Ingolstadt
Lückenfüller

Nach dem nicht genehmigten Abriss an der Hohen Schule wird jetzt neu gebaut

24.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:31 Uhr
Auferstehung aus Ruinen: Während auf dem Platz vor der Hohen Schule schon die Vorbereitungen für das Fest des Reinen Bieres laufen (im Hintergrund), haben auf dem Areal des im Januar ohne Genehmigung abgerissenen Hauses die Arbeiten am Neubau begonnen. −Foto: Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Nach dem nicht genehmigtem Abriss eines Hauses unweit der Hohen Schule im Januar haben jetzt die Arbeiten am Neubau begonnen. Eine Baugenehmigung, die auch dem geltenden Ensembleschutz entspricht, liegt vor, versichert die Stadt. Derzeit werde aber noch geprüft, ob der Bauherr wegen des Abrisses ein Bußgeld zahlen muss. Inzwischen gingen die Archäologen ans Werk.

Es war eine unerwartete Arbeitserleichterung für die Ingolstädter Archäologen: Als im Januar das Haus an der Ecke des Hohen-Schul-Platzes zur Goldknopfgasse abgerissen wurde, lag plötzlich der Untergrund frei und die Wissenschaftler konnten ungehindert nach Spuren aus der Vergangenheit suchen. Geplant war das nicht. Wie berichtet, hatte der Bauherr lediglich eine Genehmigung für die Sanierung und den Umbau des Hauses in ein Wohn- und Geschäftsgebäude. Die Archäologen hätten deswegen nur die Möglichkeit gehabt, bei punktuellen Arbeiten am Fußboden tätig zu werden. Im Zuge der Sanierung ist dann aber unerwarteter Weise das gesamte Gebäude abgetragen worden - eventuell, weil statische Probleme auftraten. Die Wissenschaftler konnten ihre Aufgabe jetzt jedenfalls großflächiger angehen.

Das abgerissene Gebäude stand zuletzt leer und konnte nicht gerade als Schmuckstück gelten. Entsprechend stand es auch nicht unter Denkmalschutz. Allerdings griff an dieser exponierten Stelle in der Altstadt der so genannte Ensembleschutz. Die Außenmauern des Gebäudes hätten deswegen zwingend stehenbleiben müssen, um der Anmutung des Platzes nicht zu schaden, klagten Bauverwaltung und der Stadtheimatpfleger im Januar angesichts des Trümmerfeldes. Jetzt klaffte eine Lücke in der pittoresken Fassadenreihe zwischen Kamerariat und Hoher Schule. Die Stadt verhängte einen Baustopp und leitete eine Untersuchung ein. Ob der Bauherr wegen des Abrisses mit einem Bußgeld zu rechnen hat, wird derzeit noch geprüft, heißt es auf Anfrage aus dem städtischen Presseamt. "Das Verfahren läuft noch."

Die Archäologen sind bei ihren Untersuchungen durchaus auf Interessantes gestoßen. Dorothee Ott, die Pressesprecherin des Landesamtes für Denkmalpflege in München, schreibt von "Siedlungsbefunden aus einem Zeitraum vom späten Mittelalter bis in die frühe Neuzeit." Außerdem fanden sich etliche Keramiken, darunter Ofenkacheln aus dem 19. Jahrhundert, die einer Ingolstädter Hafnerwerkstatt in der Schulstraße zugeordnet werden konnten. Auf engem Raum tauchten Mauerreste und Fundamente aus dem 19. zurück bis in das 16. Jahrhundert auf, außerdem Spuren einer Holzbebauung, die bis ins das späte 14. Jahrhundert zurückreichen. An dieser Stelle in der Altstadt sind im Laufe der Jahrhunderte also offenbar immer wieder Häuser komplett abgerissen und neu gebaut worden. Wenn man so will, befindet sich der Bauherr also in einer gewissen Tradition.

Mittlerweile hat die Stadt den neu eingereichten Bauplan genehmigt. Im Sinne des Ensembleschutzes muss sich das neue Gebäude in das Gesamtbild des Platzes fügen. Seit einigen Tagen laufen nun die Arbeiten am Neubau, der in der Kubatur dem Vorgängerbau ähnelt. In den nächsten Tagen müssen sich die Bauarbeiter allerdings mit dem Fest des Reinen Bieres arrangieren, das ab Freitag vor allem auf dem Platz vor der Hohen Schule gefeiert wird - und die Festbesucher mit der Baustelle. Sie wird für die Feierlichkeiten zumindest hinter einer Verkleidung aus Sackleinen verschwinden. Nach dem Fest wird an der Hohen Schule dann wohl ein Baukran errichtet.