Ingolstadt
Ethik beginnt im Kopf

Mit einer Seminararbeit über experimentelle Chirurgie gewinnt Olesya Klima den Abiturpreis der Altherrenvereinigung

26.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:33 Uhr
Abiturpreis verliehen: Die Nominierten und die Preisträgerin Olesya Klima (3.v.l.) nach der Verleihung im Barocksaal des Stadtmuseums. Mit im Bild: Daniel Zauner, Präsident der den Preis auslobenden Altherrenvereinigung (4.v.l.), sowie die Juroren Brigitte König (r.) und Berthold von Großmann (3.v.r.). −Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Die Ingolstädter Vereinigung Alter Herren der akademisch fechtenden Studentenverbindungen (AHV) hat zum elften Mal den Abiturpreis verliehen.

Gewürdigt wurden dieses Jahr zehn Seminararbeiten, verfasst von Schülerinnen und Schülern der Ingolstädter Gymnasien. Der erste Preis ging an Olesya Klima aus Großmehring.

Die 18-jährige Abiturientin vom Reuchlin-Gymnasium überzeugte die Jury mit einer anschaulichen und zugleich wissenschaftlich fundierten Arbeit, wie es in der Begründung heißt. Darin widmet sie sich dem Thema Forschung zwischen Fortschritt und Moral anhand der experimentellen Chirurgie. Als Beispiel diente ihr der italienische Neurochirurg Sergio Canavero, der 2017 eine Kopftransplantation beim Menschen vornehmen wollte, was ihm jedoch behördlich untersagt wurde.

Klima bezieht sich in dem etwa 15-seitigen Text zudem auf den 200 Jahre alten Schauerroman "Frankenstein" von Mary Shelley. In der Geschichte, die zum einem in Ingolstadt spielt, wird bekanntlich erzählt, wie der Arzt Victor Frankenstein ein künstliches menschliches Wesen erschafft - ein Experiment, das schließlich völlig aus dem Ruder läuft. Die Abiturientin stellte sich daraufhin die Fragen: Was darf die Wissenschaft heute und unter welchen ethischen und medizintechnischen Voraussetzungen sind Versuche am Menschen erlaubt? Klima sei zu dem Schluss gekommen, dass die Risiken eines Vorhabens wie das von Canavero derzeit höher einzustufen seien als der medizinische Nutzen, hieß es in der Laudatio.

Für ihre Arbeit habe sie viel recherchiert - vor allem in englischen Texten und in Literatur von Canavero selbst, sagte sie unserer Zeitung im Anschluss an die Preisverleihung. "Ich habe mir bewusst ein Thema gesucht, das in den Medien nicht so stark verbreitet ist. Die Medizin bietet da eine enorme Weite", so Klima. Schwierig sei der Umgang mit der englischsprachigen Fachliteratur gewesen, auch wegen der vielen Fachbegriffe darin. Insgesamt habe sie zwei Wochen an der Arbeit geschrieben. Mit der Recherche habe sie vor den Sommerferien begonnen. Klima, die in der Ukraine geboren wurde und mit ihren Eltern nach Deutschland kam, möchte nun Medizin studieren.

Auch Schulleiterin Edith Philipp-Rasch ist "sehr stolz", wie sie sagte. "Ich lese zuvor alle Arbeiten, das ist immer ein spannender Genuss. " Auf die Arbeit von Klima sei sie schon im Vorfeld aufmerksam geworden, nachdem die Abiturientin diese im Rahmen des W-Seminars an der Schule vorgetragen hatte und damit auf großes Interesse stieß.

Daniel Zauner, Präsident der Altherrenvereinigung, lobte ausdrücklich die Leistung aller nominierten Schüler: "Sie sind alle die Elite Ihrer Schule", sagte er an die Teilnehmer gewandt. Von den fünf Ingolstädter Gymnasien wird im Vorfeld jeweils eine herausragende Arbeit aus den drei teilnehmenden Kategorien "Sprachen, Literatur, Kunst", "Naturwissenschaften, Mathematik" sowie "Gesellschaft, Religion, Geschichte" ausgewählt. "Die Qualität und das Niveau der Arbeiten ist beeindruckend. Es ist für uns jedes Jahr erneut faszinierend zu sehen, mit welchem Ehrgeiz und welcher Leidenschaft die Abiturienten ihre Seminararbeiten verfassen", erzählte Zauner.

Die 1925 gegründete AHV hat den Abiturpreis ins Leben gerufen, um den akademischen Nachwuchs zu fördern und Abiturienten der Ingolstädter Gymnasien bei ihrem Start in die akademische Laufbahn zu unterstützen. Zudem will die Vereinigung lebenslanges Zusammenstehen und gegenseitige Unterstützung unter den Studierenden fördern.

Michael Brandl