Baar-Ebenhausen
Salzwasserfisch zum Jubiläum

Kabarett Stachelbär nimmt zum 20-jährigen Bestehen der Bürgerinitiative die GSB aufs Korn

02.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:52 Uhr

Mit viel Mimik begeisterte das Kabarett Stachelbär beim Jubiläum der Bürgerinitiative zur Kontrolle der GSB. - Fotos: Stückle

Baar-Ebenhausen/Karlskron (DK) Einen Kabarettabend servierte die Bürgerinitiative zur Kontrolle der GSB einem Teil ihrer Mitglieder zum 20-jährigen Bestehen. Klar, dass sich die Stachelbären in ihrem Programm "Auf eigene Gefahr" auch der Ernährung - und der GSB - widmeten. Stichwort Salzwasserfisch.

Ein Salzwasserfisch sei gesünder als ein Süßwasserfisch, "wegen der Omega-3-Fettsäuren", klärten die Stachelbären die rund 200 geladenen BI-Mitglieder im Landgasthof Haas in Karlskron auf. In Baar-Ebenhausen sei man hier dank GSB klar im Vorteil. Der Paarfisch sei schließlich auch "ein Salzwasserfisch", spielten die Kabarettisten auf die von der BI einst an die Öffentlichkeit gebrachten (legalen) Salzeinleitungen der GSB in die Paar an. Und jetzt habe die GSB eine Fischtreppe gebaut, "sozusagen eine Fisch-Umgehungsstraße".

Das war freilich ganz nach dem Geschmack der Bürgerinitiative, deren Vorsitzender Helmut Stabhuber - nach einem Gedenken für den früheren Vorsitzenden Gerhard Dostal und Alois Baur ("einer der Engagiertesten überhaupt") - in 45 Minuten die 20-jährige Geschichte der Bürgerinitiative zur Kontrolle der GSB Revue passieren ließ. Bei der Gründung habe man nicht damit gerechnet, dass es die BI so lange geben werde. "Bürgerinitiativen mit 20 Jahren dürften eine Rarität sein", meinte Stabhuber und dankte der langjährigen Treue der Mitglieder. Und nicht zuletzt dem Vorstand, der die Arbeit der BI "seit Anbeginn begleitet hat". Bis auf den stellvertretenden Vorsitzenden Johannes Scheuchenpflug, der vor ein paar Jahren dazukam, waren alle von Anfang an dabei. Für "extrem erwähnenswert" hielt Stabhuber auch "die geringe Fluchtquote" der Mitglieder. "Es gab Jahre, da haben wir durch Versterben mehr Mitglieder verloren als durch Austritte." Mit Familienmitgliedschaften kommt die BI nach wie vor auf rund 2500 Mitglieder.

Stabhuber begann seinen Rückblick mit der Gründung der GSB 1970, die anfangs nur berechtigt gewesen sei, Sondermüll aus Bayern zu entsorgen. Die Entscheidung der Politik, die Molke bei der GSB verbrennen zu lassen, habe 1996, just zum zehnten Tschernobyl-Jahrestag, zu einem Aufschrei in der Bevölkerung und zur Gründung der Bürgerinitiative geführt, obwohl laut Stabhuber "mit Sicherheit vorher und nachher problematischere Abfälle als die Molke" durch die Verbrennungsöfen gegangen seien. Als "Gründungsanlass" bezeichnete der BI-Chef den damaligen Umweltminister Thomas Goppel und die "Überheblichkeit", mit der die Obrigkeit damals mit den Leuten umgegangen sei.

Nicht zuletzt die Erweiterung der Verbrennungsmenge von 75 000 auf 175 000 Tonnen im Jahr 1996, gegen die am 7. Juli 1996 über 1000 Bürger auf die Straße gegangen seien, habe den Unmut der Bürger gefördert. 1999 habe eine verspätet bekanntgegebene Dioxin-Überschreitung in der VA 1 dazu geführt, dass die alte Ofenlinie stillgelegt wurde. Der Antrag der GSB auf die Erweiterung auch auf außerbayerischen Müll brachte die Menschen erneut auf die Barrikaden. Gegen die Erweiterung klagte die Gemeinde Manching und ein in unmittelbarer Nähe der Anlage lebendes BI-Mitglied. Die Kosten hatte die BI übernommen, nachdem sie selbst den Gerichtsweg nicht beschreiten durfte. Institutionen haben in Bayern kein Klagerecht. Die Klage wurde in zwei Instanzen abgewiesen. Stabhuber dankte der Gemeinde Karlskron, der "einzigen der umliegenden Gemeinden", die der BI einen Umweltpreis verliehen hatte.

Mittlerweile habe sich bei der GSB einiges verändert. Der Blickwinkel der BI geht jetzt auch in Richtung weiterer Emittenten, bei der GSB habe es in letzter Zeit "keine krassen Fälle" zu beklagen gegeben.

Der Baar-Ebenhausener Bürgermeister Ludwig Wayand dankte der BI für ihre "hervorragende Leistung zum Wohle unserer Bürger". Erst der Gau in Tschernobyl habe durch die Molke die Menschen dazu gebracht, die GSB näher und kritischer zu betrachten. Die BI habe sehr viele Missstände aufgedeckt. Ziel sei gewesen, "das Tun und Denken der GSB transparenter zu machen". Dieses Ziel habe die Bürgerinitiative erreicht und damit "viele Ängste abbauen können". Dennoch sei wichtig, "die Kontrolle weiter aufrecht zu erhalten". Nicht nur bei der GSB, sondern auch bei der Altlastenproblematik in Ebenhausen-Werk.