Ingolstadt
Durchs Schloss in die Stadt

Wie vor über 600 Jahren soll das Feldkirchner Tor wieder als Zugang in die Schanz dienen

12.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:54 Uhr
Erhöhter Eingang: Ein Balkon vor dem historischen Tor ermöglicht künftig den Zugang zum Schloss von Osten her. Der Weg führt weiter in den Schlosshof und die Stadt. Im Festungsgraben entstehen Parkplätze, von denen aus es barrierefrei ins Armeemuseum geht. −Foto: Fotos: Hammer

Ingolstadt (DK) Die Arbeiten zur Wiedereröffnung des Feldkirchner Tores sind im Zeitplan. Gleichzeitig wird am neuen Eingang gearbeitet, über den es künftig barrierefrei in das Bayerische Armeemuseum gehen wird. Im Juni sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Baumaterial stapelt sich im Graben hinter dem Neuen Schloss. Schweres Gerät steht bereit, ein provisorisches Gerüst wurde errichtet. Fast sieht es so aus, als versuche ein Trupp Bauarbeiter das Neue Schloss einzunehmen. Tatsächlich laufen hier die Arbeiten am Feldkirchner Tor, das 650 Jahre nach der Grundsteinlegung wieder zum öffentlichen Stadttor werden soll. Von dem kleinen Park nördlich der Rossmühle wird ein Steg hinüber zu dem neuen, balkon-artigen Vorbau am Eingang des Tores führen. Wie nach seiner Fertigstellung im Jahr 1368 wird das Feldkirchner Tor dann - zumindest untertags - wieder als Zugang in die Stadt dienen. Vom Durchgang hinter dem eigentlichen Tor wird der Zugang in die Statthalterei des Neuen Schlosses abgehen. Er dient künftig als Haupteingang zum Bayerischen Armeemuseum. Hier wird es unter anderem einen Museumsladen, eine Lounge und Räume für das Museumspersonal geben. Nach dem Umbau wird das Schloss barrierefrei zugänglich sein. Zumindest vom Schlosshof und dem Graben her. Der neue Zugang über den rund 1,30 Meter breiten Steg und das wiedereröffnete Tor ist "nicht barrierefrei herstellbar", wie Barbara Thiel-Lintner, Leiterin des Bereichs Hochbau im Staatlichen Bauamt, dem DONAUKURIER auf Anfrage schreibt. "Nicht zuletzt aufgrund der ebenfalls fehlenden Barrierefreiheit der angrenzenden Tordurchfahrt." Vielleicht findet sich hier noch eine andere Lösung, wenn eines Tages die leerstehende Rossmühle umgebaut wird, die gegenüber dem Feldkirchner Tor auf gegenüberliegenden Seite des Schlossgrabens ihrer Sanierung harrt.

Im zukünftigen Eingangsbereich des Museums werden derzeit Putzarbeiten und der Trockenbau erledigt, erklärt Bauamts-Abteilungsleiter Volckmar Bruhn. Im Mai wird mit der Verlegung des Eichenbodens begonnen. Dann rücken die Maler an und die Möblierung wird eingebaut. Zu diesem Zeitpunkt wird auch der Steg zum Feldkirchner Tor errichtet. Danach sind die Außenanlagen im östlichen Schlossgraben an der Reihe. Hier werden Parkplätze angelegt, von denen aus auch Besucher, die nicht gut zu Fuß sind, barrierefrei ins Museum gelangen. Wenn alles weiter nach Plan verläuft, sind alle Arbeiten Ende Juni abgeschlossen.

Wann das Tor dann allerdings feierlich wiedereröffnet werden kann, steht noch nicht fest, sagt Ansgar Reiß, der Leiter des Bayerischen Armeemuseums. Der genaue Termin müsse mit der Stadt und dem Wissenschaftsministerium abgestimmt werden. Angesichts des neu gebildeten bayerischen Kabinetts und der anstehende Landtagswahl kein ganz leichtes Unterfangen. Es könnte September werden.

Wenn alles fertig ist, wird das Feldkirchner Tor wieder ein echtes Stadttor sein. So, wie es ursprünglich geplant war. Diese Funktion hatte es allerdings nur rund 70 Jahre, wie Ansgar Reiß ins Gedächtnis ruft. Als der Ingolstädter Herzog Ludwig der Bärtige 1435 das neue Schloss errichten ließ, integrierte er das Tor kurzerhand in seinen neuen, herrschaftlichen Wohnsitz. Über dem Tordurchgang ließ er sich ein feudales Zimmer einrichten. Die beeindruckende Holzbalkendecke darin existiert noch heute. Dendrochronologische Untersuchungen haben ergeben, dass sie tatsächlich aus den 30er Jahren des 15. Jahrhunderts stammt. "Es war damals eine gewisse Mode, sich solche Zimmer zu bauen", erklärt Reiß. Sie wurden an der Feldseite, der Außenfassade einer Festungsanlage, geplant. Von hier aus konnte der Herzog seinen Blick über die Landschaft schweifen lassen. Die Roßmühle, die heute die Aussicht auf das Gießereigelände versperrt, wurde schließlich erst 1570 errichtet.

Die Ingolstädter Bürger waren von dem Neuen Schloss anfangs wenig begeistert. Vor allem, da sie nach seinem Bau von Osten - aus Richtung Feldkirchen also - nicht mehr in die Stadt kamen. Sie beschwerten sich beim Kaiser, der dem Herzog auftrug, ein neues Feldkirchner Tor zu errichten. Es existiert heute nicht mehr. Es stand nördlich des neuen Schlosses, wo heute Autos über die Esplanade in die Altstadt einfahren. Immerhin für die Ingolstädter Fußgänger wird das alte Feldkirchner Tor knapp 600 Jahre nach der Beschwerde beim Kaiser wieder durchgängig werden.

Johannes Hauser