"Berlin ist Vergangenheit, die Ökumene nicht"

22.01.2008 | Stand 03.12.2020, 6:12 Uhr

Ein Lächeln für die Presse: Anfang November 2003 gab der Eichstätter Bischof Walter Mixa (Mitte) bekannt, dass Bernhard Kroll (r.) seine Pfarrei verlassen wird und dafür die Sanktionen gegen ihn aufgehoben werden. Zuvor hatte sich Kroll zur Eucharistie der katholischen Kirche bekannt. ? Arch - foto: Redl

Ingolstadt (sic) Berlin ist weit weg, aber noch lange nicht vergessen. Die Geschichte mit der Abendmahlsfeier bei den Evangelischen während des ökumenischen Kirchentages Ende Mai 2003 in der Bundeshauptstadt machte den katholischen Pfarrer Bernhard Kroll aus dem Bistum Eichstätt – zumindest vorübergehend – zu einem der bekanntesten Geistlichen der Republik.

Unter dem Eindruck des Medienspektakels vor fünf Jahren sind Geistliche und Laien in der Diözese Eichstätt jetzt darum bemüht, dass das Abendmahl von Berlin den Jugendseelsorger in Ingolstadt nicht einholt. Auch Kroll wendet sich der Zukunft zu. "Berlin ist Vergangenheit", sagte er gestern.

Seit November vertritt Kroll einen Kaplan in Neumarkt. Auf seine neue Aufgabe in Ingolstadt freue er sich sehr, wie er betonte. Die Initiative sei von der Arbeitsgemeinschaft Katholische Jugend ausgegangen. Die habe sich in einem Brief an Bischof Gregor Maria Hanke für ihn eingesetzt, berichtete Kroll.

Über das bundesweit beachtete Abendmahl will Kroll heute nichts mehr sagen. Bis auf eins: Mag der Kirchentag für ihn auch Vergangenheit sein – "das Thema Ökumene ist es nicht".

Das neue Amt im Dekanat Ingolstadt wäre für den 46-Jährigen die erste feste Stelle im Kirchendienst seit fast fünf Jahren. Nach Berlin hatte Kroll auf Druck des damaligen Eichstätter Bischofs Walter Mixa seine Pfarrei verlassen müssen. Er nahm ein Studium der Betriebswirtschaftslehre auf, liebäugelte mit einem Wechsel in die Wirtschaft und zog sich – von Aushilfsdiensten abgesehen – aus der Seelsorge zurück.

Jetzt versichern führende Ingolstädter Katholiken, Kroll unvoreingenommen empfangen zu wollen. "Ich freue mich sehr und bin dankbar, dass Bernhard Kroll wieder eine verantwortliche Aufgabe übertragen bekommen hat", sagte Dekan Josef Blomenhofer. "Es ist ein hoffnungsvolles Zeichen des Vertrauens in ihn." Er ist sich sicher, "dass das Dekanat mit Kroll einen erfahrenen Jugendseelsorger erhält".

Norbert Staudt von der Pressestelle des Bistums Eichstätt wünscht sich, dass die Vergangenheit ruhen möge. "Krolls Berufung ist für uns eine Personalie wie jede andere auch." Der Konflikt nach dem Kirchentag sei "noch zu Mixas Zeiten beigelegt worden". Außerdem sei der Kontakt der Diözese zu Kroll "nie abgerissen".

Der oberste Laie des Dekanats reagierte fröhlich: "Es ist gut, dass die Stelle so kurzfristig wiederbesetzt worden ist", sagte der Dekanatsratsvorsitzende Werner Richler, zudem sei Kroll "ein guter Seelsorger".

Sicherlich, die Sache mit Berlin. Richler artikulierte seine Erinnerungen diplomatisch: "Die Entscheidung des Bischofs war damals notwendig, aber sehr schwierig." Doch Krolls Besuch des lutherischen Abendmahls dürfe keine Rolle mehr spielen.

Und noch einer freut sich auf Bernhard Kroll: Martin Geistbeck, Domvikar und Diözesanjugendpfarrer. Er hatte zu der Personalentscheidung beigetragen. "Der Bernhard war der Wunschkandidat der jungen Katholiken in Ingolstadt", sagte Geistbeck, der dort 1995 zum Jugendseelsorger ernannt worden war. Dass er nur drei Jahre später wegbeordert wurde, habe ihn "mit großer Traurigkeit erfüllt", erzählte er. "Deshalb ist mir dieses Amt bis heute ein Anliegen." Er hält Kroll für einen geeigneten Nachfolger von Stefan Göller, dessen plötzlicher Tod im August Geistbeck "immer noch schockiert".

Er weiß: "Ein guter Jugendseelsorger muss Interesse an jungen Menschen haben" und ihnen Vertrauen entgegenbringen. Vor allem mehr Vertrauen, "als es die meisten Politiker tun", wie er als Anspielung auf die von Roland Koch provozierte Debatte über junge Straftäter bemerkt. Geistbeck weiß auch: "Der Bernhard versteht es, Vertrauen zu gewinnen."