Da
Angedacht

18.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

Da wurden ihre Augen geöffnet“ – mit diesem Bild rundet sich die für mich schönste Ostererzählung der Bibel: die Emmaus-Jünger. Die waren erst einmal lange Zeit mit sich selbst beschäftigt. Mit der Karfreitags Enttäuschung vor Augen wandern die beiden von Jerusalem nach Emmaus und merken dabei gar nicht, dass der auferstandene Jesus an ihrer Seite mitgeht.

Erst, als er bei ihnen zu Hause einkehrt und das Brot teilt, werden ihre Augen geöffnet. Ostern überrascht und öffnet die Augen.

Da denke ich an einen wunderbaren österlichen Brauch in einem Bergdorf in Frankreich. Der Brauch trägt den wundersamen Namen „Osteraugen“. Wenn am Morgen des Ostersonntags die Glocken zum ersten Mal läuten, laufen Kinder und Erwachsene an den Dorfbrunnen und waschen sich die Augen mit dem kühlen, klaren Brunnenwasser. Diese Geste am Ostersonntag soll einem Gebet Ausdruck geben, dem Gebet um Osteraugen. Augen, die sehen wollen, was durch die Auferstehung anders geworden ist in ihrem Leben.

Osteraugen befreien von Bildern, die Menschen sich zurechtlegen und manchmal einengen. Osteraugen weiten unseren Blick für die schönen Dinge des Lebens. Sie stiften Beziehung, schenken ein tieferes Verständnis vom Leben. Das ist Ostern: Ein Fest für einen neuen Blick auf das Leben.

Osteraugen wünsche ich mir für dieses Osterfest und für die österliche Freudenzeit in den Wochen danach. Auferstehung geschieht mitten im Leben: Und es geschah, als er mit ihnen zu Tisch saß, brach er ihnen das Brot und ihre Augen wurden geöffnet und sie erkannten ihn. Foto: Stautner

Pfarrer Christian Bernath,

Evangelisch-Lutherische

Kirchengemeinde

St. Matthäus Ingolstadt