Ingolstadt
Brüten in der Mittagssonne

Wie halten es die Ingolstädter in der Hitze aus? Wir haben uns in der Innenstadt umgehört

26.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:33 Uhr
Abkühlung ist noch immer das beste Mittel gegen Hitze: Lina (7) und ihr Bruder Simon (10) genießen den Sommer mit ihren Eltern Doris und Walter aus Ingolstadt gerne beim Badespaß am Baggersee. −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Glutofen Ingolstadt: Die Hitzewelle hat seit gestern auch die Schanz mit voller Wucht erfasst.

Manche vielleicht nicht ganz geeichte Thermometer zeigten bis zu 39 Grad Celsius in der Sonne an, was an die kühnsten Prognosen für diesen heißesten Tag der Woche heranreichte. Wie hält man es aus in der Hitze - vor allem dann, wenn man im Freien arbeiten muss? Wir haben uns umgehört.

Auf dem Wochenmarkt packt Edith Haase kurz nach 13 Uhr ihren Stand zusammen. Seit 7 Uhr morgens hat sie hier Erdbeeren verkauft. "Luftmäßig ist es schon anstrengend, aber im Schatten ist es etwas erträglicher", sagt sie. Auch die Kundschaft sei froh, wenn sie wieder nach Hause komme. Spaß mache ihr die Arbeit trotzdem. "Ich bin schon froh, wenn ich jetzt heim komme. Dann kühle ich mich im Pool ab und bleibe bis zum Abend in der Wohnung", sagt sie.

Auf dem Viktualienmarkt ergeht es den Standbetreibern in der Gluthitze kaum anders. In den Fenstern und Durchreichen stehen zwar unermüdlich rotierende Ventilatoren, aber dauerhaft lindernde Abkühlung dürften die kaum verschaffen. "Es ist heiß, aber bei der Arbeit vergisst man das fast", sagt eine Standverkäuferin. Hinzu komme, dass es in den Buden noch viel wärmer sei als draußen. "Das kommt von den Elektrogeräten wie der Kaffeemaschine und den Kühlschränken", sagt sie. "Man kann es nicht ändern", ergänzt eine Kundin, die sich gerade mit Limo und Weißbier versorgt. "Hauptsache die großen Schirme über den Bänken sind aufgespannt. " Die spenden zwar Schatten, mit Gästen besetzt sind die Sitzgelegenheiten in der heißen Mittagssonne dennoch spärlicher, als bei erträglicheren Temperaturen. Heiß und fettig darf es bei dem einen oder anderen, der sich Pommes Frites und Bratwurst bestellt, offenbar dennoch sein - zumindest auf dem Teller.

Der Innenstadt-Apotheker Stephan Kurzeder hat wegen der Hitze heute noch keine besorgten Kunden gehabt, erzählt er kurz, als er den Rathausplatz überquert. "Die Leute kommen an so heißen Tagen schon am Vormittag, vor allem die älteren. " Fälle wegen Kreislaufproblemen seien bisher nicht darunter gewesen.

In einem italienischen Altstadtcafé hat sich der Ingolstädter Fotograf Gert Schmidbauer niedergelassen. "Ganz ehrlich", sagt er, "wäre ich nicht zum Mittagessen verabredet gewesen, wäre ich zu Hause geblieben. " Aufgrund seiner Lungenkrankheit sei es für ihn nicht ratsam, sich bei dieser Hitze zu lange im Freien aufzuhalten. Eine leichte Weinschorle unter einem schattigen Schirm und mit Sonnenhut im Gepäck geht dann offenbar aber doch. "Mit zunehmendem Alter wird man eben empfindlicher gegen die Hitze", sagt er. Früher sei er dagegen ein "wilder Hund" gewesen. "Da habe ich bei Höchsttemperaturen den Watzmann überquert", so der Fotograf vieler bekannter Stadtansichten. Jetzt sei er lieber mit dem E-Bike unterwegs. "Schön gemütlich mit ungefähr 17 Kilometern pro Stunde und ohne Treten. "

In der Fußgängerzone werben drei junge Leute für eine bekannte Hilfsorganisation. Wer jetzt nicht draußen sein muss, meidet das "heiße Pflaster" natürlich. Entsprechend wenige Leute sind zur Mittagszeit deshalb unterwegs. Ein paar Interessenten bleiben aber dennoch stehen und lassen sich beraten. "Wir haben Getränke dabei, klar", sagt Ravi. "Man muss außerdem immer gute Laune mitbringen, auch bei diesen Temperaturen. " Die drei haben sich gerade Spielzeug-Wasserpistolen besorgt. "Damit werden wir uns den restlichen Tag über gegenseitig erfrischen", scherzt er.

Michael Brandl