Etting
Digitale Erinnerung

Sterbebilder werden eingescannt – so soll eine umfassende Datenbank zur Ahnenforschung entstehen

23.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:06 Uhr

Konzentration gefordert: Per Hand geben Anna Probst (von links) und Elisabeth Weilnböck die Daten auf den Sterbebildern aus den Sammlungen von Regina Meier und Irmgard Jörg in die Datenbank ein - Foto: Strisch

Etting (DK) Sterbebilder erhalten die Erinnerung an die Verstorbenen – und können bei der Suche nach Verwandten und Vorfahren helfen. Bayernweit entsteht dazu gerade eine Datenbank, auch der Ingolstädter Arbeitskreis der Familien- und Heimatforscher beteiligt sich an dem Mitmachprojekt.

Das Scannen läuft beinahe automatisch. Ein Stapel Sterbebilder liegt oben auf dem Gerät, der kleine Automat zieht Blatt für Blatt ein und digitalisiert die Dokumente. „Es werden gleich beide Seiten erfasst“, erklärt Manfred Wegele. Per Hand werden Name des Verstorbenen, Geburts- und Todesdatum sowie Ort eingegeben – bei inzwischen mehr als 100 000 Dokumenten eine Fleißarbeit.

Das Ziel des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde ist eine umfassende Datenbank. „So lassen sich Verwandte finden“, sagt Wegele, Vorsitzender des Vereins. Aber nicht nur bei der Ahnenforschung ist eine detaillierte Datenbank hilfreich. „Sterbebilder sind ja auch ein Kulturgut. Da zeigt sich über Jahrzehnte der modische Wandel“, sagt Wegele. „Zum Beispiel stand bis Mitte der 1940er Jahre stets ,Für Führer, Volk und Vaterland’ drauf.“ Anschließend sei bei den Sterbebildern für gefallene Soldaten nur noch „Für das Vaterland“ geschrieben worden.

Regina Meier lässt ihre Sterbebilder zum ersten Mal einscannen. „Die meisten sind aus dem Zweiten Weltkrieg“, sagt die Lippertshofenerin. Sie ist selbst Ahnenforscherin und hat einen ganzen Stapel zu Hause. „Vor allem aus Hitzhofen und der Gegend um Ingolstadt, da sind einige dabei.“

Auch Tilly Wilder bringt ihre Dokumente zum Erfassen. „Wenn man sie nach langer Zeit wieder einmal durchschaut, dann denkt man: ,Mei, der!’“ Einige kenne sie, bei anderen rufe der Ort Erinnerungen wach. „Da ist eines von 1879 dabei. Das dürfte das älteste Sterbebild sein, das ich habe.“

Bei Irmgard Jörg gilt inzwischen sogar die Devise: „Zum Geburtstag gibt’s statt Blumen Sterbebilder“, erzählt die Sammlerin. Ihre Kollektion wird immer größer. „Sterbebilder sind faszinierend“, sagt sie.

Anton Frank vom Arbeitskreis der Familien- und Heimatforscher Ingolstadt und Umgebung hatte die Scan-Aktion in der Ettinger Sportgaststätte am Mittwoch organisiert. „Ich hätte früher nicht gedacht, dass es für Sterbebilder tatsächlich Sammler gibt“, erzählt er. „Aber inzwischen weiß ich, dass es einige sind – daher haben wir jetzt die Leute in der Region gebeten, dass wir ihre Dokumente für das Archiv einscannen dürfen.“ Landesvereinsvorsitzender Wegele ist froh um jeden Sammler: „Gott sei Dank gibt es noch welche! Wenn die Oma stirbt, dann ist doch heute das Erste, das man macht: Man stellt einen Mülleimer auf.“

Die Datenbank wollen die Mitglieder des Familienkundevereins letztlich der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen – zumindest in Teilen. „Da greifen natürlich Datenschutz und Urheberrecht“, sagt Wegele. Daher werde die Tabellendatei mit den händisch eingegebenen Informationen publiziert. Wenn jemand den Scan des Sterbebildes sehen möchte, muss er sich an den Verein wenden.

Weitere Informationen zum Projekt sowie dem Landesverein für Familienkunde finden sich auf der Internetseite www.blf-online.de.