Ingolstadt
Angst vor einem "Riss in der Wahrnehmung"

Museumsprojekt Gießereihalle: Bisheriges MKK soll nach Meinung der CSU nicht zu früh schließen

16.10.2019 | Stand 23.09.2023, 9:01 Uhr
Aufwendige Verankerungsarbeiten laufen derzeit in der Gießereihalle, in der voraussichtlich im Frühjahr 2022 das neue Museum für Konkrete Kunst und Design eröffnen soll. −Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Wie viel Vorlauf braucht eine Museumseröffnung bei einem Haus vom Kaliber des neuen MKKD in der Gießereihalle? Muss deshalb das bisherige Museum für Konkrete Kunst an der Tränktorstraße bereits über ein Jahr vor dem Start im neuen Domizil geschlossen werden? Über diese Fragen hat es am Mittwoch im Kulturausschuss des Stadtrates eine längere Diskussion gegeben.

Die CSU-Fraktion will den bisherigen Zeitplan des Kulturreferats, der maßgeblich von der Museumsleitung vorgegeben worden ist und demzufolge bereits am Jahresende 2020 zugesperrt und erst irgendwann im Frühjahr 2022 eröffnet werden sollte, nicht mittragen.

Offenbar sitzt bei den Christsozialen angesichts erheblicher bisheriger Verzögerungen auf der komplizierten Baustelle an der Rossmühlstraße die Angst tief, die Stadt könne ein klassisches Eigentor schießen, wenn sie das alte Museum früh schließt, es dann mit der pünktlichen Eröffnung des neuen aber nichts wird. Bislang, das rief Bürgermeister Albert Wittmann (CSU) in Erinnerung, liegt man wegen des gewaltigen technischen Aufwands im Tiefbau (unter anderem neue Verankerung mit Bohrpfählen) bereits eineinhalb Jahre hinter dem ursprünglichen Zeitplan.

Stand heute, soll das Museum für Konkrete Kunst und Design im Frühjahr 2021 schlüsselfertig sein und ein Jahr später eröffnen. Baureferent Alexander Ring gab zwar in der Sitzung die Zusicherung, dass in der Baugrube derzeit alles gut läuft und dass im kommenden Frühjahr die Phase der standardisierten Abläufe mit gut planbaren Baufortschritten beginnen soll - doch fest versprechen kann er nichts. Erst im Laufe des kommenden Jahres dürfte sich der Zeitpunkt der Fertigstellung immer deutlicher herauskristallisieren. Genau hier möchte die CSU ansetzen und das bisherige MKK nötigenfalls erst ein paar Monate später dicht machen. Es gelte auf jeden Fall, einen längeren "Riss in der Wahrnehmung", also eine zu ausgedehnte Pause bis zur Neueröffnung, zu vermeiden, so Kulturreferent Gabriel Engert.

Warum braucht es überhaupt eine mindestens ein Jahr währende Auszeit zwischen Alt und Neu? Das hat Museumsleiterin Simone Schimpf im Ausschuss dargelegt: Sie muss mit einem nur dreiköpfigen Team (zweieinhalb Stellen) die Konzeption für eine völlig neue Ausstellung im MKKD eingedenk sämtlicher Begleitmusik (Katalog- und Prospektgestaltung, museumspädagogische Vorhaben, PR-Maßnahmen und vieles mehr) stemmen. Bei gleichzeitig laufendem Betrieb an alter Stelle gehe das einfach nicht, hat sie betont. Man wolle das alte Museum auch nicht ohne (kunstpädagogisch fundierte) personelle Begleitung geöffnet lassen: "Das wäre im Grunde ein totes Haus."

Schimpf und Engert sind auch dem da und dort entstandenen Eindruck entgegengetreten, mit der Schließung des MKK an der Tränktorstraße werde das Verwaltungs- und Technikteam des Hauses vorübergehend arbeitslos. Es gelte dann vielmehr, alles zurückzubauen und das Gebäude geräumt an den Eigentümer (Freistaat Bayern) zu übergeben.

Referent und Direktorin unterstrichen mehrfach, dass es keinen 1:1-Aufbau der bekannten Exponate im Neubau geben wird. Es solle viel Neues gezeigt werden, entsprechend aufwendig seien die Vorbereitungen. Gerade eben weil man sich bei der Eröffnung "nicht bis auf die Knochen blamieren" wolle, so Simone Schimpf, brauche es Zeit für ein gründliches Konzept. Derartige Zwangspausen seien übrigens auch andernorts bei Neuausrichtungen von Museen üblich.

Die Kulturausschussmitglieder jenseits der CSU-Fraktion zeigten durchweg viel Verständnis für diese Argumentation. Insbesondere Barbara Leininger (Grüne), Petra Volkwein (SPD, als Witwe des ersten MKK-Direktors Peter Volkwein dem Thema besonders verbunden) und Dorothea Soffner (UDI) hielten den von den Verantwortlichen vorbereiteten Plan, bereits Ende 2020 zu schließen, für angemessen und vertretbar. FW-Fraktionschef Peter Springl ("Man hat nicht alles in der Hand") riet hingegen, die Zeitabläufe nochmals genau zu durchdenken und Sicherungen einzubauen.

Auch Hans Achhammer (CSU) verlangte einen "Plan B" für die Übergangszeit zwischen Schließung und Neueröffnung. Bürgermeister Albert Wittmann betonte, dass es den Christsozialen nicht um eine Ablehnung der sicher nötigen Vorbereitungszeit für die Museumsleitung gehe. Es müsse jedoch im Zeitplan ein Puffer eingebaut werden, der eine spätere Schließung des MKK ermögliche, wenn sich wirklich noch eine Bauverzögerung bei der Gießereihalle ergeben sollte.

Auf Antrag von CSU-Ausschussprecherin Eva-Maria Atzerodt wanderte die Vorlage nochmals zur Vorberatung in die Fraktionen. Weil die Stadt an der Tränktorstraße die Möglichkeit hat, mit einjährigem Vorlauf zu jedem beliebigen Monatsende zu kündigen, ist hier auch noch keine dramatische Eile geboten. Da ist also schon der erste Puffer vorhanden.

Bernd Heimerl