AUF EIN WORT...

30.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:42 Uhr

. . . heute mit Thomas Kirchhammer, stellvertretender Landesvorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC).

Wie gefährlich ist Ingolstadt für Radfahrer?

Thomas Kirchhammer: Im vergangenen Jahr hat es viele Fahrradunfälle in Ingolstadt gegeben – aber es ist auch nicht gefährlicher als in andere Städte. Problem für Radfahrer sind die Knotenpunkte, die müsste man alle mal überarbeiten.

Wie war das bei der jungen Frau auf der Nördlichen Ringstraße?

Kirchhammer: An der Stelle wäre die Situation eigentlich relativ sicher, da sogar eine Radwegfurt über die Ringstraße markiert ist. Das Problem ist, dass die Ampeln gleichzeitig auf Grün schalten. Außerdem haben wir hier eine Schleppkurve, das heißt, der Lkw-Fahrer fährt bis in die Mitte der Straße und lenkt erst spät ein. Für den Radfahrer sieht es so aus, als würde er geradeaus fahren – und plötzlich biegt er ab. Wenn der Radfahrer weiterfährt, wird er vom Aufbau des Anhängers auf die Straße gestoßen und von den Hinterrädern überrollt.

In 60 Prozent der Fälle sind Radfahrer angeblich mit Schuld. Ist das so?

Kirchhammer: Im konkreten Fall liegt die Alleinschuld bei dem Lkw-Fahrer, denn er muss eine Gefährdung anderer vermeiden und sich in die Kurve hineintasten. Die 60 Prozent betreffen auch Radfahrer untereinander, nimmt man hingegen nur die Unfälle beim Rechtsabbiegen, sind sie in 95 Prozent der Fälle nicht schuld. Unfälle gibt es natürlich nicht nur mit Lastern, es passiert viel mehr mit Autos, aber da hat man oft nur ein paar Kratzer und es taucht gar nicht in der Unfallstatistik auf.

Radwege – ja oder nein?

Kirchhammer: Das Problem ist, dass die Radfahrer sich auf Radwegen oft sicher wähnen. An den Knotenpunkten müssen sie dann doch auf die Straße, und manche Fahrer vergessen den Schulterblick. In der Summe wären Radfahrer besser auf der Fahrbahn aufgehoben, wo sie mehr im Blickfeld der Autofahrer sind. Das Problem baulich abgesetzter Radwege ist bekannt, wird aber von der Stadt Ingolstadt nicht ernst genommen. Alle Versuche des ADFC, hier ein Umdenken zu erreichen, waren bisher vergeblich.

Die Fragen stellte

Isabel Ammer.