"Bayerische Linie" gegen Hooligans

15.05.2009 | Stand 03.12.2020, 4:57 Uhr

Gelten als besonders gewaltbereit: Fans des Hansa Rostock, gegen den der FC Ingolstadt bereits in der 2. Bundesliga gespielt hat. In der dritten Liga rechnet die Polizei mit noch mehr Problemen. - Foto: Archiv

Ingolstadt (DK) Die dritte Fußball-Liga gilt als hartes Pflaster: Nach dem Abstieg des FC Ingolstadt müssen sich Polizei und Sicherheitskräfte auf Randalierer aus Dresden oder Wuppertal vorbereiten. Der Aufwand, um die Ultras und Hooligans in den Griff zu bekommen, wird künftig deutlich größer.

"Die harten Burschen fahren dahin, wo sie Randale erwarten – und das ist hoffentlich nicht Ingolstadt", meint ein Münchner Fußballexperte, der tiefen Einblick in die Gewaltszene rund um die Stadien hat und deshalb auch lieber anonym bleiben möchte. Der Abstieg der Schanzer Kicker in die dritte Fußball-Liga komme aus seiner Sicht "genau zum richtigen Tag", denn nach dem jetzigen Tabellenstand steige Union Berlin in die 2. Bundesliga auf. Deren Gewalt-Fans haben schließlich "ein atemberaubendes Potential".

In der Tat gibt es vor allem bei den alten Vereinen der ehemaligen DDR einige Anhänger der Kategorie C, die regelmäßig durch brutale Schlägereien auf sich aufmerksam machen. Aber nicht nur die so genannten Ultras und Hooligans aus Dresden oder Erfurt machen den Sicherheitskräften Sorgen: Auch in Wuppertal oder Düsseldorf gibt es Gewalttäter, für die Fußball nur Nebensache ist. Die Konsequenz: "Je nach Mannschaft und Spielverlauf erwarten wir deutlich mehr Aufwand als bisher", sagt Ignaz Brunner, Leiter der Polizeiinspektion Ingolstadt, der die dritte Liga generell für "problematischer" als die 2. Bundesliga hält.

Aber: "Es gibt nur sehr wenige Fans, die nur auf Schlägereien aus sind", stellt der Polizeichef fest, der regelmäßig in den vergangenen Monaten Einsatzleiter bei den Spielen im ESV-Stadion war. Brunner vertritt die "bayerische Linie", bei der jede Art von Krawall sofort im Keim erstickt wird. "Es ist bundesweit bekannt, dass mit uns nicht gut Kirschen essen ist", weiß der Inspektionsleiter. Damit das auch in der dritten Liga so bleibt, "wird es mit Sicherheit sehr viele Spiele mit deutlicher Polizeipräsenz geben", kündigt Ignaz Brunner an.

Der Sicherheitserfolg in der 2. Liga – Brunner: "Wir hatten keine Probleme" – liegt zum einen an der rigorosen Einschränkung des Alkoholausschanks bei Hochrisiko-Spielen. Zudem gab es bislang vor jeder Begegnung mindestens eine Sicherheitsbesprechung mit allen Beteiligten. "Da wird jedes Detail von A bis Z geklärt", berichtet der FC-Sicherheitsbeauftragte Bahadir Balantekin, dessen Ordner vom Polizeichef als "super-professionell" gelobt werden. "Wir sind gut ausgebildet und werden regelmäßig geschult", begründet Balantekin den guten Ruf seiner Leute. Psychologie sei das wichtigste Instrument der Sicherheitskräfte, so der Security-Chef, körperliche Einsätze dagegen nur das letzte Mittel.

"Ich bin zuversichtlich und mache mir keine Sorgen", bekräftigt denn auch Stadionmanager Bernd Kohlmeier. Allerdings schwant auch ihm, dass "einiges auf uns zukommen wird". Kohlmeier erinnert zum Beispiel an das Spiel in Regensburg, als 200 Dresdner den Platz stürmten. "Die dritte Liga ist ein anderes Pflaster", stellt der Stadionmanager klar. Jürgen Filip von der Fanbetreuung weist indes darauf hin, dass der FC Ingolstadt als junger Verein keine traditionellen Feindschaften pflege. "Wir haben grundsätzlich keine Probleme mit anderen Vereinen und sind in ganz Deutschland als friedlich bekannt", berichtet Filip. Vorurteile gegenüber bestimmten Fans "bringen nichts".

Auch der Münchner Hooligan-Experte empfiehlt einen maßvollen Umgang mit dem Problem: "Auf jedem Volksfest gibt es mehr Randale", meint der Szenekenner, der von einem neuen Hooligan-Trend erzählt: "Seit einigen Jahren gibt es Turniere auf der grünen Wiese weitab von den Stadien", weiß der Experte. Diese verabredeten Schlägereien seien auch nicht wirklich gefährlich: "Junge Männer müssen miteinander kämpfen dürfen. Das hat nichts mit Gut und Böse zu tun."