Etting
Neues Gewerbegebiet im hohen Norden?

Stadt betreibt Grunderwerb an Ettinger Ostumgehung Realisierung aber frühestens nach 2021

20.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:46 Uhr

Unmittelbar westlich der künftig vierspurigen Ettinger Ostumgehung - auf diesem Foto mit Blick nach Süden aufs Audi-Werk also rechts - kann sich die Stadt mittelfristig ein neues Gewerbegebiet vorstellen. Die IFG hat in diesem Geländestreifen bereits ein knapp vier Hektar großes Grundstück erworben. - Foto: Hauser

Etting (DK) Ein Gewerbegebiet am äußersten östlichen Rand der Ettinger Flur? "In fünf bis acht Jahren", so Bürgermeister Albert Wittmann, könnte das eine Option sein. Der städtische Finanzchef hat zu diesem Zweck bereits Grunderwerb unmittelbar an der Ettinger Ostumgehung parallel zur ICE-Trasse angestoßen.

Das Thema tauchte im vergangenen Herbst bereits kurz im nichtöffentlichen Teil einer Sitzung des Finanz- und Planungsausschusses auf. Von Grunderwerb durch die städtische Tochtergesellschaft IFG bei Etting war da angeblich die Rede, was Grünen-Fraktionschefin Petra Kleine zu einer Anfrage an OB Christian Lösel bewogen hatte. Tenor: Wo genau soll ein solches Gewerbegebiet liegen und wie werden die Auswirkungen auf das Landschaftsbild und damit auch die Genehmigungschancen sein?

In einem Antwortschreiben ließ der Rathauschef die Stadträtin seinerzeit wissen, dass es sich bei der Vorlage zu möglichen künftigen Gewerbeflächen an der Ettinger Ostumgehung nur um eine Vorabinformation ohne konkreten Planungshintergrund gehandelt habe. Die Überlegungen, so Lösel, entsprängen auch einem "Wunsch der Firma Audi, im Zusammenhang mit dem vierspurigen Ausbau der Ostumgehung Etting gewerblich nutzbare Flächen zu entwickeln." Eine Konkretisierung der vagen Überlegungen, so der OB, sei wegen des sukzessiven Ausbaus der Umgehungsstraße, mit dem ja erst im vergangenen Spätsommer südlich von Etting begonnen worden ist, frühestens nach 2021 vorstellbar.

Bürgermeister Albert Wittmann hat die Vorstellungen der Stadt jetzt auf DK-Anfrage etwas präzisiert. Ihm zufolge geht der Anstoß, neue Gewerbeflächen weit im Norden Ingolstadts vorzuhalten, mehr von der Stadt denn von Audi aus. Ob dort später einmal wirklich für Audi relevante Unternehmen angesiedelt werden könnten oder ganz andere Betriebe, sei derzeit völlig offen und auch nicht grundsätzlich entscheidend. Wichtig sei der Stadt aber angesichts begrenzter Ansiedlungsmöglichkeiten in ihren bisherigen Gewerbegebieten eine Perspektive für potenzielle neue Flächen - und da biete sich der Geländestreifen unmittelbar westlich der Ostumgehung (also im äußersten Osten Ettings, parallel zur ICE-Trasse der Bahn) einfach an.

Tatsächlich hat die städtische IFG hier laut Wittmann auch bereits eine erste Fläche erwerben können. Der Bürgermeister spricht von einer Größenordnung von dreieinhalb bis vier Hektar - "nicht viel, aber ausbaufähig". Laut Wittmann befinden sich die fraglichen Flächen bislang überwiegend im Besitz Ettinger Landwirte.

Ein Gewerbegebiet in diesem nördlichsten Zipfel des Stadtgebietes hätte den Charme der besonders verkehrsgünstigen Lage und einfachen Anbindung an die dortige Hauptverkehrsachse: Die Ettinger Ostumgehung wird bekanntlich ausgebaut, um den beständig angewachsenen Verkehrsstrom vom Autobahnanschluss Lenting zum Audi-Werk und zurück besser zu kanalisieren. Bei der ohnehin anstehenden Verbreiterung auf vier Spuren wäre es laut Wittmann vergleichsweise einfach, Zu- und Abfahrten für ein Gewerbeareal zu schaffen.

Da dieser nördlichste Abschnitt der Umgehung (nördlich der Einmündung Oskar-von-Miller-Straße) zwar als 1. Bauabschnitt des Ausbauprojektes tituliert ist, tatsächlich aber wohl erst als letzter realisiert wird, bleibt auch genug Zeit, die Planung anzupassen: voraussichtlich eben bis 2021. Eine Erschließung des möglichen Gewerbegebietes von Etting aus schließt Albert Wittmann hingegen kategorisch aus. Das wäre in der ohnehin hoch verkehrsbelasteten Ortschaft auch nicht zu vermitteln, wie der Bürgermeister, der hier bekanntlich selber zu Hause ist, nur zu gut weiß.

Ein Hindernis auf dem Weg zu Gewerbeflächen an der Umgehungsstraße könnte allenfalls das sogenannte Anbindegebot nach dem Landesentwicklungsprogramm sein, das neue Gewerbeflächen am ehesten dort erlaubt, wo ein relativ lückenloser Anschluss an vorhandene Bebauung möglich ist. Diese Vorschrift, die eine willkürliche Zersiedelung der Landschaft verhindern soll, muss von der Genehmigungsbehörde allerdings nicht zwingend angewandt werden. So schrieb schon OB Lösel an Petra Kleine: "Ausnahmen vom Anbindegebot können zulässig sein, wenn dies entsprechend begründet und abgewogen werden kann."