Ingolstadt
Es brodelt unter der Oberfläche

Alexander Schuktuew bietet mit dem Film "Jess" ein Porträt von Ingolstadt und der Generation Internet

22.02.2019 | Stand 23.09.2023, 6:03 Uhr
Nur mit dem Smartphone gefilmt ist Alexander Schuktuews Dokumentarfilm "Jess". Er begleitet eine 22-jährige Ingolstädterin und zeichnet anhand ihres Porträts ein Bild der "Generation Internet". −Foto: Schuktuew

Ingolstadt (DK) Der Ingolstädter Künstler, Fotograf und Filmemacher Alexander Schuktuew gewährt mit seinem Film "Jess" einen Blick hinter die Fassade seiner Heimatstadt. Die Reportage über das Leben einer 22-jährigen kann aber auch als das Porträt der "Generation Internet" gesehen werden, sagt Schuktuew. Der Film läuft am Montagabend in der Fronte.

Schuktuew traf die Protagonistin seines Films auf einer Party in Ingolstadt. In Jessica K. sah er viele Themen vereint, die er in seinem Abschlussfilm für den Studiengang Fotojournalismus und Dokumentarfotografie an der Hochschule Hannover verhandeln wollte. "Es hat sofort gepasst", sagt er. Unter anderem geht es ihm in seiner Dokumentation um den allgegenwärtigen Umgang mit dem Internet und wie die vermeintlich pausenlose Kommunikation zu einem Abkapseln Einzelner führt. Die Filterblasen aus dem Internet sind auch im echten Leben wirksam, ist der 27-Jährige überzeugt. Am Beispiel von Jess und ihrer "selbstgewählten Familie aus Freunden" zeigt der Film, wie junge Menschen durch Techno, Internet und Drogensucht versuchen, in der Welt zurechtzukommen, heißt es in der Beschreibung. "Wie gut kann es uns gehen, wenn wir alles und mehr haben und doch unglücklich sind?"

Schuktuew (kleines Bild) ist als Künstler unter anderem in München, Hannover und Berlin unterwegs. "Jess" hat er dennoch ganz bewusst in Ingolstadt angesiedelt. "Ich möchte zeigen, dass es auch unter der Wohlstandsoberfläche dieser Stadt brodelt", sagt er. Der Film gewähre so auch Einblicke, die wohl auch vielen Ingolstädtern fremd seien, ist er überzeugt.

Rund ein halbes Jahr haben Schuktuew und Jessica K. in Ingolstadt für den 40 Minuten langen Film gedreht. Als Kamera diente lediglich ein iPhone. "Das ist handlich, schnell verfügbar und man sieht nicht sofort, dass hier ein Film gedreht wird", erklärt der Künstler. Im Trailer sieht man unter anderem die Bilder, die Schuktuew vom Fahrrad aus mit dem Handy in der Hand gedreht hat, während seine Protagonistin auf dem Rad durch die Unterführung am Nordbahnhof fährt. Außerdem stelle der besondere Look aus dem Smartphone auch inhaltlich einen Bezug zum Thema des Films her, erklärt Schuktuew.

Ende Januar feierte "Jess" Premiere in Berlin. Am kommenden Montag, 25. Februar, wird der Film ab 21 Uhr (Einlass 20.30 Uhr) in der Fronte 79 an der Jahnstraße gezeigt.

Johannes Hauser