Freudentränen fließen in Strömen

16.02.2009 | Stand 03.12.2020, 5:11 Uhr

Mit einer großen Schlussfeier sind die Weltwinterspiele in Idaho zu Ende gegangen. Insgesamt waren 3000 Sportler – darunter eine Delegation mit 114 Deutschen – aus der ganzen Welt dabei. - Foto: SOD/Siermann

Ingolstadt (DK) Gesund aber auch müde sind die Sportler vom Caritas-Zentrum St. Vinzenz gestern von den Weltwinterspielen der Special Olympics aus den USA heimgekehrt. Mit einem kleinen Empfang hießen Familie, Freunde und die Einrichtungsleitung die erfolgreichen Eiskunstläufer willkommen.

Mit einem Hupkonzert bog der weiße Kleinbus am späten Nachmittag auf den Hof an der Frühlingsstraße. Kaum waren die drei Sportler Werner Eickenberg, Melanie Kriz und Michael Bergrath nach ihrer Fahrt vom Münchner Flughafen in die Heimat dem Bus entstiegen, da flossen bereits ein paar Freudentränen. Nach zwei Wochen im fernen US-Bundesstaat Idaho waren die Eiskunstläufer samt Trainerin Franzi Eickenberg wieder da. Werners und Franzis Großeltern empfingen sie mit Umarmungen und Blumen. Auch Markus Pflüger, der Chef im Caritas-Zentrum, überreichte den Sportlern aus seinem Haus je eine Rose und gratulierte zum Erfolg. Mutter Eickenberg hatte für alle noch kleine Pokale besorgt.

Das größte Geschenk hatten sich Melanie (20), Michael (19) und Werner (21) schon in der vorigen Woche gemacht. Bei den Weltwinterspielen für Menschen mit geistiger Behinderung sicherten sie sich im Eiskunstlauf jeweils eine Medaille. Dabei hatte die Reise so ihre Eigenheiten. Im Hotel im Veranstaltungsort Boise standen die Ingolstädter am ersten Tag ohne Koffer da. Die waren im anderen Hotel gelandet. Ganz zu Hause waren sogar die eigentlichen Glücksbringer geblieben: Je einen Stoffmarienkäfer konnte Betreuerin Conny Eichlinger erst gestern in Ingolstadt überreichen.

Erfolgreich waren die Vinzenz-Sportler auch ohne sie. "Ich war irre nervös – der Werner musste mich noch an der Bande beruhigen", erzählte Michael. Der 19-Jährige hat das erste Mal so eine weite Flugreise unternommen und durfte dann gleich vor Tausenden von Zuschauern in der Qwest-Arena aufs Eis. "Die Stimmung war fantastisch, es war fast immer voll", sagte Franzi. Die 19-jährige Abiturientin leitete als Cheftrainerin auch die anderen Eiskunstläufer im deutschen Lager zu tollen Platzierungen. Die Freudentränen flossen in Strömen. Das konnten die Sportler ohne falsche Scham berichten.

Die Anspannung für die jungen Leute war immens. "Ich habe nach meinem Lauf immer wieder zur Anzeigetafel geschaut und gebibbert: Bin ich noch Erster, bin ich noch Erster", schilderte Michael. Er blieb Erster in der Einsteigerklasse bis zum Schluss, genauso wie Melanie bei den Mädchen.

Werner hatte wieder eine silberne Medaille um seinen Hals baumeln, so wie vor vier Jahren in Nagano. Er feiert sein Edelmetall wie die anderen als großen Erfolg. Er musste als Erster in seiner starken Leistungsklasse starten. "Hinter mir kam einer, der war tausend Mal besser", gibt der 21-Jährige ohne Neid zu.

"Stressig aber schön", war die Reise für Werner. Insgesamt drei Mal mussten die Ingolstädter das Hotel wechseln, bevor es gestern auf den langen Flug heim mit Zwischenstopp in Frankfurt ging. Im Grunde bräuchten die Sportler ihre Koffer gar nicht auspacken: Vom 2. bis 5. März stehen in Inzell bereits die nationalen Winterspiele an. Dann messen sich mehr als 600 Sportler – und Werner und die anderen dürften wieder mitmischen.