Ingolstadt
Die Stadt der Eisenbahner

Vor 150 Jahren erhielt Ingolstadt mit der Linie nach München Anschluss an das Schienennetz – Start einer DK-Serie

22.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:27 Uhr
Jahrelang einer der größte Arbeitgeber der Stadt: Lehrlinge und ihre Meister 1935 im Ingolstädter Ausbesserungswerk. −Foto: Stadt Ingolstadt

Ingolstadt (DK) Vor 150 Jahren kam die Eisenbahn nach Ingolstadt. Mit der Eröffnung der Linie München – Ingolstadt am 14. November 1867 erhielt die Stadt Anschluss an das Netz der Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen. Der Schienenverkehr spielte in der Stadt lang eine bedeutende Rolle.

Eine Autostadt? Nicht hier.

Gut, es fuhren schon welche herum im Ingolstadt der späten 1950er-Jahre. 3885 Personenkraftwagen waren hier 1959 zugelassen. Dazu kamen noch 1952 Krafträder, 735 Laster, 113 Bulldogs, 7 Krankenwagen und 3 Kesselwagen. Im neuen Werk der Auto-Union an der Ettinger Straße wurden seit Kurzem sogar Kleinwagen produziert, aber die fuhren mit ihren zwei Takten und drei Zylindern der Konkurrenz weit hinterher.

Bevor Audi (wie das Unternehmen seit 1968 heißt) auf die Überholspur fand, das Bild der Stadt prägte und deren Reichtum nährte, war Ingolstadt die Stadt der Soldaten, die Stadt der Gießereiindustrie, die Stadt der Raffinerien – und natürlich die Stadt der Eisenbahner. Danach kam erst einmal lange nichts.

In einer Zeit, da Fußgänger viele Ingolstädter Straßen sorglos mit geschlossenen Augen überqueren konnten, ging auf den Schienen mächtig die Post ab. Wer ein anschauliches Beispiel für den Aufschwung der westdeutschen Wirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg braucht, schaue auf das Güterwagenaufkommen in Ingolstadt: 9956 Waggons trafen im Jahr 1947 in Ingolstadt ein, 7227 wurden hier beladen und zur Abfahrt bereit gemacht. 1959 waren es schon 26 789 ankommende und 22 133 abfahrende Güterwaggons – eine Steigerung von 169 bzw. 206 Prozent. Damals umfasste das Stadtgebiet 38,53 Quadratkilometer, davon waren 1,56 Quadratkilometer Bahngelände.

Die Stadt der Eisenbahner.

Die Bedeutung der Bahn für die Ingolstädter war enorm. Wie viele an oder auf Gleisen ihr gesamtes Arbeitsleben verbrachten, zeigt sehr schön der Sportverein Ingolstadt-Ringsee: Er benannte sich 1953 in ESV um. Das E steht für Eisenbahner.

Denn die kickten zahlreich für den Verein, dessen Gelände direkt neben den mächtigen Hallen des Bundesbahnausbesserungswerks lag. Das wurde im Oktober 1917, also vor 100 Jahren, in Betrieb genommen, freilich als „Reichsbahnausbesserungswerk“. Die Bahn war vor dem Krieg und eine Weile auch danach neben der Despag (später Schubert & Salzer) der größte Arbeitgeber der Stadt.

In diesem Herbst gilt es, an ein weiteres großes Jubiläum zu erinnern: Am 14. November 1867 erhielten die Ingolstädter mit der Eröffnung der Bahnlinie nach München Anschluss an das Netz der Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen – und damit an die moderne Welt.

Auch wenn es anfangs nicht so aussah. Die erste Haltestelle hieß „Ingolstadt-Provisorium“, sie bestand aus einer Holzbaracke. Als die Eisenbahnbrücke über die Donau fertig war, wurde 1870 der Localbahnhof eröffnet (ab 1904 Nordbahnhof). 1874 kam der Centralbahnhof dazu. Er heißt seit 1904 Hauptbahnhof. Ingolstadt entwickelte sich zügig zu einem wichtigen Eisenbahnknotenpunkt.

1961 verließ die letzte Dampfá ?lok das Ingolstädter Ausbesserungswerk. 1966 wurde es geschlossen. Auch darüber gibt es noch einiges zu erzählen.

Der DONAUKURIER nimmt die beiden runden Jubiläen zum Anlass für eine Serie. Die Artikel erscheinen in loser Folge.

ZWEI AUSSTELLUNGEN ZUR BAHNGESCHICHTE

Die Stadt würdigt die Jubiläen „150 Jahre Eisenbahn in Ingolstadt“ und „100 Jahre Ausbesserungswerk“ mit einer Ausstellung. Ab Samstag, 7. Oktober, werden im 2. Stock des Neuen Rathauses viele Bilder und Dokumente zur Eisenbahngeschichte der Stadt gezeigt. Die Schau ist bis Ende November zu besichtigen. Öffnungszeiten sind Montag und Dienstag von 8 bis 16 Uhr, Mittwoch und Freitag jeweils von 8 bis 12.30 Uhr, am Donnerstag von 8 bis 17.30 Uhr, samstags von 9 bis 12.30 Uhr.

Von 8. bis 29. Oktober werden im Eisenbahnkabinett des Apian-Gymnasiums (Schulzentrum Südwest) Bilder, Dokumente, Objekte und Modelle aus der Ingolstädter Eisenbahngeschichte ausgestellt. Die Öffnungszeiten sind Mittwoch, Freitag und Sonntag jeweils von 14 bis 18 Uhr.