Ingolstadt
Foto vom Fluchtfahrzeug als wichtiges Beweismittel

Aufmerksame Pförringerinnen helfen bei Überführung einer Einbrecherbande - Haftstrafe für 31-jährigen Ungarn

23.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr

Ingolstadt (DK) Aufmerksamkeit von Nachbarn kann Wohnungseinbrüche womöglich verhindern, zumindest kann sie aber dabei helfen, Täter zu identifizieren oder gar dingfest zu machen.

Insofern hat sich eine junge Frau aus Pförring vorbildlich verhalten, als sie im vergangenen Februar, aufmerksam gemacht durch ihre wachsame Mutter, einen vor dem Nachbarhaus geparkten Pkw mit ungarischem Kennzeichen fotografierte. Die fremden Männer, die darin Platz genommen hatten, nachdem sie vom Nachbargrundstück zurückgekommen waren, hatten sofort ihr Misstrauen geweckt.

Am Montag saß der damalige Fahrer des bewussten Autos als Angeklagter vor dem Ingolstädter Schöffengericht - als Mitglied einer südosteuropäischen Bande, die über den vergangenen Winter quer durch Bayern mehrere Einbrüche oder Einbruchsversuche unternommen hat. Die 22-jährige Zeugin aus Pförring erkannte ihn im Gerichtssaal wieder. Neben dem Pförringer Fall waren dem 31-jährigen Ungarn durch Fingerabdrücke bzw. eine DNA-Spur noch ein Einbruchsversuch in ein Pfarrhaus im Landkreis Augsburg und ein vollendeter Einbruch in eine Wohnung im Landkreis Hof nachzuweisen. In allen drei Punkten bekannte sich der Mann, dessen Einlassungen von einer Dolmetscherin übersetzt wurden, schuldig.

In Oberfranken war die Beute (Bargeld und Schmuck im Gesamtwert von knapp 2500 Euro) durchaus schon etwas ergiebiger gewesen, in dem Pförringer Wohnhaus hatten die Täter - es sollen bis zu fünf gewesen sein, von denen zwei weitere inzwischen namentlich bekannt sind) - "nur" zwei alte Eheringe im Materialwert von etwa 400 Euro ergattert. Doch auf die Höhe der Beute allein kam es in der Anklage ohnehin nicht an - es ging generell um bandenmäßigen Diebstahl, für den im Strafgesetzbuch als Mindeststrafe ein Jahr Haft vorgesehen ist.

Dass der arbeits- und berufslose Ungar, in seiner Heimat offenbar Mitglied einer Großfamilie, im vergangenen April in der Nähe von Nürnberg im Zuge einer an sich wenig spektakulären Verkehrs- und Drogenkontrolle identifiziert und mit den Einbrüchen in Verbindung gebracht werden konnte, war grundsätzlich den im Zuge der Flüchtlingskrise wieder aufgenommenen Grenzkontrollen zu verdanken gewesen: Als der jetzige Angeklagte im Februar mit Landsleuten am deutsch-tschechischen Übergang Waidhaus eingereist war, hatten Bundespolizisten routinemäßig die Personalien der Insassen und das Kennzeichen des Autos notiert - es war derselbe Wagen, der wenig später in Pförring fotografiert werden sollte.

Vor dem Schöffengericht beteuerte der Ungar unter Tränen, doch nur von Freunden in die Einbruchstour hineingezogen worden zu sein. Daheim habe er drei Kinder und seine Lebensgefährtin zu versorgen, die nun schon seit Monaten auf ihn warten müssten - und mit Hand auf dem Herzen entschuldigte er sich bei dem als Zeugen erschienenen Pförringer Einbruchsopfer und vorsorglich in seinem Schlusswort auch gleich "bei Deutschland".

Für die von seinem Anwalt erbetene maximal zweijährige Haftstrafe zur Bewährung reichte das alles dennoch nicht. Das Gericht unter Vorsitz von Christian Veh blieb zwar unter den vom Staatsanwalt geforderten dreieinhalb Jahren Haft, aber zwei Jahre und zehn Monate hielten die Richter angesichts des bandenmäßigen Vorgehens in gleich mehreren Fällen doch für unvermeidlich. Ob gegen das Urteil Rechtsmittel eingelegt werden, stand gestern noch nicht fest.