Ingolstadt
"Ein Signal der Geschlossenheit"

Reaktionen Ingolstädter Politiker und Delegierter auf den CSU-Parteitag in Nürnberg

16.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:04 Uhr

Ingolstadt/Nürnberg (DK) Erleichterung, Aufbruchstimmung, ein Schritt nach vorne: Diese Signale gehen nach Ansicht von Teilnehmern vom CSU-Parteitag in Nürnberg aus. Auch der Doppelspitze Seehofer-Söder werden gute Chancen eingeräumt.

Im Mittelpunkt des mit großer Aufmerksamkeit verfolgten Parteitags der Christsozialen standen natürlich die Wahlergebnisse von Horst Seehofer und Markus Söder. Seehofer wurde als Parteichef mit knapp 84 Prozent wiedergewählt; das ist sein schlechtestes Ergebnis. Finanzminister Markus Söder wurde fast einstimmig zum Spitzenkandidaten für die bayerische Landtagswahl gekürt.

Ingolstadts Rathauschef Christian Lösel war zwar wegen der Vielzahl seiner Termine nicht dabei, hat den Parteitag aber per Livestream verfolgt. Dass der nächste Ministerpräsident wohl kein Ingolstädter mehr sein wird, sondern ein Franke, ist für den Oberbürgermeister kein Nachteil für die Stadt. "Die Ingolstädter CSU hat vielfältige Kontakte, wir sehen die Minister der Staatsregierung bei uns regelmäßig." Und die Auswirkungen auf die Berliner Politik? "Die CSU vertritt ganz klar die Interessen Bayerns. Und daran wird sich auch nichts ändern", ist Lösel zuversichtlich.

Erleichterung, eine fast schon gelöste Stimmung und ein "Signal der Geschlossenheit" der CSU konstatiert "angesichts der schwierigen Wochen, die hinter uns liegen", der Ingolstädter Bundestagsabgeordnete Reinhard Brandl. Im Hinblick darauf habe Seehofer noch "ein sehr gutes Ergebnis" erzielt. Dass Söder fast einstimmig gewählt wurde, überrasche ihn nicht, nachdem er von Seehofer vorgeschlagen worden war. Brandl lobt - wie auch andere der zehn Ingolstädter Delegierten am Parteitag - Söders "kraftvolle und motivierende Rede" und ist jetzt zuversichtlich, dass der Friede zwischen den beiden hält. "Personaldiskussionen wurden hintangestellt." Auch die Kanzlerin habe in ihrer Rede an die Geschlossenheit der Union appelliert, so Brandl. Insgesamt habe der Parteitag, auf dem über zahlreiche Anträge abgestimmt wurde, keine großen Überraschungen geboten.

"Ich persönlich hätte Seehofer mehr gegönnt", sagt CSU-Kreisvorsitzender Hans Süßbauer, der wie auch die anderen Delegierten von einer sehr angenehmen Stimmung spricht. Söder sei in seiner Rede "sehr, sehr glaubwürdig" gewesen und habe keine Scheu gezeigt, Themen anzusprechen. "Obwohl ich nicht der größte Söder-Fan bin, hat er den Nagel auf den Kopf getroffen. Wenn er die Leute so erreicht, hat er meinen Respekt", so Süßbauer. Am Ende von Söders Rede habe dieser auch von den Ingolstädter Delegierten stehenden Applaus bekommen. Der Friede in der CSU sei wiederhergestellt.

Auch Süßbauer hat mit einem künftigen Ministerpräsidenten aus Franken kein Problem. "Ich habe keine Befürchtung, dass Ingolstadt da hinten runterfällt", erklärte er. Seehofer habe Ingolstadt nicht bevorzugt, aber geholfen, wo es geht, sagte Süßbauer und nannte als Beispiele etwa das bayerische China-Zentrum oder die Versuchsstrecke für autonomes Fahren an der Autobahn. Der CSU-Kreisvorsitzende erinnert aber auch daran, dass Söder bei seinem letzten Besuch in Ingolstadt etliche Millionen für die Sanierung des Theaters im Gepäck hatte.

Für den designierten Landtagskandidaten Alfred Grob, der seine Entscheidung bis Weihnachten treffen wird, war Nürnberg nicht der erste Parteitag. "Das Miteinander der Spitzen kann funktionieren", glaubt der Chef der Ingolstädter Kripo. Gut findet er, dass Brandl im Parteivorstand jetzt einen Sitz hat. Und Ingolstadt, da ist er sich sicher, wird auch künftig seinen Einfluss in München geltend machen.