Der
Ein Refugium abseits des Verkehrs

Die Familie Beckenbauer von der Türkenbundstraße legt viel Wert auf ihren Garten – Gemüseanbau wie früher in Siebenbürgen

21.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:05 Uhr

Im Garten ist die Welt in Ordnung: Familie Beckenbauer aus der Türkenbundstraße in Mailing-Feldkirchen hat sich hier ein wichtiges Refugium geschaffen, das man nicht missen möchte - Foto: Engel

Der „Kaiser“ wohnt nicht in der Türkenbundstraße in Mailing-Feldkirchen. Dafür Christa, Werner, Christopher und David Beckenbauer – und die sind mit Franz Beckenbauer weder verwandt noch verschwägert. Die Söhne – Christopher und David – leben schon seit ihrer Geburt an dieser Straße, die nach einer besonderen Lilienart benannt ist.

Mutter Christa kam mit ihren Eltern Anfang der 1980er Jahre aus der Nähe von Hermannstadt in Siebenbürgen/Rumänien nach Deutschland. Ein paar Jahre später kaufte die Familie das Haus, das damals nur drei Zimmer hatte, in der Türkenbundstraße, baute es um und schuf sich im Laufe der Jahre eine Oase. „In Siebenbürgen hatte man immer einen Gemüsegarten, das war gang und gäbe, da kaufte man nicht im Supermarkt“, erinnert sich Christa an ihre Kindheit und Jugend.

Diese Tradition führte die Familie fort. In den 1990er Jahren baute das junge Elternpaar Beckenbauer an das Haus von Christas Eltern an. Nun wird ein wunderschöner Gemüse- und Obstgarten von den Häusern umschlossen, den von der Straße aus niemand einsehen kann. Gurken, Tomaten, Zucchini und Sellerie sowie Äpfel und Zwetschgen wachsen dort. „Der Garten ist die Passion meiner Eltern“, sagt Christa. Eine idyllische Kindheit verbrachten ihre Söhne in den 90er Jahren in diesem Garten, denn auf der Straße zu spielen, war damals nur schlecht möglich. „Da war die Türkenbundstraße noch keine 30er-Zone“, erzählt Christa Beckenbauer. Außerdem nahmen viele Autofahrer die angrenzende Limesstraße als Abkürzung, da es die B 16 a noch nicht gab. Heute ist es ruhiger. „Aber ob es für Kinder sicherer ist“, fragt sich die 50-Jährige. Es ständen sehr viel geparkte Autos auf der Straße, so dass die Sicht für kleine Kinder eingeschränkt sei.

Die abgestellten Pkw haben damit zu tun, dass in der Türkenbundstraße viele kleine Siedlungshäuser am Ende des Jahrtausends abgerissen und auf den freigewordenen Grundstücken mehrere Mehrfamilienhäuser gebaut worden sind. Somit hat sich auch die Einwohnerzahl in der Türkenbundstraße erhöht. „Das merkt man stark am Nachwuchs. Früher waren hier in der Straße wenige Kinder. Jetzt sind es viel mehr“, stellt Christa Beckenbauer fest. Die Türkenbundstraße, die im Feldkirchener Teil liegt, entwickelt sich also gegen den gesellschaftlichen Trend. Trotzdem ist Christas Ehemann Werner besorgt, dass Mailing-Feldkirchen allmählich ausblutet. „Es werden hier überhaupt keine Baugebiete mehr ausgewiesen.“

Viel Platz dafür wäre auch nicht mehr. Der Ortsteil wird umschlossen von Donau, Bundesstraße, Autobahn und Müllverbrennungsanlage. Gerade die Straßen und die MVA sind Faktoren, die zunächst einmal abschrecken könnten. Doch die Beckenbauers sind sich einig: „Die MVA riecht man gar nicht. Außerdem ist man hier sehr schnell zum Spazierengehen an der Donau. Wir leben gerne hier.“ Christine Engel