Böhmfeld
"Vertrauen in eigenes Können ist wichtig"

Andrea Beck zeigt, dass auch Frauen in Führungspositionen der Gastronomie erfolgreich sein können

21.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:37 Uhr

Eine Frau in einer Männerdomäne: Andrea Beck leitet den Beckerwirt in Böhmfeld, ein traditionsreiches Familienunternehmen. - Foto: Kretzmann

Böhmfeld (DK) Noch immer gilt die Gastronomie als Männerdomäne. Eine Frau als Küchenchefin oder Restaurantleiterin? Ein seltenes Bild. Dass es dennoch funktionieren kann, wenn eine Frau das Zepter in der Hand hält, zeigt Andrea Beck aus Böhmfeld.

Die 50-Jährige betreibt seit 2001 mit ihren Geschwistern Maria und Josef den Beckerwirt in Böhmfeld, ein traditionsreiches Familienunternehmen. Beck ist ausgebildete Hauswirtschafterin, Wirtin, Küchenchefin, Kräuterpädagogin und Mutter von vier Söhnen im Alter von neun bis 20 Jahren. Wie schafft sie es, all das unter einen Hut zu bringen?

"Es ist wichtig, dass man sich auf seine Leute verlassen kann und zusammenhilft", sagt sie. "Meine Geschwister und ich sind in den Betrieb hineingeboren und hineingewachsen, so auch meine Kinder, und das ist natürlich von Vorteil." Zwischen den Geschwistern herrscht auch Arbeitsteilung: "Es ist nicht so, dass ich alles alleine mache, das würde ich gar nicht schaffen. Jeder und jede hat seine Aufgaben, und das ist gut so und funktioniert auch wunderbar", erklärt die Gastronomin. Dennoch gebe es gewisse Dinge, die erst mit der Zeit kommen. So sei sie mit den Jahren viel gelassener geworden, selbst wenn in Stresssituationen der Ton auch einmal etwas lauter werden kann. "Bei uns fliegen keine Töpfe. Jeder Gastronom oder Koch weiß, dass es im Stress ungemütlich werden kann, aber dann auch nur für den Moment", erklärt die Wirtin.

Becks Ansicht nach würde eine Frau auch nicht anders agieren als ein Mann, denn essenziell seien eine gute Zusammenarbeit sowie Chemie unter den Mitarbeiten. "Wenn das nicht vorhanden ist, kann es nicht funktionieren", betont die 50-Jährige. Im Beckerwirt wisse jeder, was er zu tun habe, und das werde auch im Vorfeld besprochen. "Ich bin mittlerweile an einem Punkt, an dem ich mir dann auch Fehler eingestehen kann, wenn sie passieren, das ist nur menschlich", sagt Beck. Dennoch glaubt sie, dass es sich in mancher Hinsicht schon bemerkbar macht, wenn eine Frau am Werk ist: "Eine weibliche Note merkt man sicherlich immer in der Dekoration, sei es in der Gaststube oder auf dem Teller."

Doch ein gut funktionierendes Team und familiärer Rückhalt alleine machen noch keine gute Gastwirtin aus: "Man muss schon tough und diszipliniert sein, viel Herzblut reinstecken, und das Vertrauen in das eigene Können ist wichtig", erklärt die vierfache Mutter. "Deswegen denke ich auch nicht, dass ein Mann anders kocht als eine Frau, denn wer etwas mit Leidenschaft macht, hat auch Erfolg." Die Ideen für ihre Gerichte schöpft sie aus dem Input ihres Umfelds. "Da kommt der eine und erzählt mir, was er entdeckt, der andere, was er getestet hat, und der Nächste zeigt mir, was er beispielsweise angesät hat, und dann probiere ich herum." Dennoch betont sie, dass sie keine gelernte Köchin sei und deswegen auch vieles anders mache als beispielsweise jemand, der es gelernt hat.

Der Grund, warum Frauen es in der Gastronomie immer noch schwer haben, liegt für die Kräuterpädagogin an einem alten Klischee: "Das klassische Rollenbild von der heimischen Mama ist immer noch präsent, und wenn dann noch Kinder im Spiel sind, wird es erst recht schwierig - leider, muss man sagen." Frauen, die selbst in der Gastronomie Fuß fassen wollen, rät sie: "Leidenschaft, sich selbst nicht vergessen, den Umgang mit Menschen beherrschen und nie die Liebe zur Arbeit verlieren."