Ingolstadt
Druckbetankung an der E-Säule

"Power Charging" an der Raststätte Köschinger Forst: In längstens einer halben Stunde soll der Akku voll sein

22.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:06 Uhr
Premiere an der A9: An der Raststätte Köschinger Forst sind gestern die ersten Schnellladesäulen für E-Fahrzeuge an einer bayerischen Autobahn in Betrieb gegangen. Vor den demonstrativ aufgeladenen Audi-Modellen (v.l.): Ionity-Chef Michael Hajesch, Andreas Rehm von Tank & Rast und Stefan Niemand, Chef der E-Fahrzeugentwicklung bei der Audi AG. −Foto: Audi

Ingolstadt/Kösching (DK) Die E-Mobilität trifft noch auf viele Skeptiker, deren Zahl wohl abnehmen dürfte, wenn sich zu einer größeren Auswahl (erschwinglicher) batteriegetriebener Autos auch ein enger gestricktes Netz an öffentlich zugänglichen Ladestationen gesellen sollte. Bei beidem steht man (nicht nur in Deutschland) noch am Anfang, doch der Zeitpunkt für erste größere Sprünge bei den "Tankstationen" scheint gekommen: An der BAB-Raststätte Köschinger Forst sind am Mittwoch (in beiden Fahrtrichtungen) die ersten E-Zapfsäulen für besonders zügige Ladevorgänge an einer bayerischen Autobahn offiziell in Betrieb gegangen.

An diesen Säulen soll mit einer Übertragungskapazität von bis zu 350 Kilowatt auch die Batterie eines voluminöseren, stärkeren Fahrzeugs (wie etwa ein Audi e-tron) in maximal einer halben Stunde voll aufgeladen sein, was auch gleich vor der Presse demonstriert wurde. Während im Rasthaus eine kleine Pause eingelegt wird, so wurde vermittelt, holt sich der Wagen draußen die Energie für (so jedenfalls Angaben aus Audi-Kreisen) die nächsten 400 bis 500 Kilometer. Wer nur fünf Minuten Zeit hat, kann dank dieser Schnellladetechnik ("Power Charging") angeblich immerhin so viel Strom "nachtanken", dass er bis zu 100 Kilometer Aktionsradius gewinnt.

Hinter dem neuen Angebot an der A9 steht ein Aktionsbündnis der Gesellschaft Tank & Rast und der E-Ladeinitiative Ionity, die von den Autokonzernen Daimler Benz, BMW, VW (indirekt also auch Audi) und Ford ins Leben gerufen wurde. Ionity-Chef Michael Hajesch sprach von ermunternden Fortschritten beim Aufbau des eigenen Netzes, das europaweit inzwischen fast 100 Stationen umfasst.

Allein 30 Ladepunkte an Fernstraßen seien in jüngster Zeit hinzugekommen, so dass inzwischen, selbst wenn man ausschließlich auf Ionity-Stationen bauen wolle, die problemlose Durchquerung Europas "von Italien bis Norwegen" und von Deutschland bis weit nach Frankreich hinein möglich sei. In über 20 europäischen Staaten sei man mittlerweile am Ball. Hajesch betonte das große Interesse der deutschen Automobilhersteller, ein akzeptables Ladenetz zu installieren und auch die Notwendigkeit, jetzt zügig Zeichen zu setzen: "Wir müssen schnell sein - und wir sind es auch." In Bayern habe man jetzt an der vielbefahrenen A9 einen "supertollen Standort" gefunden.

Stefan Niemand, Chef der E-Fahrzeug-Sparte bei Audi, sprach von einem "wichtigen Schritt auf der Reise in die E-Mobilität". Jetzt, da die Produktion solcher Fahrzeuge allmählich Fahrt aufnehme, ("Wir bauen in Bayern bessere E-Autos als die in Kalifornien") , brauche es auch Fortschritte in der entsprechenden Infrastruktur. Das funktioniere nur mit Partnern. Niemand: "Wir müssen das ganze System verändern - das geht nur gemeinsam, das schafft niemand alleine."

Eichstätts Landrat Anton Knapp zeigte sich stolz, dass die erste Station für "Power Charging" an einer bayerischen Autobahn ausgerechnet in "seinem" Landkreis liegt - das sei bei aller wirtschaftlich ohnehin herausragenden Bedeutung der Region noch ein weiterer Standortfaktor. Bayern müsse und wolle bei solchen Innovationen an der Spitze marschieren. Ein dichteres Netz an E-Tankstellen sei eine wichtige Investition in die Infrastruktur, die von den Menschen, die sich für ein E-Auto entscheiden, ja schließlich auch erwartet werde. Knapp: "Man braucht einfach immer ein sicheres Gefühl!"

Bernd Heimerl