Einmal
Gereift und geräuchert

18.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

Einmal Käse ohne alles, bitte“, ordert die Dame vom Süßwarenstand am Käsestand gegenüber. Für ihre Mittagssemmel, und nein, nicht den ganz harten, „wegen meiner Zähne“. Martin Moser findet sowohl den richtigen Käse als auch den richtigen Ton für jede Kundin. „Bitte sehr, darf’s noch ein Stückerl Speck dazu sein“, fragt er und lässt einmal quer Beet von seinen Spezialitäten probieren. Da gibt es Käse pur, verschieden lang gereift, mit Chili, Walnüssen oder Heublumen, Schwarzgeräuchertes, Karree vom Rücken, Wammerl, Speck, Räucherwurst. „Den müsst’s ihr probieren, meinen Lieblingskäse, Bergkäse, 14 Monate lang gereift“, sagt er, hobelt dünne Scheiben von einem frisch geschnittenen Stück herunter und verteilt Kostproben. „Das ist ja schlimm, man kann gar nicht mehr aufhören“, seufzt eine Frau, und lässt sich noch ein Stück Rückenspeck einpacken. „Halten tut’s bis nächstes Jahr im Jänner“, beruhigt Moser Rosemarie Ziegler, die die von ihm vorgeschlagene Portion erschrocken mit „Geht’s nicht ein bissl kleiner“, kommentiert hat. Sie ist das erste Mal hier und begeistert, „vor allem vom schönen Brunnen“. Auch Moser ist neu, ist auf der Herbstdult zum Ostermarkt eingeladen worden. Zum Käse kam der gelernte Industrielogistiker aus dem oberösterreichischen Steyr über eine Almzeit. Im Zug auf der Heimreise sprach ihn der Käser aus Hittisau an, „warum er so stinke“. Und engagierte ihn vom Fleck weg als Käser. Moser gefällt es in Ingolstadt, weil es „ein gutes Pflaster ist, die Leute nett sind und die Marktgemeinschaft toll“.