Ingolstadt
Ende einer Ära

Präsidentin Dworazik und ihr Vize Bösl verabschieden sich vom Landgericht

25.06.2019 | Stand 02.12.2020, 13:40 Uhr
Ihre Ingolstädter Dienstzeit läuft ab: Landgerichtspräsidentin Sibylle Dworazik und Vizepräsident Jochen Bösl - hier vor einem Poster im Gerichtsgebäude - zieht es zu neuen Aufgaben nach Regensburg bzw. nach München. −Foto: Hauser

Ingolstadt (hl) Beide Personalien wurden binnen weniger Tage publik, und beide bedeuten für die Protagonisten einen nochmaligen beruflichen Aufstieg: Für Landgerichtspräsidentin Sibylle Dworazik und ihren Vize Jochen Bösl geht - wie auch schon jeweils kurz berichtet - in diesen Wochen ihre Zeit bei der Ingolstädter Justiz zu Ende. Die in Kürze 62-jährige Gerichtschefin - immerhin ranghöchste Landesbeamtin in der gesamten Region 10 - wechselt in gleicher Funktion an das wesentlich größere Landgericht Regensburg. Ihr Stellvertreter Bösl (58), bislang Vorsitzender der auch als Schwurgericht fungierenden 1.Strafkammer, wird künftig einen Staatsschutzsenat beim Münchner Oberlandesgericht leiten.

Vor der Presse haben beide Spitzenjuristen am Dienstag - quasi am Ende einer Ära - fast ein wenig wehmütig auf erfüllte Jahre in Ingolstadt zurückgeblickt. Am immer noch jüngsten Landgericht des Freistaates standen sie, aber auch ihr gesamtes Führungsteam, für einen bei aller Ernsthaftigkeit des Berufsfeldes sehr kollegialen Umgangston, den auch häufige Besucher von Verfahren und besonderen Behördenanlässen - wie eben die Vertreter der lokalen Medien - nur bestätigen können. Der in der bayerischen Justiz vor einigen Jahren aufgekommene Slogan, "für die Menschen" da zu sein, ist da recht ordentlich mit Leben gefüllt worden.

Sibylle Dworazik hat zehn Jahre die Verantwortung für die gesamte Gerichtsbarkeit in der Region getragen - also nicht nur für das Landgericht selbst, sondern auch für die Amtsgerichte in Ingolstadt, Neuburg und Pfaffenhofen. Sämtliche damit verbundenen Personalentscheidungen sind in dieser Zeit über ihren Schreibtisch gegangen, und auch wenn es nun um die anstehenden Weichenstellungen für die neue Führungsspitze in Ingolstadt geht, dürften ihre Empfehlungen im Münchner Justizministerium nicht völlig unbeachtet bleiben.

Offizielles gibt es hierzu aber noch nicht mitzuteilen. Klar ist nur, dass der neue Präsident respektive die neue Präsidentin - wohl noch diesen Herbst - von außen kommen wird und dass es für die Vizepräsidentschaft einen renommierten Bewerber aus der Region gibt, der aber noch das übliche Ernennungsverfahren abwarten muss. Dass er auch neuer Vorsitzender der 1. Strafkammer wird, ist zwar nicht automatisch vorgegeben, dürfte aber letztlich keine große Frage mehr sein.

Wer mit Sibylle Dworazik und ihrem Stab über die hiesige Justiz spricht, der wird stets schnell bei den Themen Arbeitsbelastung und Personalschlüssel landen - und beide Parameter sind nicht so goldig, dass leicht darüber hinweg zu gehen wäre. Ein "Hauptkampfgebiet" der Präsidentin ist das Ringen um Planstellen gewesen, und immerhin hat sie da und dort der überdurchschnittlich hohen Auslastung der hiesigen Straf- und Zivilkammern mit zusätzlichen halben Stellen, die sich zu ganzen addieren, personell Rechnung tragen können. Unterm Strich, sagt sie, sind die inzwischen 21 Stellen im richterlichen Dienst (bei ihrem Amtsantritt waren es nur 15) aber immer noch fünf zu wenig. Das darf der Justizminister ruhig wissen.

Ein anderer Wunsch der scheidenden Präsidentin wird sicher auch auf lange Sicht Zukunftsmusik bleiben: Eine Erweiterung des Landgerichts um einen Anbau (womöglich auf der Grünfläche zur Harderstraße hin) ist bislang über vage Entwurfsskizzen nicht hinausgekommen. Auch auf diesem Feld bleibt also für den Nachfolger noch einiges zu tun.