Ingolstadt
Baumkuchen, Porzellan und Whisky

Partnerstädte auf dem Christkindlmarkt: Gäste aus Györ sind mit ungarischen Spezialitäten zum ersten Mal dabei

15.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:04 Uhr
IMG_3366.JPG – Thelma Gilbert (links) und Melissa Limoges (rechts) aus Grasse verkaufen feine Crépes.   IMG_3391.JPG – Zum ersten Mal in Ingolstadt: Gäste aus Györ mit ungarischen Paprika-Gewürzmischungen und leckeren Baumkuchen. Von Links: Zsolt Kutossg, Ester Wosh, Tomás Toth IMG_3400.JPG – Handbemalte Weihnachtskugeln: Blumen statt Wintermotive sind typisch für die Stadt Opole/Oppeln IMG_3408.JPG –  Vater und der Sohn: Wienczyslaw und Mateusz Adamski bringen handgemachten Weihnachtsschmuck und Weihnachtskrippen aus Holz nach Ingolstadt IMG_3379.JPG – Schottische Schals aus Wolle von Susanne Heggie und Jimmy Cooper sind die besten Begleiter durch die kalte Jahreszeit −Foto: Kerestely, Svetlana, Ing

Ingolstadt (DK) Die Partnerstädte Ingolstadts bringen zusätzlich Abwechslung auf den Christkindlmarkt: Warme schottische Wollschals, bunter polnischer Weihnachtsschmuck und hauch?dünne französische Crépes haben seit Jahren ihre Fans. Diesmal ist auch ein ungarischer Stand mit dabei.

Paprika und Kürtöskalács

 

Die Gäste aus der ungarischen Patenstadt Györ sind zum ersten Mal auf dem Christkindlmarkt. Sie bringen scharfe und süße Paprikamischungen und Paprikacremes mit, die - so erklären sie - jedes Gericht ergänzen können. Besonders gut schmecken die Gewürze demnach in Suppen, Sandwiches und Fleischgerichten. Wer herzhafte Eintöpfe liebt, kann sich hier auch eine Gulaschcreme holen. Viele Christkindl-marktbesucher sind auch neugierig darauf, einen frischgebackenen traditionellen Nachtisch zu kosten. "Der Kürtöskalács - so heißt der ungarische Baumkuchen - ist in Ingolstadt bisher nicht bekannt", sagt Zsolt Kutossg. "Das ist ein guter Grund, etwas Neues zu probieren." Der Nachtisch sei in Ungarn sehr beliebt, seine Geschichte reiche Erzählungen nach 500 bis 600 Jahre zurück. Damals gaben die ungarischen Frauen ihren Kindern ein Stück Teig, um sie zu beschäftigen. Spielend machten die Kinder eine Schlange daraus und wickelten diese um einen Holzstock. Dann zuckerten sie den Teig etwas an und drehten ihn über der Holzkohlenglut. So entstand der ungarische Baumkuchen.

Dank des Zuckers bekommt Kürtöskalács eine bräunliche Kruste, während der Teig drinnen weich und zart bleibt. Oft wird das Gebäck mit gehackten Walnüssen bestreut. Die Erfindung stammt von der ungarischen Volksgruppe Székler aus Siebenbürgen, das seit Ende des Ersten Weltkriegs zu Rumänien gehört. Darum wird Kürtöskalács in beiden Ländern sehr gerne gegessen.

Die Gäste aus Györ präsentieren die typisch ungarischen Spezialitäten auf dem Christkindlmarkt mit großer Freude. Sie finden die Stimmung hier sehr feierlich und angenehm. "Nächstes Jahr komme ich gerne wieder. Ruf mich nur an - und ich bin schon da", lacht Ester Wosh, die für das Backen der Baumkuchen zuständig ist.

 

Perfekte Crépes aus Grasse

 

Seit zehn Jahren auf dem Christkindlmarkt, hat sich Maitre Gilbert aus der französischen Partnerstadt Grasse einen guten Ruf verdient und etliche Stammkunden gewonnen. Seine besonders dünnen Crépes macht er nach dem eigenen Rezept, das er selbstverständlich nur innerhalb der Familie weitergibt. Diesmal ist seine 19-jährige Tochter Thelma Gilbert zur Unterstützung mitgekommen. Die Kunst des Vaters zu erlernen war aber nicht so leicht für sie. "Meine ersten Crépes habe ich vor drei Jahren gebacken. Sie haben aber nicht geschmeckt", erzählt die Französin. "Das Rezept schien so schwer umsetzbar, dass ich für eine Zeit aufgegeben habe". Vor drei Monaten probierte sie es wieder aus und hatte dann den Dreh raus. Nun sind ihre Pfannkuchen nicht von denen ihres Vaters zu unterscheiden. Beim Backen müsse man auf viele Faktoren gleichzeitig aufpassen. Sowohl die Pfannentemperatur als auch die Teigkonsistenz und Backzeit müssten perfekt sein. "Zögerst du eine Sekunde länger, wird dein Pfannkuchen zu trocken. Nimmst du den Crépe zu früh von der Pfanne, dann bricht er", erklärt die 27-jährige Melissa Limoges, die dieses Jahr am Grasse-Stand beim Verkaufen aushilft. Doch das Backen übernimmt die Gilbert-Familie ausschließlich selber.

 

Kugeln und Porzellan

 

Porzellan, handbemalter Weihá ?nachtsschmuck, Holzkrippen und warme Hausschuhe bringen Vater und Sohn Wienczyslaw und Mateusz Adamski aus dem schlesischen Opole (Oppeln) mit. Vieles davon produzieren sie selber in ihrem Familienunternehmen. "Meine Tante bläst die Weihnachtskugeln aus Glas aus, und ich bemale sie", erzählt der 20-jährige Mateusz. Die Handarbeit liege ihm am Herzen. "Das beruhigt mich sehr", sagt er. "Außerdem ist das eine große Freude für mich, wenn ich sehe, dass die Kugeln den anderen Leuten gefallen." Außer klassischen Wintermotiven und Schneeflocken seien die Blumen auf den Weihnachtskugeln für Oppeln sehr typisch. Der Vater hat sich auf Holzarbeit spezialisiert und produziert Weihnachtskrippen. Diese Handarbeit ist sehr aufwendig: An einer Krippe bastelt er bis zu drei Tage. Dafür ist aber das Ergebnis sehr hochwertig. Die Polen sind schon zum fünften Mal in Ingolstadt. "Das macht sehr viel Spaß hier, weil die Menschen in Bayern sehr warmherzig sind", sagt Wienczyslaw Adamski.

 

Whisky und Wollschals

 

Die Gäste aus dem schottischen Kirkcaldy verkaufen passend zur kalten Jahreszeit viele Wollsachen. Typisch schottische karierte Muster und bunte Stoffe bringen Farbe in den grauen Winteralltag. Besonders stolz ist Standbetreiber Jimmy Cooper auf seinen schottischen Whisky. Kunden können sowohl eine Flasche mitnehmen als auch gleich ein Glas aus dem Fass am Stand trinken.

Traditionelle schottische Süßigkeiten und Gebäck sind gut verpackt und länger haltbar, berichtet Cooper weiter. Sie können den feierlichen Weihnachtstisch perfekt mit ungewöhnlichen Geschmacksrichtungen ergänzen. "Auf dem Ingolstädter Christkindlmarkt bin ich zum dritten Mal. Jedes Jahr ist es für mich eine große Freude, hierher zu kommen", sagt Cooper. "Die Leute sind sehr offen und freundlich."