Ingolstadt
Barthelmarkt in Oberstimm: Ja wos ziag i o?

Einblick in neue Modetrends

22.08.2019 | Stand 02.12.2020, 13:13 Uhr
Für jeden Geschmack etwas dabei: Die Autorin trägt ein Dirndl mit Strickweste, eine Lederhose mit Bluse und Haferlschuhen sowie ein hochgeschlossenes Dirndl. −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Heute startet der Barthelmarkt und Tausende Besucher strömen nach Oberstimm. Der Großteil der Besucher setzt auf Klassiker wie Lederhose und Dirndl. Aber was ist heuer angesagt? Die lokalen Trachtengeschäfte geben Einblick in neue Modetrends.

Noch bis vor etwa 20 Jahren galt der Barthelmarkt in Oberstimm bei der städtischen Jugend meist als bieder-gamsbärtiges Alte-Leute-Treffen. Lang vorbei: Heute ist das Bierzeltspektakel der Gemeinde Manching eine Kultveranstaltung, zu der junge Leute aus halb Bayern strömen.

Um sich angemessen darauf vorzubereiten, decken sich die meisten mit den neuesten Modeschöpfungen aus den umliegenden Trachtenläden ein, um dem Volksfest und dessen Tradition gerecht zu werden. Doch was trägt man heute eigentlich? Welcher Stil ist momentan angesagt? Trachten Pöllinger, Moser Trachten und Wirkes Dirndl Trachten und Ledermoden, drei große Fachgeschäfte mit Niederlassungen in Ingolstadt, geben einen Einblick in die Welt der aktuellen Trachtenmode.

Lederhosen sind laut Maria Biberger, Verkäuferin von Wirkes, bei Frauen weniger beliebt. "Wenn aber jemand eine Lederhose kauft, dann eher eine kurze und keine lange", sagt Biberger. Zur Lederhose könne man entweder, ganz modern, Turnschuhe oder, eher traditionell, Haferlschuhe tragen. Sollte man sich aber für die zweite Variante entscheiden, müsse man auf jeden Fall Trachtensocken tragen, denn sonst passe es nicht zusammen. "Zur Lederhose kann man Blusen oder Mieder anziehen", rät Maria Biberger.

Für die Verkäuferinnen der örtlichen Trachtengeschäfte ist klar: Der Trend bei den weiblichen Kunden geht mehr in Richtung Dirndl. "Hochgeschlossene Dirndln sind immer gefragter", erzählt Bettina Geisler, Verkäuferin bei Pöllinger. Der große Vorteil eines solchen Dirndls sei, dass der hohe Ausschnitt es erlaubt, auch einmal auf die Bluse darunter zu verzichten, ohne zu viel von sich preiszugeben.

Mit der neuen Mode verschwinden aber auch frühere Trends: "Man geht weg von Minidirndln und weg davon, alles von sich herzuzeigen." Die Stoffe seien heutzutage eher schlicht und elegant gehalten. Man setzt auf Flexibilität und Wandelbarkeit: "Es geht teilweise weg vom Dirndl und hin zu Zweiteilern", erzählt sie. Dabei könne man entweder eine Bluse oder Mieder mit einem Rock kombinieren. Viele Kleidungsstücke gebe es heutzutage zusätzlich mit Stretch, was dem Träger oder der Trägerin mehr Bewegungsfreiheit verleiht.

Wer das klassische Dirndl bevorzugt, könne auch die Schürzen tauschen, um Abwechslung ins Gewand zu bekommen. Die Farbpalette reicht laut Maria Biberger von Pastelltönen bis hin zu Dunkelblau. "Heuer sind eher gedeckte Farben stark nachgefragt, wie Oliv, Taubenblau, Weinrot und Grautöne", erzählt Sofie Murr, Filialleiterin von Moser Trachten. Leuchtende und bunte Farben seien weniger angesagt. Für Bettina Geisler von Pöllinger ist klar, dass Glitzer und auffällige Muster diese Saison eher nur von Bräuten getragen werden. Auch bei den Blusen hat sich der Trend dieses Jahr gewandelt: "Puffärmel sind weniger nachgefragt", so Geisler. Laut Murr sowie den Verkäuferinnen von Pöllinger und Wirkes geht der Schnitttrend bei Blusen heuer hin zur hochgeschlossenen Bluse mit Spitze. Dieser Stil passt gut zum hochgeschlossenen Dirndln, aber auch zu klassischen Dirndln mit U-Ausschnitt - bei dieser Dirndl-Variante sollte man jedoch besser nicht die Bluse darunter weglassen. Wichtig ist es laut Murr auch, eine zum Dirndl passende Tasche, Strickjacke oder einen Janker zu tragen: "Die Accessoires sollten schon dazu passen", sagt sie.

Die Damen der Trachtengeschäfte sind sich alle einig: Man sollte tragen, was einem gefällt. Auf eines jedoch besteht Bettina Geisler: "Die Schleife der Schürze muss klein gebunden werden, nicht so groß wie ein Propeller."

Klassiker bei Männern

Ingolstadt (DK) Auch die Herren der Schöpfung sollten sich darüber Gedanken machen, was sie zum gesellschaftlichen Jahresereignis Barthelmarkt anziehen, um nicht alt neben den feschen Madln auszuschauen. Die Lederhose ist ein Muss! Mit ihr kombiniert man am besten sogenannte Haferlschuhe, aber der Bequemlichkeit halber auch moderne Turnschuhe. Dazu trägt Mann ein klassisches Schlupfhemd, dessen Namen auch Programm ist, denn man muss tatsächlich hineinschlüpfen, um es anzuziehen, weil man es nur halb aufknöpfen kann. Das Gilet, also die Weste, ist mittlerweile Standard zur Lederhose geworden. Falls es das Wetter zulässt, ersetzt sie sogar die Strickjacke. Besonders beliebt ist das Gilet mit Stretch. Wer wirklich Stil beweisen möchte, sollte ein farblich passendes Einstecktuch zur Weste tragen. Auch der Janker gewinnt immer mehr an Bedeutung und wird sogar häufig in der Freizeit zur Jeans getragen. Um auf dem Barthelmarkt die Blicke der Frauen auf sich zu ziehen, braucht es also mindestens eine gut sitzende Lederhose, ein Schlupfhemd und dazu eine passende Weste.

Die Volkstracht in Ingolstadt bestand übrigens früher aus einer langen schwarzen Hose, die entweder aus Leder oder Stoff war samt einem weißen Hemd mit Weste und Hut. Dazu wurden sogenannte Faltstiefel getragen, die im Regelfall über sechs Falten verfügten. Zwölf Falten in den Faltstiefeln gab es eher bei reicheren Männern.

Und Anleitungen zu den passenden Dirndl-Frisuren gibt es hier