Appertshofen
Überwiegend gute Erfahrungen

Asylhelfer aus dem Landkreis Eichstätt sprachen über positive und negative Aspekte ihrer Arbeit

19.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:18 Uhr

Grün = gut, Rot = schlecht: Mehr positive als negative Aspekte standen am Ende des Treffens der Helferkreise zu Buche. Helmut Reichgeld (rechts) und Joachim Walter vom Freundeskreis Asylsuchende Stammham hatten den Erfahrungsaustausch organisiert. - Foto: Schmidl

Appertshofen (DK) Rund 90 Vertreter von Asylhelferkreisen aus nahezu allen Gemeinden des Landkreises Eichstätt trafen sich am Montagabend in Appertshofen, um ihre Erfahrungen auszutauschen und Tipps weiterzugeben. Ergebnis: Bei den meisten Helferkreisen gibt es wenig Grund zum Klagen.

Helmut Reichgeld, Sprecher des Freundeskreises Asylsuchende Stammham, der das Treffen initiiert hatte, hat allerdings auch andere Erfahrungen gemacht. Weil er aus vielen Gesprächen wisse, dass es bei der Arbeit der Asylhelfer "nicht nur Sonnenschein gibt", sei die Idee zu dem Treffen entstanden. "Neben Problemen auf der einen Seite", so Reichgeld weiter, "haben aber auch viele Helferkreise ganz tolle Ideen zu Integrationsaktivitäten entwickelt, die für uns alle von Interesse sein dürften."

Damit positive, aber gleichzeitig auch negative Aspekte ohne Scheu aufgelistet werden, hatte der Freundeskreis Asylsuchende Stammham bewusst darauf verzichtet, Vertreter des Landratsamts und der Caritas einzuladen. Und der stellvertretende Sprecher des Freundeskreises, Joachim Walter, der den Abend moderierte, beklagte auch gleich, dass die Kommunikation mit beiden zumindest "verbesserungswürdig" sei. Der überwiegende Teil der Anwesenden sah dies allerdings nicht oder aufgrund von Verbesserungen in letzter Zeit nicht mehr so. Lediglich die Vertreterin eines Helferkreises monierte, man sei beim Landratsamt "abgekanzelt" worden. Sie erkannte in ihrer Gemeinde zudem ein "Desinteresse der Flüchtlinge an Sprachkursen". Damit stand sie allerdings ziemlich allein auf weiter Flur, denn andere Vertreter berichten von einer guten Akzeptanz solcher Angebote.

Gut angenommen würden auch Kleiderkammern, wie aus mehreren Redebeiträgen hervorging. Sie seien teilweise zudem als Treffpunkt für die Asylbewerber zu sehen. Uneinigkeit herrschte jedoch darüber, ob für die Kleider etwas verlangt werden sollte. Ein "kleiner Obolus" sei nicht verkehrt, so eine Meinung. Denn zum einen sei "das, was nichts kostet, nichts wert", zum anderen könnte das Geld "im Sinne der Flüchtlinge" reinvestiert werden.

Nicht gegen Kleiderkammern allgemein sprach sich eine andere Helferin aus. Sie meinte aber, man müsse aufpassen, dass dabei die Einheimischen nicht vergessen werden, und man solle die Kammern deshalb auch für bedürftige Ortsansässige öffnen. "Hilfe zur Selbsthilfe - ja. Aber wir dürfen uns nicht ausnutzen lassen", meinte sie. Denn: "Wir haben die teilweise ganz schön verwöhnt."

Einem Helferkreis stieß die oft sehr kurzfristige Zuweisung von Neuankömmlingen sauer auf, bei einem anderen wurde die mangelnde Instandhaltung der Unterkünfte als Negativpunkt aufgelistet, wobei die Hausmeister in der Regel nichts dafür könnten, wie es hieß, sondern diese schlichtweg überfordert seien. Dennoch lautete der Rat einer Teilnehmerin aus einem anderen Ort: "Stellen Sie sich mit dem Hausmeister gut." Das könne vor allem die erst am Start befindlichen Helferkreise durchaus voranbringen.

Ein weiterer Weg, um die Arbeit der Ehrenamtlichen zu reduzieren: Man müsse Flüchtlingen, die schon länger da sind, "gradraus" sagen, dass sie Neuankömmlinge unterstützen sollen. Außerdem müsse man ihnen erklären, "dass sie alle im selben Boot sitzen", und auf alle Fälle klarmachen, "dass wir kein Wunschkonzert sind".

Doch trotz dieser Diskussionspunkte: Am Schluss der Veranstaltung klebten an der Wand - für Reichgeld und Walter "überraschenderweise" - deutlich mehr grüne Zettel, auf denen Positives notiert worden war, als rote, auf denen das Negative festgehalten wurde. Vom Paten zur Betreuung der Asylbewerber über Fahrradreparaturkurse, von Gymnasiasten für den Sprachunterricht bis zu Adressen für die Übersetzung von Zeugnissen und andere Schreibarbeiten, von gemeinsamen Ausflügen bis zu vielen weiteren Vorschlägen wurden zahlreiche Tipps gesammelt. Doch eines wurde trotzdem schnell klar: Man könne "nichts überstülpen", so eine Helferin, und müsse "für sich selber am Ort Lösungen finden".

Eine generelle Lösung gebe es ohnehin nicht, hieß es am Schluss. Aber viel helfen würden nach Meinung einer Diskussionsteilnehmerin "Respekt, Toleranz, ein paar Regeln und vor allem Humanität".