Ingolstadt
"Ingolstadt von seiner besten Seite"

Beim Klassik-Open-Air feierten 22000 Menschen ganz friedlich im Klenzepark

15.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:43 Uhr
  −Foto: Fotos: Hauser, Persy (1)

Ingolstadt (DK) Knapp 22.000 Freunde klassischer Musik in luftiger Form haben am Freitag und Samstag das Klassik-Open-Air im Ingolstädter Klenzepark besucht. Rund 12.000 waren es laut Veranstalter Audi allein am Samstagabend. Und sie waren begeistert - von der Musik, der Atmosphäre und der Technik.

Kartoffelsalat, Gemüsestreifen, Blätterteigtaschen und zum Nachtisch Tiramisu und Rotwein - mit ihren selbstgemachten Speisen und Getränken lassen es sich die Besucher schon vor Beginn des Konzerts gutgehen. Die Wiese ist im Nu gefüllt, im Gegensatz zum Freitagabend, als doch noch ein Streifen frei geblieben war, sogar bis hinter zu den Essensständen. Mehr geht eigentlich nicht.



Anni Neumeier hat sich dort noch nie hineingezwängt. "Weil ich ja hier oben einen so schönen Platz habe", sagt die Rentnerin. Seit 33 Jahren wohnt sie in einem der Hochhäuser an der Regimentstraße, mit gutem Blick auf die Bühne, vor allem hört man hier jeden Ton, der gespielt wird. Wenn es sich ausgeht, setzt sie sich zusammen mit den Nachbarn auf den Balkon und verfolgt das Klassik-Open-Air. Am Freitag saßen sie wieder zusammen und lauschten der Musik. Am Samstagabend ist sie alleine - aber das macht ihr nichts aus. "Das ist so oder so schön." Kurz gesellt sich Yannic El-Jolani zu ihr und blickt auf die Wiese. "Wow, das sind ja noch mal mehr als gestern!", sagt er. Er wird sich zusammen mit seiner Freundin einen ruhigen Abend in der Wohnung machen - mit geöffneten Fenstern, um die Musik zu hören. "Das ist der Vorteil, wenn man hier wohnt."

Zurück auf der Wiese. Decke schließt an Decke an, dazwischen stehen unzählige Stuhlreihen, sogar Tische sieht man und aufblasbare Sofas, aber jeder findet schon irgendwie seinen Weg und Platz in dem Gewusel. Und es bleibt alles wie jedes Jahr friedlich.

Trotz der Hitze hat das Rote Kreuz, das auch am Samstag mit 14 Leuten vertreten ist, wenig zu tun. Ein Mann habe am Freitag ins Klinikum gemusst, sei aber wieder entlassen worden, sagt Sprecher Björn Schäfer. "Ansonsten gab es nur Wespenstiche." Dazu habe man erstaunlicherweise schon etliche Blasenpflaster ausgeben müssen - offenbar verwenden die Besucher gerne noch nicht eingelaufene Schuhe. Die restliche Zeit könne man aber der Musik zuhören. Gershwin, Bernstein, Porter - die Helfer kommen jedes Jahr gerne wieder, um die Musik in dieser Atmosphäre zu erleben.

Auch Doris Schottner, die an einem der Essenstände arbeitet, ist begeistert vom Georgischen Kammerorchester und der Audi-Bläserphilharmonie, die an diesem Abend spielen. "Gestern die Musik, naja. Da sind auch viele in der Pause gegangen", sagt sie.

Die Einschätzung der Verkäuferin bestätigt Simona Drotleff, die am DK-Stand Tickets für die Konzerte der Audi-Sommerkonzerte verkauft: Am Freitag hätten sich Besucher auf Karten für die weiteren Konzerte des an dem Tag spielenden finnischen Komponisten Pekka Kuusisto gestürzt, andere dagegen hätten gesagt: "Wo ist denn da die klassische Musik?"

Am Samstagabend gibt es keine Musik, die die Massen spaltet. Verträumt lauschen die Besucher den Klängen und genießen die neuen Lichteffekte (siehe weiteren Artikel), während die Sonne langsam untergeht.

Agnes Schaufler kommt seit 2014 zum Open-Air - und das nicht nur, weil ihr Mann einer der Trompeter der Audi-Bläser ist. "Es ist alles sehr schön", sagt sie. Sie hat es sich mit zwei Freunden, die gerade zu Besuch in Ingolstadt sind, auf einer Decke beim Reduit Tilly gemütlich gemacht.

Zur Zugabe der Audi-Bläser am Ende applaudieren die Besucher lange, packen dann aber ganz schnell zusammen. Die meisten zieht es jetzt nach Hause. So auch die Familie Flieger, die zum vierten Mal dabei ist: "Alles toll, auch wenn ich mir noch ein paar bekanntere Melodien gewünscht hätte", sagt Alfred Flieger, der mit Frau und Tochter sowie deren Freund gekommen ist.



Lisa und Moritz Hagn sind ebenfalls Stammgäste. "Es ist immer sehr schön und top organisiert", sagt Moritz Hagn. "Ingolstadt von seiner besten Seite." So könne man mal wieder positiv über Audi berichten, fügt er hinzu. Wie viele andere Familien haben die beiden Ingolstädter ihr Baby mitgebracht. Ihre Tochter ist ein Jahr alt. "Jetzt geht's aber in die Heia", sagt Lisa Hagn.

Tina und Daniel Hornreiter aus Neuburg, die es sich mit Freunden gemütlich gemacht haben, harren noch aus, bis sich die Reihen etwas mehr gelichtet haben. Auch für sie ist das Klassik-Open-Air eine Pflichtveranstaltung. Im kommenden Jahr werden sie, wie so viele, wiederkommen. Sie habe nur einen kleinen Verbesserungsvorschlag, sagt Tina Hornreiter: "Die Moderatorin redet mir zu viel. Kann man das nicht kürzen?"

Thorsten Stark