Alle leben sie hoch

02.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:57 Uhr

−Foto: Tobias Tschapka

Hilpoltstein (HK) Größer, farbenfroher, spannender. Man möchte meinen, dass sich die Hilpoltsteiner in diesem Jahr ganz besonders ins Zeug gelegt haben beim Festzug.

Aber natürlich machen sie Jahr für Jahr den zum Takt vom vier Musikkapellen stattfindenden Umzug auf den Festplatz zum großen Erlebnis beim Burgfest. Eigentlich soll ja nur das Volk, das gerade noch den Einzug der Pfalzgräfin gefeiert hat, mit dieser, dem Hofstaat und den Ratsherren zur Festwiese ziehen, um dort festlich mit Tanz und Freude den restlichen Tag zu begehen. Alle Teilnehmer reihen sich ein und lassen sich auf einer Woge der Begeisterung durch die Altstadt tragen. Nicht nur die Gräfin lebt hier hoch, sondern alle weit über 1000 Gewandeten, die die jubelnde Menge passieren.


Unzählige Blumen werden verteilt, Bonbons geschmissen und Hände geschüttelt. Da sind die stattlichen Reiter auf ihren stolzen Rössern, Kinder, die in Bollerwagen gezogen werden, Landsknechte, die ihren Bierwagen dabei haben, aber scheinbar auch einen toten Kameraden transportieren, die Fahnenschwenker, die kurz stehenbleiben und ihre Standarten durch die Lüfte sausen lassen, die Gaukler, die ihre Kunststücke auch während des Laufens machen, die Bettler, die dieses Mal gleich zu Beginn des Zuges marschieren und natürlich die vielen Bürger der Renaissance, die ihrer Freude Ausdruck verleihen, dass die neue Herrin Witwenstatt in ihrem kleinen Städtchen genommen hat.

Damals war Fürst Ottheinrich nach langer Krankheit gestorben und die Wahl seiner Frau Dorothea Maria ist auf Hilpoltstein gefallen. Der Einzug mit ihren Töchtern Dorothea Sophia, Susanna und Sabine ist 1606 ein Großereignis, das alle Bürger in Begeisterung versetzt und bei dem man dabei sein musste – das ist über 400 Jahre später nicht anders. Diese Freude bringen die Hilpoltsteiner auch heutzutage zum Ausdruck, man sieht es ihnen an. Sicher ein wesentlicher Grund dafür, dass Jahr für Jahr weite über 20 000 Menschen dieses Spektakel sehen wollen. Und es sind in diesem Jahr noch einmal mehr geworden.

Das besondere Augenmerk vor allem der Hilpoltsteiner liegt natürlich auf dem Blumenwagen. Jahr für Jahr schafft der Hilpoltsteiner Obst- und Gartenbauverein ein blühendes Kunstwerk, das seinesgleichen sucht. Viele fleißige Hände haben schon im Vorfeld geholfen, dass wieder eine Augenweide entstehen kann. In über 600 Arbeitsstunden sind 20 000 Blüten so kunstvoll gesteckt worden, dass ein riesiger Bienenkorb daraus wurde, um den emsige Tierchen kreisen.

Ein gelungener Nachmittag, bei dem auch das Wetter nicht hätte besser sein können. Und dabei wird man das Gefühl nicht los, dass der Umzug des Burgfestes in diesem Jahr wenn nicht der schönste, dann doch einer der schönsten war.