Friedrichshofen
Heftige Diskussion um Kindergarten

Geplanter Neubau am Verkehrskreisel Gerolfinger Straße wird zum sitzungsfüllenden Thema im BZA

26.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:14 Uhr

Hier soll der neue Kindergarten entstehen: Die ersten Bäume wurden auf der Fläche zwischen Gerolfinger und Krumenauerstraße bereits gefällt. Die Anwohner sind davon wenig begeistert. - Foto: Brandl

Friedrichshofen (DK) Die Diskussionen um den geplanten Kindergartenneubau am Kreisverkehr bei der Gerolfinger Straße reißen nicht ab. Am Dienstagabend beschäftigte das Vorhaben den Bezirksausschuss (BZA) Friedrichshofen-Hollerstauden so lange, dass der Rest der Sitzung kurzerhand verschoben wurde.

Der intensive Meinungsaustausch war vor allem dem Umstand geschuldet, dass die Stadtverwaltung zur Vorstellung des Entwurfs gleich vier ihrer Leute in leitender Position zu der Sitzung ausgesandt hatte. Eine willkommene Gelegenheit für die Zuhörer und die Ausschussmitglieder, die anwesenden Experten mit Fragen und Anmerkungen zu dem umstrittenen Thema buchstäblich zu überschütten. Dass der Kindergarten mit seinen rund 100 Plätzen kommt, ist nach einem entsprechenden Entscheid im Stadtrat längst beschlossene Sache (DK berichtete). Damit abfinden wollen sich Anwohner und Skeptiker jedoch nicht so ohne Weiteres. Sie befürchten durch das Holen und Bringen der Kinder ein Verkehrschaos an dem von Fahrzeugen ohnehin schon stark frequentierten Knotenpunkt mit der Krumenauerstraße und damit einhergehend eine Schadstoffbelastung, die einem Kindergarten nicht zuträglich sei.

Alles längst widerlegt, argumentiert die Gegenseite und präsentierte in Person von Jugendamtsleiter Maro Karmann, Baureferent Alexander Ring, Hochbauamtsleiter Florian Ernst sowie Herbert Achtner vom Stadtplanungsamt entsprechende Zahlen und Fakten, die dazu beitragen sollten, die Bedenken in Wohlgefallen aufzulösen. Taten sie aber nicht. Unverständnis hielt sich vor allem wegen des Festhaltens an dem Standort am Kreisel - am Rand eines Wohngebiets, wo angeblich keine Kinder lebten. Dieser sei aber deshalb optimal, weil der Kindergarten nicht nur eine Nahversorgung gewährleisten und deshalb gut erreichbar sein müsse, antwortete Karmann. Das hielt einige Zuhörer nicht davon ab, Alternativstandorte ins Gespräch zu bringen. Unter anderem wurde vorgeschlagen, den Kindergarten im Klinikum zu erweitern. Ebenso wurde - auch seitens des BZA-Vorsitzenden Rainer Mühlberger - mehrmals nachgefragt, warum der bereits zugesagte Standort für einen Kindergarten im derzeit entstehenden Neubaugebiet Friedá †richshofen-West wieder aus der Planung gefallen sei. Darauf wisse er bis heute keine Antwort, sagte Mühlberger. Die konnten auch die Behördenvertreter nicht geben. Sie versicherten aber, dass der Kindergarten im geplanten Neubaugebiet Samhof, zwischen Klinikum und der Gerolfinger Straße, in jedem Fall kommen werde. Für einen anwesenden Vater, der jetzt eine Lösung brauche, wie er beteuerte, nur ein schwacher Trost. "Ich glaube nicht an den Novembertermin, wenn ich das hier höre", sagte er angesichts der geplanten Fertigstellung.

Kritik aus den Zuhörerreihen gab es auch am Stadtrat, dem "politische Kurzsichtigkeit" und "Harakiri" vorgeworfen wurde. Das ließen die anwesenden Mandatsträger nur ungern auf sich sitzen. "Wir schlafen nicht und machen uns durchaus Gedanken", entgegnete Karl Spindler. Und Anton Böhm sagte: "Wir haben dem Standort zähneknirschend aus der Not heraus zugestimmt. Wir erwarten aber zukünftig eine bessere Vorausplanung."

Die Stadt ist derzeit klamm, was neue Kindergartenplätze angeht. Über 500, einschließlich Krippenplätze, würden aktuell benötigt, so Karmann. An entsprechende Grundstücke zu kommen sei jedoch nicht einfach. Den BZA konnte all das nicht beeindrucken. Er schickte den Entwurf mit sechs Nein-Stimmen bei vier Ja-Stimmen und einer Enthaltung zurück in die Stadtverwaltung.

Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit schloss Mühlberger danach die Sitzung, in der zuvor noch das Konzept zur Landesgartenschau 2020 von Architekt Matthias Därr vorgestellt worden war. Die offen gebliebenen Punkte auf der Tagesordnung sollen nun in vier Wochen in einer Sondersitzung abgehandelt werden. Bericht folgt