Agelsberg
Grenzstein am falschen Fleck

Historisch interessierter Bürger meldet sich: Gebietsverlust für Oberbayern

22.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:27 Uhr

Die historische Uraufnahme von 1830 zeigt die alte Straße nach Winden (rot markiert), wo der Grenzstein (links) ursprünglich stand. ‹ŒFoto/Repro: Vogl

Agelsberg/Reichertshofen (DK) Er stammt aus dem Jahr 1522 und zeigt die ehemalige Grenze zwischen dem Gebiet der Pfalz Neuburg und Oberbayern an: der historische Grenzstein, der am Straßenrand zwischen Reichertshofen und Agelsberg steht. Aber er steht am falschen Fleck.

Das behauptet jedenfalls ein historisch interessierter Bürger, der sich nun gemeldet hat und meint: Der Grenzstein steht nicht auf der Grenze, auf der er stehen sollte. "Zweimal ist der Stein schon verkehrt gestanden", erklärt der ältere Herr, der aus Langenbruck stammt und lieber anonym bleiben möchte. Denn ihm geht es ausschließlich um die historischen Tatsachen.

Ursprünglich hätte der Stein nämlich an der richtigen Grenze, also an der alten Straße nach Winden, gestanden. Zum Beleg zeigt er eine historische Karte: eine Uraufnahme aus dem Jahr 1830. Da ist die alte Straße (auf der Karte rechts rot markiert), noch eingezeichnet. Heutzutage findet sich dort allerdings keine Straße mehr, sondern nur noch ein Acker. Weil der Stein dort in der Vergangenheit versehentlich umgepflügt wurde, wurde er an das nahe gelegene Wäldchen versetzt. "Damals stand er das erste Mal falsch", sagt der Langenbrucker. Weil der Stein an dem Wäldchen optisch "untergeht", sei er dann an den Straßenrand versetzt worden, wo er heute immer noch steht. Durch diesen Standort erleidet Oberbayern einen Gebietsverlust von geschätzt 40 bis 50 Metern. Die Pfalz Neuburg gewinnt dadurch eben diese Fläche. Und das geht ja gar nicht, sagt der Herr aus Langenbruck schmunzelnd.

Der Reichertshofener Bürgermeister Michael Franken (JWU) bestätigt auf Nachfrage die Version des Langenbrucker Bürgers: "Der historische Grenzstein bei Agelsberg des ehemaligen Pflegeamtes Reichertshofen aus dem 16. Jahrhundert wurde vor einigen Jahrzehnten an den heutigen Standort an der Kreisstraße versetzt. Ursprünglich stand der Stein an der ehemaligen Straßengabelung nach Winden und Langenbruck, die heute aber nicht mehr existiert."

Nochmals wandern soll der steinerne Zeitzeuge allerdings nicht, so der Reichertshofener Rathauschef. "Der Stein soll an der heutigen Stelle bleiben", betont er.