabend Ortschronist Gustl Bernhardt in seinem Vortrag über die Geschichte von Friedrichshofen in den Raum. Viele umliegende Orte und Gemeinden seien schließlich 1000 älter, bemerkte er.

Anlass für Bernhardts Vortrag: Das Gründungsfest des Stadtteils, das in der Aula der Volksschule zusammen mit Bürgern aus Friedrichshofen und Umgebung gefeiert wurde. Damit ist es gelungen, eine alte Tradition, die zurückgeht ins Jahr 1835, als die Gründung erstmals gefeiert wurde, wieder zu beleben. Die Besucher erschienen so zahlreich, dass auf den Bierzeltgarnituren kein Platz unbesetzt blieb, was den Veranstalter des Abends – die Friedrichshofener Bürgerinitiative (FBI) – durchaus angenehm überraschte, wie deren Vorsitzender Georg Niedermeier in seiner Eröffnungsrede einräumte.

Es müsse schon etwas Besonderes gewesen sein, dass schon unsere Vorfahren das Gründungsfest gefeiert haben, vermutete Bernhardt und wies sogleich auf ein seiner Erkenntnis nach wichtiges Ereignis in der Entstehungsgeschichte des Ortsteils hin: Die Errichtung des Festungsbaus in der Schanz. „Denn ohne Festungsbau gäbe es kein Friedrichshofen.“ Bernhardt brach auf zu einem kurzweiligen Streifzug durch die Ortsgeschichte, berichtete von den Schwierigkeiten, die die Neusiedler seinerzeit mit ihren Nachbarn in Gaimersheim auszufechten hatten, und ging ein auf die Entstehung des Ortsnamens: Schulzendorf sollte die Siedlung ursprünglich heißen.

Diesen Vorschlag zumindest unterbreitete Friedrich August Schultheiß, Generalquartiermeister und Finanzverwalter der Festung, der die Kolonie als Aktiengesellschaft für mittellose Zuwanderer gründete, seinem König Ludwig I. Dezentes Gelächter brach aus im Saal, als Bernhardt darüber berichtete. Wohl auch deshalb, weil sich diesen Namen heute kaum jemand als Ortsbezeichnung noch vorstellen könnte. „Der König hat wohl genauso reagiert“, meinte Bernhardt daraufhin mit einem Augenzwinkern.

Zuvor bereits bedankte sich Georg Niedermeier in seiner Rede bei Pfarrer Georg Brenner und Pfarrerin Sonja Schobel für die „einfühlsame ökumenische Andacht“, die im Vorfeld des Festes gefeiert wurde.

Stefan Geberl lebt seit Kindesbeinen an in Friedrichshofen. Er fand den Abend „sehr griabig“, wie er sagte, und frischte zugleich seine historischen Kenntnisse wieder auf: „Mich persönlich interessiert die Geschichte des Ortes. Den Namen Schultheiß hat man in der Schule gehört, aber dieses Wissen verlässt einen irgendwann wieder.“ Renate Niedermeier lebt seit 40 Jahren in Friedrichshofen. Den Abend fand sie „echt gelungen“, die Preise (Bier und Brotzeit kosteten so viel, wie anno dazumal) seien zur Nachahmung für andere Feste empfohlen, so ihr Vorschlag. „Die Leute sind unheimlich nett hier. Wenn man den Verkehr weg hätte, möchte ich nirgendwo anders wohnen als in Friedrichshofen.“ Das Festwochenende klang am Sonntag aus mit einer Bilderausstellung von Friedrichshofen in der Schulaula.