Letzten Wunsch erfüllt

16.02.2009 | Stand 03.12.2020, 5:12 Uhr

Der große Augenblick der Spendenübergabe ist gekommen: Die Akteure versammeln sich alle auf der Bühne, um den Scheck über 7000 Euro zu präsentieren. - Foto: Klier

Roth (HK) "Tu etwas!", war die letzte Bitte von Margit Böhms an Krebs verstorbener Schulfreundin. Und sie hat etwas getan. Mit ihrem Nachbarn Georg Zwingel hat sie eine Benefizgala zu Gunsten krebskranker Kinder in der Kulturfabrik auf die Beine gestellt. Und dabei 7000 Euro an Spenden gesammelt.

Gekonnt, schlagfertig und humorvoll, aber auch nachdenklich, führt Ralph Edelhäuser durch den Abend. Gleich zu Beginn weist er auf "des Sugelä" hin, das für möglichst "stille" Spenden ohne Klappern bereitsteht. "Eine Gesellschaft lebt davon, dass es Menschen gibt, die mehr tun als ihre Pflicht", sagt stellvertretende Landrätin Hannedore Nowotny, die auch ein Spende des Landkreises übergibt.

Erster musikalischer Höhepunkt ist der "Golden Gospel Choir" von Oliver Schott. Mit "Take me back to my father’s house" beginnt Schott, und lädt ein, wie bei richtigen Gospels mitzumachen, auch auf der Bühne sei noch Platz genug. So weit wagt sich denn doch niemand vor, aber unten im Saal wird das Publikum zunehmend in den Bann der mitreißenden Gospel-Rhythmen gezogen. Nach einer Stunde fragt Schott: "Dürfen wir noch" Natürlich dürfen sie. Der Saal ist aufgeheizt: stimmungsmäßig und temperaturmäßig.

Helfer "Michi" baut die Mikrofone ab, während Edelhäußer den Begriff "Britschn" definiert. Das kann laut Wörterbuch ein liederliches Frauenzimmer, ein Miststück, oder aber ein Kosename für ein kleines Mädchen sein. Da zwängen sich auch schon zwei durchs Publikum: Jörg Deffner und Peter Liebmann, die als "Hembacher Britschn" in Frauenkleidern stecken und unter dem Motto "Uns is nix peinlich" auftreten. Viagra, Abort, Scheidung, Erlebnisse im Kreißsaal, das Niveau ist teilweise recht niedrig angesetzt, findet aber viele Lacher.

Aus dem Alltag gerissen

In der Pause spielt das Akkordeonquartett "Die Aurauer Hopfentröpf" auf. Danach stellt Stefanie Dürschinger, Sozialpädagogin aus Hilpoltstein und Mitarbeiterin bei der "Elterninitiative krebskranker Kinder Erlangen" diese Organisation vor. Bis zu einem Jahr, manchmal auch länger, müssen krebskranke Kinder stationär behandelt werden. Von einem Tag auf den anderen wird dadurch die gesamte Familie aus dem normalen Alltag herausgerissen. Das Familienleben muss neu organisiert werden, die Eltern müssen viel Zeit in der Klinik verbringen.

In dieser Situation ist dringend Hilfe erforderlich. Die Erlanger Elterninitiative wurde vor 26 Jahren aus dem Kreis betroffener Eltern gegründet, mit dem Ziel, Familien krebskranker Kinder zu unterstützen. Wohneinrichtungen für Eltern stehen zur Verfügung, Lehrkräfte kümmern sich um die Kinder, die sich Dank moderner Technik live ins Klassenzimmer schalten können, Musiktherapeuten und Kunsterzieher sind für die wichtige musische Betreuung zuständig, das Essen aus der Elternküche schmeckt den kleinen Patienten besonders gut, Ausflüge, Segeln und andere Betätigungen lenken vom Klinikalltag ab.

Schließlich ist auch die Betreuung der "Schattenkinder" ein wichtiges Anliegen. Das sind die Geschwister, die etwas im Abseits stehen, wenn die Hauptsorge dem erkrankten Bruder oder der Schwester gilt. "Auch viel Freude und Lachen gibt es auf der Kinderstation", berichtet Stefanie Dürschinger. Aber für all das Genannte seien aber Spenden erforderlich.

In Wort und Musik erzählt der Oberpfälzer Liedermacher Reinhard Zeus aus seinem Leben und bringt die Zuhörer zum Nachdenken. Jugend, Liebe, Älterwerden und Einsamkeit sind seine Hauptthemen.

Mehr als vier Stunden hat die Benefizgala nun schon gedauert. Die Akteure versammeln sich alle auf der Bühne, denn der große Augenblick der Spendenübergabe ist gekommen, 7000 Euro fließen zu Gunsten krebskranker Kinder. Natürlich haben heute die Künstler auf ihre Gage verzichtet. Erleichtert und zugleich gerührt spricht Margit Böhm ihre verstorbene Freundin an: "Conny, du hast uns von da oben zugesehen und du siehst, ich habe es geschafft!"