Zell
In einer eigenen Welt

Regens Wagner Zell will sehbehinderten Gehörlose mit Vibrationsmatte eine Weihnachtsfreude bescheren

18.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:03 Uhr
In der Wohngruppe St. Josef bei Regens Wagner hängt an der Wand eine Hand mit dem Lorm-Alphabet für die Kommunikation von Gehörlosen sowie Blinden mit anderen Menschen. Betreuer Manuel Hartlöhner zeigt Thomas H., Margarethe W. und Rosi E. (von links) die Buchstaben. −Foto: Meyer

Zell (HK) Sie können nichts hören, sie können nichts sehen. Einige Bewohner der Gruppe St. Josef bei Regens Wagner Zell sind besonders beeinträchtig. Um ihnen eine Weihnachtsfreude zu machen, soll zur Entspannung eine Vibrationsmatte angeschafft werden.

"Blindheit trennt uns von den Dingen. Und Gehörlosigkeit von den Menschen." Mit diesen einfachen Sätzen umreißt Karl Sinke die Welt seiner Schützlinge. Sechs Frauen und zwei Männer leben bei Regens Wagner Zell in der Wohngruppe St. Josef. Sie leiden an einer doppelten Sinnesbehinderung und darüber hinaus an einer psychischen Behinderung oder an Autismus.

Manche von ihnen haben zwar eine Restsehfähigkeit oder hören noch etwas, aber andere können weder hören noch sehen und sind deshalb gänzlich auf ihre taktilen Sinne angewiesen. Sprich: Sie müssen geführt werden, tasten alle Gegenstände ab, die sie benutzen und verständigen sich nur über sogenannte unterstützte Gebärden: Wenn Manuel Hartlöhner, Mitarbeiter in der Wohngruppe, sich mit ihnen verständigen will, legt er beispielsweise seine Hände um die Hände seines Gesprächspartners und zeigt ihm so die Gebärde an. "Sie können sie ja schließlich nicht sehen", erklärt Hartlöhner.

Eine andere Art, miteinander zu kommunizieren, ist das sogenannte Lormen. Der "Sprechende" tastet dabei auf die Handinnenfläche des "Lesenden". Dabei sind einzelnen Fingern sowie bestimmten Handpartien bestimmte Buchstaben zugeordnet. Auf der Daumenspitze sitzt beispielsweise das A und ein Kreis in der Handfläche bedeutet ein S. Zwei der Bewohner beherrschen das Lormen, die anderen wiederum sehen zu gut, um es wirklich zu akzeptieren, weiß Hartlöhner. "Aber wir probieren eben alles aus, um miteinander zu kommunizieren."

Denn Kommunikation ist den Bewohner der Gruppe sehr wichtig. Aber da sie aufgrund ihrer Beeinträchtigung schwerlich Kontakt von sich aus aufnehmen können, wenden sie sich vornehmlich an die Mitarbeiter von Regens Wagner Zell. "Thomas zum Beispiel lebt in seiner eigenen kleinen Welt", erklärt Manuel Hartlöhner. "Aber wir wollen ihn so viel wie möglich am Leben teilhaben lassen."

Deshalb hoffen die Mitarbeiter von Regens Wagner Zell, mit dem Kauf einer Vibrationsmatte eine Kuschelecke zur Entspannung schaffen zu können. "Der Faktor 'sich zu spüren' gewinnt eben für diese Menschen stark an Bedeutung", erzählt Karl Sinke. Und sich spüren, das könnten sie kaum besser als auf solch einer Matte, die man vibrieren lassen kann, damit man sich besser wahrnimmt. "Man spürt den kompletten Körper, es ist beruhigend und spannend und gibt ein Gefühl der Sicherheit", ergänzt Hartlöhner. Die Vibrationsmatte könne man einstellen von sanften Vibrationen bis hin zum "Durchschütteln", je nach Geschmack.

Es gebe zwar auch andere Möglichkeiten wie ein Besuch im Zeller Schwimmbad, aber da seien die Bewohner wieder auf Mitarbeiter angewiesen, die sie begleiten. "Spontan geht da gar nichts", weiß Sinke. Auf die Matte in der Wohngruppe könnten sie sich legen, wenn ihnen danach sei. "Das bedeutet auch noch ein großes Stück Selbstbestimmung." Er hoffe, dass damit die Lebensqualität der Seh- und Hörgeschädigten stark verbessert werde. "Es wird in jedem Fall zu ihrem Wohlbefinden beitragen". Für den Kauf einer solchen Matte ist Regens Wagner allerdings auf Spenden angewiesen, "das ist leider nicht in unserem regulären Budget."