Friedrichshofen
Jeder Quadratmeter zählt

Ein Wohnungsbauinvestor erklärt den anhaltenden Sturm auf den Ingolstädter Grundstücksmarkt

03.11.2014 | Stand 02.12.2020, 22:02 Uhr

Begehrte Grundstücke mit Blick ins Grüne: Im Neubaugebiet Friedrichshofen-West haben vor Kurzem die Arbeiten begonnen. Die geplante Anbindung des Viertels an das Straßennetz wird von vielen Anliegern aber nach wie vor kritisiert. Friedrichshofen gehört zu den Stadtteilen, die vom Verkehr am stärksten belastet sind. - Foto: Schalles

Friedrichshofen (DK) Das Neubaugebiet Friedrichshofen-West nimmt langsam Gestalt an. Ein Investor ist die Baustolz GmbH. Sie errichtet 21 Reihenhäuser, deren Kaufpreis 15 bis 20 Prozent unter dem Marktniveau liegen wird. Wieso sich das trotz der hohen Ingolstädter Bodenpreise lohnt, erklärt einer der Chefs.

Die Bauherren aus dem Schwäbischen haben den Ingolstädter Immobilienmarkt vier Jahre lang beobachtet und studiert. Mit wenig überraschenden Erkenntnissen. „Hier ist es wie in allen süddeutschen Ballungszentren“, berichtet Roland Görgens. „Wo die Arbeit ist und die Infrastruktur, gehen die Preise seit Jahren konsequent nach oben.“ Er spricht auch von „anhaltender Landflucht“. Als bayerischer Regionalleiter der in Ludwigsburg residierenden Baustolz GmbH kennt er den Markt, denn das Unternehmen investiert am liebsten dort, wo es richtig teuer ist: Stuttgart, Freiburg, Poing (Kreis Ebersberg) oder eben Ingolstadt; die Audi-Stadt spielt in der ersten Immobilienliga seit Langem oben mit. Diese Erfahrung haben auch die Baustolz-Leute gemacht.

Trotzdem haben sie auf dem teuren, da von Mangel geprägten Ingolstädter Grundstücksmarkt (Motto: „Ein Königreich für einen Bauplatz!“) mitgeboten, als die Stadt im Neubaugebiet Friedrichshofen-West viel Land ausschrieb. Da standen die Kaufwilligen Schlange. Görgens berichtet von einem guten Dutzend Konkurrenten. „Es ist einfach ein attraktiver Markt.“

Seine Firma wirbt damit, sich von vielen Investoren zu unterscheiden, weil sie Eigenheime zu Preisen „15 bis 20 Prozent unter dem Marktniveau“ anbiete. Baustolz versteht sich als eine Art Discounter im Häuserbau, „durchaus vergleichbar mit Aldi“, erklärt der Regionalleiter. „Wir wollen im Low-Budget-Segment der Preisführer sein und als günstig wahrgenommen werden, denn das entspricht unserer Firmenphilosophie.“ Baustolz gehört zur Ludwigsburger Strenger-Gruppe. „Wir kommen also aus dem Premiumbereich“, erzählt Görgens. 2007 habe Karl Strenger, der Chef des schwäbischen Familienunternehmens, das Ziel formuliert, auch Häuser anzubieten, die sich junge Familien mit Durchschnittseinkommen leisten können. „Und so ging es los mit Baustolz.“

Damit das ganze Projekt dennoch lukrativ bleibt, holt die GmbH den Nachlass beim Preis mit einem konzentrierten oder, wie Görgens sagt, „sehr schlanken Bauprozess“ wieder herein. „Der Kunde muss einige Kompromisse eingehen.“ Es gilt ein Festpreis, zur Auswahl stehen zwei standardisierte Haustypen (mit vier verschiedenen Achsenmaßen samt Terrassengeschoss oder ohne), benannt nach den Städten Barcelona und Valencia. Käufer können erst nach der Übergabe zu Eigenleistungen schreiten. Auf diese Weise schaffe es Baustolz, 15 bis 20 Prozent unter dem Marktniveau zu bleiben, erklärt Görgens.

21 Reihenhäuser zieht Baustolz in Friedrichshofen-West hoch, das sei ungefähr ein Viertel der Gesamtfläche des Neubaugebiets. Jetzt starteten die Arbeiten. Es entsteht auch ein Blockheizkraftwerk. Die Eigenheime – 117 bzw. 135 Quadratmeter groß – sind unterkellert, erhalten einen Gartenanteil, je zwei Stellplätze und ein Satteldach. „Dachterrassen erlaubt hier das Baurecht nicht“, berichtet Görgens. Wenn alles nach Plan laufe, könne man im kommenden Jahr die Schlüssel übergeben.

Weitere Objekte hat Baustolz in und um Ingolstadt übrigens noch nicht ausgespäht. Der Regionalleiter des Unternehmens wiederholt: Der Grundstücksmarkt hier ist klein. Sehr klein.