Ingolstadt
Ein Oldtimer unter den E-Scootern

Geschäftsmann Oliver Mayer kaufte vor gut 25 Jahren einen elektrischen Tretroller

23.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:18 Uhr
Tina Blum
Standfest präsentiert sich Oliver Mayer auf seinem alten Elektro-Tretroller - inmitten der Luxusautos in seinem Oldtimer-Hotel. Das 25 Jahre alte Go-Ped lässt sich praktisch zusammenklappen (links unten). Rechts unten sieht man den E-Scooter neben einem Tretroller, den ein Benzinmotor antreibt. −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Oliver Mayer steht auf Autos.

Für jeden, der den Ingolstädter Unternehmer kennt, ist das nichts Neues. Dass er vor guten 25 Jahren bereits im E-Scooter-Geschäft tätig war, das dürfte doch einige verwundern. Vor allem, weil der Bundesrat erst am 15. Juni dieses Jahres eine Straßenzulassung für E-Scooter beschlossen hat, die inzwischen ja auch in Ingolstadt zum Stadtbild gehören.

In und um seinem Oldtimer Hotel mit der integrierten Ausstellungsfläche lassen sich einige schicke Motorräder und schnelle Autos finden. Egal ob Ferrari, Maserati oder Mercedes - Oliver "Olli" Mayer hat eine Leidenschaft für exklusive Oldtimer, die er sammelt und verkauft. Doch auch andere motorisierte Gefährte haben vor einigen Jahren seine Aufmerksamkeit erregt. "Ich war damals auf einer Messe in München, um Motor- und Dreiräder zu verkaufen", erzählt er. "Plötzlich ist jemand auf einem Go-Ped an mir vorbeigerauscht. Das war damals etwas völlig Neues. " Also sei er dem Fahrer sofort nachgelaufen und hat ihm den motorisierten Tretroller kurzerhand abgekauft - für 1690 D-Mark, so Mayer.

"Ich musste so ein Ding haben", erzählt Mayer. Und weil er in den "Original California Go-Peds" ein interessantes Geschäft witterte, reiste er in die kalifornische Stadt Livermore nahe San Francisco (USA), wo der Hersteller Patmont Motor Werks seinen Firmensitz hat. Zunächst habe er sich auf die motorisierte Variante konzentriert. "Ich habe dann dort 100 Stück gekauft. " Gemeinsam mit einem Freund kauften sie ein Wohnmobil und luden dieses voll mit den Go-Peds und ließen diese nach Deutschland verschiffen.

"Im Gegensatz zu heute gab es damals nur ein Problem", so Mayer, "die Dinger hatten noch keine Straßenzulassung. " Wer sollte die motorisierten Tretroller also kaufen? "Ich habe damals in einem Motorsportmagazin inseriert - und zwar in der Spalte für die Marke Ferrari", erzählt Mayer. Dort habe er die Go-Peds für 1190 D-Mark angeboten. Und da Olli Mayer selbst Rennen fährt, fand er bei seinen Rennfahrer-Kollegen auch Abnehmer für die kalifornischen Roller.

"Ich habe täglich unzählige Anrufe bekommen. Die Leute wollten natürlich wissen, ob die Go-Peds für den Straßenverkehr zugelassen sind", sagt Mayer. Doch das waren sie nicht. Dennoch lief das Geschäft mit den Rollern: "Auch wenn der Käuferkreis sehr begrenzt war, habe ich etwa zehn Jahre mit den Go-Peds gehandelt. " Viele Rennfahrer benutzten die Gefährte auf den Rennstrecken. Zu Mayers Abnehmern zählte auch Formel-1-Legende Michael Schuhmacher: "Leider habe ich selbst kein Foto mit ihm gemacht", sagt er und sucht mit seinem Smartphone nach Beweisbildern im Internet. Und wird fündig: "Da fährt Schumi auf einem Go-Ped. "

Als Olli Mayer mit dem Verkauf der Original California Go-Peds anfing, handelte es sich noch um Scooter, die von einem kleinen Benzinmotor angetrieben wurden. "Mit der Zeit kamen weitere Modelle der Firma auf den Markt. Mit breiteren Reifen für Gelände und mit Elektromotor", sagt Mayer. Und auch so ein Modell befindet sich noch in seinem Besitz. Rund 24 Kilo wiegt ein elektrisches Go-Ped, wovon ein Großteil des Gewichts auf den Akku entfällt, der sich nicht wie bei den heutigen Modellen an der Lenkerstange befindet, sondern unter dem Trittbrett. Bis zu 30 Kilometern pro Stunde schafft das elektrische Go-Ped. Zudem können die Roller zusammengeklappt werden.

"Wann genau die Dinger auf den Markt gekommen sind, kann ich aber nicht mehr sagen", sagt Mayer. Allerdings seien in der Zwischenzeit auch Tretroller ganz ohne zusätzlichen Antrieb in Mode gekommen, bevor jetzt die E-Scooter und die Mobilitätswende in Richtung Elektro auf den Markt gekommen sind.

"Ich wundere mich ehrlichgesagt darüber, dass die E-Scooter plötzlich eine Straßenzulassung bekommen haben", sagt Olli Mayer. Denn heute seien sie mindestens genauso gefährlich im Straßenverkehr wie vor knapp 30 Jahren.
 

Tina Blum