Ein nahezu perfektes Burgfest

02.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:57 Uhr

−Foto: Tobias Tschapka

Hilpoltstein (HK) Es ist nahe am idealen Burgfest gewesen, was sich von Freitag bis Sonntag in Hilpoltstein abgespielt hat. Nach einem gelungenen Auftakt, einem unterhaltsamen Samstag mit Trödelmarkt und Sautrogrennen hatte gestern natürlich Pfalzgräfin Silvia Kraus ihren Auftritt.

Bejubelt von weit über 20 000 Menschen ließ sie sich beim Burgspiel und dem anschließenden Festumzug feiern. Es ist immer wieder schön zu sehen, wie sich am Burgfestsonntag ab 13 Uhr der Marktplatz füllt. Zunächst sind es nur ein paar, aber mit dem Eintreffen der ersten Gewandeten kommen die Menschen geströmt. Und auch an der Bühne wird es immer voller, wenn die Landknechte, Fahnenschwinger, Feldpfeifer, Gaukler, Ratsherren sowie der Zauberer, der Quacksalber und der Pfarrer eintreffen. Und es erschallt auch immer öfter der altbekannte Ruf: „Unsere Pfalzgräfin, sie lebe hoch, hoch, hoch.“ Alles unter dem gestrengen Blick von Dieter Popp, der als Organisator über den korrekten Ablauf wacht.



Sein Pendant an der Bühne ist Elisabeth Dietz, sie sorgt dafür, dass beim Spiel keiner seinen Einsatz verpasst. Doch gestern lief, soweit es das Auge des Betrachters beurteilen kann, alles reibungslos. Und so zog wieder einmal die Fürstin, deren Gatten der Tod ihr von der Seite riss, ins Städtchen Hilpoltstein ein, um „auf der Burg ihren Witwensitz zu nehmen“. So wie sie das auch 1606 gemacht hat. Die Stadtoberen machten ihr damals wie gestern ihre Aufwartung, schenkten ihr Wein aus dem Rheinischen ein und sie wurde mit Tanz und Gesang unterhalten. Dafür lud sie das Volk zur Festwiese. Das war der Startschuss für den prächtigen Umzug, bei dem der Obst- und Gartenbauverein dieses Mal mit einem Bienenstock aus 20 000 Blüten verzückte.

Aber schon der Auftakt des Burgfestes am Freitagabend hätte nicht besser sein können. Unter weißblauem Himmel versammelten sich mehrere hundert Menschen bei der Zeremonie am Marktplatz. Sie erlebten auch eine Premiere, als Bürgermeister Markus Mahl und viele Kinder zu den Eröffnungsworten viele schwarze und gelbe Luftballons aufsteigen ließen.

Ebenso gelungen der Burgfestsamstag: Auch wenn es ab und zu ein wenig nieselte, schlängelten sich tausende Besucher durch die mittelalterliche Innenstadt beim Trödelmarkt. Das Angebot bestach einmal mehr mit einzigartiger Vielfalt. Von abgefahrenen Klamotten über rosa Elefanten und Insektenhotels bis zu raren Schallplatten und einer Helene Fischer aus Pappe gab es wieder nichts, was es nicht gibt. Die kurzweiligste Art, die Zeit zwischen Trödelmarkt und dem Abend im Festzelt zu überbrücken, ist seit vielen Jahren das Sautrogrennen. Machten im Vorjahr noch Blitz und Donner den vorzeitigen Abbruch der chaotischen Wasserspiele am Stadtweiher notwendig, klappte heuer alles – zumindest wenn man die Veranstaltung als Ganzes betrachtet. Dass das ein oder andere Team Schiffbruch erlitt und seine Siegambitionen im Schlamm des Weihers begraben musste, gehört zur Natur des Wettkampfes. Den Sieg trug im Übrigen das Team vom Hard Rock Trog davon. In bester ZZ-Top-Manier überzeugten sie mit Rauschebärten und Plastikgitarren. Enttäuschend war, dass kein Frauenteam am Start war. Aber das könnte sich im kommenden Jahr ändern, denn Pfalzgräfin Silvia Krauß regte am Rande der Veranstaltung einen „Altgräfinnentrog“ an.

Nicht mehr wegzudenken vom Burgfest sind die Kleintierzüchter und ihre Ausstellung im Stadtstadl. Jahr für Jahr ein Stelldichein für Prominenz und Bürgerschaft, war es auch heuer wieder „gerammelt voll“.

Zum 15. Mal dabei war der Burgfestlauf am Sonntagmorgen. Gewonnen haben heuer Felix Mayerhöfer von der DJK Daßwang und Romina Siebentritt vom Rother Team Arndt den Hauptlauf über 7,8 Kilometer. Die Schnellsten beim Sprint zur Burg waren erstmals Dominik Maurer aus Aberzhausen bei den Männern und erneut Julia Ramsauer vom La Carrera TriTeam Rothsee bei den Frauen.

Am heutigen Montag erlebt das Burgfest traditionell seinen ekstatischen Höhepunkt beim Frühschoppen im Festzelt, bevor am Abend beim Hochfeuerwerk über dem Festplatz auch dieses Burgfest zu Ende geht.