Ingolstadt
Als noch die Panzer rollten

Zur Geschichte der Bundeswehr in Ingolstadt gehört auch die des Aufklärungsbataillons 10

17.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:56 Uhr
Panzeraufklärungsbataillon 10, Ingolstadt (1959 - 1992) −Foto: Archiv

Ingolstadt (DK) 25 Jahre besteht die Kameradschaft Panzeraufklärungsbataillon 10. Morgen hat sie ihren internen Neujahrsempfang in der Ingolstädter Kaserne.

Dass auch die von ihr in Ehren gehaltene Einheit 33 Jahre lang das Bild der Bundeswehr in der Stadt stark geprägt hat, war jüngst beim Jubiläum des Standortes etwas untergegangen.

Als die Pionierschule im vergangenen Dezember das 60-jährige Bestehen des Bundeswehrstandortes mit einer Feierstunde beging (DK berichtete), stand zwangsläufig ihre eigene Truppe, die ja tatsächlich 1957 als erste Besitz von der Kaserne "Auf der Schanz" ergriffen hatte, im Mittelpunkt der Betrachtungen. Geladen waren zwar auch Ehemalige der Panzertruppe, doch fanden sie sich in der Berichterstattung nicht wieder - obwohl ihr Bataillon über drei Jahrzehnte hinweg angesichts seiner schweren Fahrzeuge den vielleicht nachhaltigsten Eindruck bei den Schanzern hinterlassen hat. Ein kleiner Rückblick.

Das Rasseln von Panzerketten auf Ingolstädter Straßen war zwischen 1959 und 1992 ein vertrautes Geräusch. Wenn die Panzeraufklärer - mal in kleinen Trupps, mal mit "großem Besteck" zur Wendeplatte an der Manchinger Straße oder quer durch die Stadt zum Hepberger Übungsplatz unterwegs waren, rappelten bei direkten Anliegern der Transitstraßen schon mal die Tassen in den Vitrinen. Das Bataillon erhielt zwar in den 70er-Jahren auch den seinerzeit neuen und besonders leise dahinrollenden Radpanzer "Luchs", doch waren in den besten Zeiten auch gut 30 Kampfpanzer vom Typ "Leopard I" an der Manchinger Straße stationiert. Wenn sie ausrückten, war das in der Umgebung kaum zu überhören.

Das Bataillon war 1959 durch Verschmelzung zweier anderer Einheiten (Luftlande-Panzeraufklärungskompanie 9 in Böb-lingen und Gebirgsaufklärungskompanie 230 in Traunstein) entstanden und in Ingolstadt stationiert worden. In der hiesigen Kaserne hatte es seine Quartiere in jenem östlichen Teil, der heute vom Gebirgspionierbataillon 8 belegt wird.

In den Anfängen waren die leichter ausgerüsteten Kompanien der Panzeraufklärer noch mit dem kleinen, mit maximal fünf Mann besetzten "Schützenpanzer kurz" vom Typ Hotchkiss ausgestattet, die schwerer bestückten Kompanien noch mit US-amerikanischen Kampfpanzern der Muster M 41, M 47 und M 48. Eingedenk einiger Radar-, Funk- und Kommandopanzer und eines wasserbeweglichen Pionierzuges stellten die Ingolstädter Panzeraufklärer letztlich das "sowohl personell als auch gerätemäßig stärkste Bataillon der Bundeswehr", wie Oberstleutnant a. D. Johann Hermann, heutiger Vorsitzender der Kameradschaft, es in einem Schreiben an die Redaktion formuliert hat.

Nach Hermanns Darstellung ist auch sein eingetragener Erinnerungsverein mit rund 200 Mitgliedern inzwischen "die größte Kameradschaft aufgelöster Verbände in der Bundeswehr". Regelmäßige Treffen (wie eben morgen wieder), Ausflüge und Feste sorgen für den Zusammenhalt der Ehemaligen und etlicher ihrer Freunde, die in Ingolstadt und Umgebung heimisch wurden. Im vorigen Jahr wurde ein Gedenkstein in der Kaserne gesetzt.

Das Ende des Bataillons kam mit den allgemeinen Truppenreduzierungen nach der deutschen Wiedervereinigung und dem bald anschließenden Zusammenbruch des Warschauer Paktes. Eben weil dieser Verband groß und gut ausgerüstet war und seine Soldaten in Stadt und Region verwurzelt waren, beschäftigte die Abwicklung seinerzeit auch die Ingolstädter Öffentlichkeit und den DONAUKURIER. "Eine lange Tradition geht zu Ende" hieß es im September 1992 nach dem Auflösungsappell mit Übergabe der Truppenfahne im Lokalteil.

Formell wurde die Tradition des Bataillons zunächst vom Panzeraufklärungsbataillon 13 in Gotha (Thüringen) weitergeführt, das ebenso wie das Panzeraufklärungsbataillon 14 in Belitz (Brandenburg) aus Teilen des Ingolstädter Verbandes aufgestellt wurde. Nach einigen weiteren Reformschritten der deutschen Streitkräfte wurde inzwischen das Gebirgsaufklärungsbataillon 230 in Füssen Traditionsnachfolger - also doch wieder eine in Bayern stationierte Einheit. Diese Patenschaft, so schreibt Johann Hermann, gereiche allen Ehemaligen seiner Ingolstädter Kameradschaft zur Freude.